Here & There

Auf der Meglisalp, entlang dem höchstgelegenen Whiskytrek der Welt. Bilder: HO/SC

Das grosse Staunen hinter dem Säntis

In ihrem neuen Buch «111 Orte rund um den Säntis» beschreiben Silvia Schaub und Nina Kobelt die schönsten Plätze und Orte rund um den Ostschweizer Berg. Wir haben sie nach ihren Top 10 gefragt.

Auch wenn der Säntis mit der Schwebebahn nach einem Lawinengang am 10. Januar erst in einigen Wochen – voraussichtlich im Juni – wieder besucht werden kann: Das Gebiet um den markanten Berg in der Ostschweiz bietet eine Fülle von Alternativen und vielen Gegensätzen: schroffe Felswände, tiefblaue Seen, liebliche Hügellandschaften. Definitiv eine wunderbare Naturkulisse, die es zu entdecken gilt. Nina Kobelt und Silvia Schaub haben 111 Orte rund um den Säntis besucht, die man gesehen haben muss, und in einem 240-seitigen Buch beschrieben. Hier sind ihre 10 Lieblingsplätze:

Die Erlebnis-Alp

Was braucht die Schweiz ein Legoland oder einen Europapark? Sie hat doch die Schwägalp! Natürlich stehe keine spektakulären Bahnen am Fuss des Säntis, dafür locken die Natur und eine Reihe von Themenwegen rund um Alpwirtschaft, Umwelt, Wald und Moorlandschaften. Oder die Schaukäserei bei der Talstation. Oder das «Schwägalp-Schwinget» jeweils Mitte August. Und wer etwas Ruhe sucht, zieht sich in die Bruder-Klause-Kapelle zurück – und geniesst einfach nur die Stille.

Die Ruine Iberg

Die Wattwiler hören es nicht gern, doch abzustreiten ist es nicht: Ihr Wahrzeichen, die Ruine Iberg, die stolz über dem Dorf wacht, ist eigentlich ein Fake. Der Turm mit seinen lustigen Läden und Balkonen wurde erst Anfang des letzten Jahrhunderts erbaut, und nicht, wie es vielleicht den Anschein macht, im dunklen Mittelalter. Was den Spass, auf der Iburg eine Wurst zu grillieren nicht mindert. Ähnlich wie auf der Wildenburg in Wildhaus kann man sich seine Geschichten über Grafen und Äbte selber zusammenspinnen.

Die Hügel-Zauberwelt

Wer von Nesslau aus die Schwägalpstrasse hochfährt, fühlt sich bei Ennetbühl plötzlich wie im Film. Hunderte grasüberwachsene Hügel erinnern an das Hobbitland aus «Herr der Ringe». Gandalf und Frodo hätten bestimmt ihre Freude an dieser Landschaft, die von einem Bergsturz herführt. Wanderwege gibt es viele in dieser Zauberwelt, die noch etwas anderes zu bieten hat: wunderbare, gigantische Ahornbäume auf der Alp «Gössigen» oberhalb von Ennetbühl.

Die Insel Helgoland

Wer will schon an die raue Nordsee reisen, wenn «Helgoland» gleich vor der Haustür liegt? Zwar findet man auf der 1808 Quadratmeter grossen Insel keine Sandstrände, dafür liegt sie paradiesisch schön mitten in der Thur bei Nesslau-Neu St. Johann. Zu ihrem Namen kam sie, als das nahegelegene Kloster während des Ersten Weltkrieges Flüchtlingskinder aus Norddeutschland aufnahm. «Helgoland» sollte ihnen symbolisch ein Stück Heimat geben. Noch heute ist das «Inseli» mit der kleinen weissen Kapelle, den Feuerstellen und Spielbäumen bei Gross und Klein sehr beliebt.

Hinter den sieben Bergen

Selbst Hartgesottene geraten kurz ins Schwitzen, wenn sie in die Holzkiste steigen müssen. Doch die wilde Fahrt mit der Selunbahn lohnt: Oben, hinter den sieben Bergen, ist eine märchenhafte Welt. Nicht nur kann man im Restaurant Wildmannli die Namen der sieben Churfirsten auswendig lernen, sondern auch den kurzen Spaziergang zum Wildmannlisloch unternehmen. Dort hausten einst - der Name sagt es - wilde Frauen und wilde Mannli, und der Findling Johannes Seluner. Eine magische Welt!

Der Mühlbach

Heute ein eher unscheinbares Bächlein, einst Lebensader eines ganzen Dorfes: Die Wasserkraft des Grabser Mühlbachs wird heute nur noch von zwei Betrieben genutzt. Zu sehen gibt es trotzdem viel: Entlang des Weges stehen Tafeln, die über die ehemalige Sägerei, die Maismühlen oder die Waschküche Auskunft geben. Wer die QR-Codes mit dem Handy herunterlädt, kann sich gar während des Spaziergangs Kurzfilme über diese starken Zeiten anschauen.

Der Instagram-Spot

Wo man, jetzt mal abgesehen vom Säntisgipfel selber, den besten Schnappschuss für Instagram macht, kann man nicht sagen - zu viele Orte präsentieren sich atemberaubend fotogen. Ein Ort sei trotzdem erwähnt: Die Saxer Lücke bietet spektakuläre Gesteinsfalten, umwerfende Aussichten auf das Rheintal, den Alpstein und zweitweise auch den Fählensee: Dort steht eine unsichtbare Käsebank. Nach einer kurzen Wanderung erreicht man sie - und gleichzeitig das Restaurant Bollewees.

Der höchstgelegene Whiskytrek der Welt

Sepp Mansers Whisky «Edition Meglisalp» ist der Hammer. Wohl auch deshalb, weil er nicht in irgendeinem Tank gelagert wird, sondern in einem echten Portweinfass auf 1520 Metern über Meer. Um ihn geniessen zu können, muss man freilich gut zu Fuss sein, dauert die Wanderung doch ab Wasserauen rund 2,5 Stunden. Die Meglisalp ist nur eine Station auf dem «höchstgelegenen Whiskytrek der Welt». Mehr als zwei Dutzend Berggasthäuser bieten ihre eigene Version eines Säntis Malt an, darunter auch die spektakuläre Felsenbeiz Aescher oder die Tierwis mit der wohl ältesten Transportseilbahn Europas.

Der Leuenfall

Ein magischer Kraftort ist der Wasserfall bei Lehmen in Weissbad und auch der schönste in der Ostschweiz: der Leuenfall. 34 Meter hoch ist er. Sein Wasser schiesst erst über ein sanftes Mooskissen, bevor es ins Becken fällt. Der Leuenfall stand immer wieder in den Schlagzeilen – mal weil sich die Appenzeller und St. Galler um sein Wasser stritten, mal weil sich ein wagemutiger Kanute mit seinem Boot über den Felsen stürzte und damit einen Weltrekord aufstellte.

Der Ottilia-Brunnen

Ein kurzer Spaziergang lässt einen die Augen reiben: Im Guggerloch im Hirschberggebiet steht eine Kapelle mit einem Brunnen, der es in sich haben soll. Die Stätte ist der heiligen Ottilia gewidmet, die im 7. Jahrhundert blind geboren wurde, und bei ihrer Taufe das Augenlicht wieder erlangt haben soll. Man sagt sich, dass demnach das Wasser aus dem Ottilia-Brunnen bei allen Augenleiden hilft.

(TN)