Here & There

In Kapstadt an der Victoria & Alfred Waterfront bei Abenddämmerung. Bilder: knecht reisen

Auf Genuss-Safari am Tafelberg

Bernhard Krieger

Kapstadt lässt sich auf unzählige Arten entdecken. Wir wählen die Geniesser-Variante. Die kulinarischen Topadressen am Kap überzeugen mit fantastischem Ambiente und erstklassigen Weinen.

Als ich die Vorhänge in meinem Zimmer aufziehe, begrüsst mich der neue Tag mit einem fantastischen Panorama. Direkt gegenüber des One&Only Cape Town hüllen die Sonnenstrahlen die steilen Felswände des Tafelbergs in ein weiches Licht. Allein dieser Anblick würde die Stimmung eines jeden Morgenmuffels heben, doch eine extra Aufmunterung ist heute wirklich nicht nötig. Dafür ist die Vorfreude auf unseren kulinarischen Trip durch Kapstadt zu gross.

Die Reise beginnt nur einige Treppenstufen weiter unten beim Frühstück. Im «Reuben‘s», einem der Restaurants des Hotels, erwartet mich mein Freund Herman. Herman ist ein idealer Reisebegleiter für Südafrika – schliesslich spricht er als Niederländer Afrikans und ausserdem ist er ein exzellenter Weinkenner. Beides kann in Südafrika nicht schaden. Das Restaurant von Spitzenkoch Reuben Riffel muss Herman himmlisch vorkommen. Im Rahmen des «Chef and the Vine»-Programms kombiniert  das Restaurant jeden Monat neue Gerichte mit perfekt darauf abgestimmten Weinen von renommierten Winzern.

Früh am Morgen steht aber selbst Weinliebhabern wie uns der Sinn noch nicht nach einem leichten Sauvignon Blanc, einem frischen Chenin Blanc und schon gar nicht nach einem der vollmundigen, oft im Barique ausgebauten Chardonnays, für die Südafrika sich ein der Weinwelt einen Namen gemacht hat – ein frisch gepresster Saft und ein Cappuccino sind jetzt genau das Richtige zu den berühmten Eggs Benedict im «Reuben‘s».

Anschliessend geht es mit dem Wagen von Kapstadts Zentrum aus Richtung Süden. Bald schon haben wir das geschäftige Treiben hinter uns gelassen und damit auch den Geräuschpegel, der unweigerlich mit dem Herzschlag einer Metropole einhergeht. Der ländliche Stadtteil Constantia dagegen empfängt uns mit herrlicher Ruhe und schier endlosen Reihen von Reben.

Mittags kehren wir in das Weingut Constantia Glen ein. Das leicht erhöht liegende Anwesen bietet einen wundervollen Ausblick über die False Bay. Mehr noch als die Aussicht schätzen Gäste allerdings die guten Weine. Beim Gedanken an den Constantia Glen Five, einem klassischen Bordeaux-Blend, kommt Herman regelrecht ins Schwärmen: «Die oft herrlich kühle Meersbrise in der Gegend macht den Wein elegant». Also überlasse ich ihm bei einer Degustation gerne den Vortritt und übernehme auch auf dem Rückweg das Steuer. Den leckeren Flammkuchen, der zum Wein gereicht wird, lasse ich mir trotzdem schmecken.

Die nächste Station unserer Kulinarik-Safari ist das Belmond Mount Nelson Hotel. Die «Tea Time» dort ist eine Institution, das Mount Nelson die «Grand Dame» der Kapstadter Hotels. Am Nachmittag gibt es dort zu süssen und deftigen Köstlichkeiten eine ähnlich opulente Auswahl an Teesorten. Wir bestellen einen kräftigen Russian Blend. Andere haben da schon einen «Kap-Champagner» in der Hand. «Der stammt von der Winzer-Familie von Arnim, Nachfahren des berühmten Dichterpaares Bettina und Achim von Arnim», erklärt Herman. «In Franschhoek produzieren sie aus klassischen Champagner-Rebsorten ihren ‹Cap Classique›.»

Gleicht der grüne Garten des Mount Nelson einer friedlichen Oase inmitten von Kapstadt, erleben wir an der Victoria & Alfred (V&A) Waterfront das genaue Gegenteil. Das Hafenviertel ist Szenetreff und Touristenmagnet. Hunderte Geschäfte, Dutzende Pubs sowie Hotels, Kinos und Museen lassen das Viertel nie zur Ruhe kommen. Im Harbour House direkt am Hafen dringt das fröhliche Stimmengewirr durch die noch immer angenehm warme Abendluft zu uns herauf, während wir mit einem ganz besonderen Sundowner anstossen. «Der Kanonkop Pinotage Black Label 2013 ist ein Vorzeigeexemplar dieser autochthonen südafrikanischen Rebe», sagt Herman über den beeindruckenden Wein.

Ausklang mit 400 Whiskey-Sorten

Auch das Sushi im Harbour House hat einen exzellenten Ruf, uns aber zieht es zum Nachtessen in den «Pot Luck Club» in einem Silo im Old Biscuit Mill-Komplex. Passenderweise mutet die Küche des Restaurants in Kapstadts Künstlergegend an wie eine Bühne. Von den Lampen an der Decke gut in Szene gesetzt erschaffen die Köche vor unseren Augen eine grandiose Tapas-Platte – ein geschmackliches Kunstwerk zum Teilen. Köstlich und wie die Weine Südafrikas äusserst preiswert. Südafrika ist eines der günstigsten Gourmet-Ziele der Welt.

Den Abend lassen wir in der Bascule Bar des Cape Grace Hotel ausklingen, die 400 (!) Whiskey-Sorten aus der ganzen Welt ausschenkt. Meiner alten Regel «drink local» folgend, probiere ich einen südafrikanischen Whiskey. Nicht schlecht, aber längst nicht so gut wie die Weine vom Kap. Herman hat mit seinem südafrikanischen Portwein mehr Glück. «Doornkraal ist das beste Porthaus Südafrikas», schwärmt Herman. Ein würdiger Abschluss einer genussvollen Tour durch Kapstadt.