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Alle Hürden passiert. Das Internaut-Handgepäck darf rein in die Kabine. Auf diesem Flug mindestens. Bild: Internaut

Nie mehr Ärger mit dem Handgepäck im Flugzeug

Andreas Güntert

Wie viel Handgepäck darf mit ins Flugzeug? Hier kommt eine Anleitung für die stressfreie Reise: Zwei Strategien, ein mustergültiger Fall und ein todsicherer Tipp.

56/45/25. Oder 48/33/20. Und dann noch 55/40/23: Was sagen Dir diese Abmessungen?

Nein, das sind nicht die Mini-, Midi- und Maxi-Masse eines Gartentisches nach EU-Norm. Und es sind auch nicht die Längenmasse eines Bauhaus-Coffee-Table-Books für drei verschieden grosse Coffee-Tischli.

Die erwähnten Angaben sind die Masse des erlaubten Handgepäcks bei verschiedenen Airlines. Man merkt schnell: Die Masse sind verschieden. Wie übrigens auch die erlaubten Gewichte. Sie reichen von fünf Kilogramm (Air China) bis 23 Kilogramm (British Airways). In einer Welt, in der alles und jedes reguliert und vereinheitlicht wird, regt sich bezüglich erlaubtem Handgepäck also eine höchst erstaunliche Vielfalt.

Es ist natürlich das gute Recht eines jeden Luftkutschers, eigene Regeln zu machen. Aber zu mehr Frieden über den Wolken führt das nicht. Sondern oft zu mehr Ärger. Meist schon am Boden. Dann nämlich, wenn das mitgebrachte Handgepäck als zu gross oder zu schwer taxiert wird. Oder als zu gross und zu schwer. In jedem dieser Fälle ist mit schmerzlichen Nachzahlungen zu rechnen.

Bei wem kostet es wie viel? Du ahnst die Antwort: Jede Airline langt anders zu. Wie kann man es vermeiden, zu einem Opfer im grossen Handgepäck-Bazar zu werden? Ganz einfach: Indem man sich vorbereitet.

Handgepäck-Strategie 1: Die Liste der grossen weiten Welt

Von allen Handgepäck-Übersichten, die ich mir online angeschaut habe, macht mir der Airline-Luggage-Size-Guide von Expedia den besten Eindruck. Für eine erste Vogelschau zu den herrschenden Abmessungen und Kilogramm-Angaben bezüglich Handgepäck im Flugzeug jedenfalls taugt diese Übersicht über etwa drei Dutzend Airlines ganz ordentlich.

Zwei Bemerkungen dazu: Niemand kann garantieren, dass dieser Guide jederzeit tagesaktuell geführt ist. Deshalb vor jedem Abflug noch einmal kurz die momentan angesagten Bedingungen der gebuchten Airline checken.

Und: Das Handgepäck muss korrekt abgemessen werden. Das heisst: In die angegebenen Masse sind immer auch Rollen, Griffe und (die oft prallvollen) Aussentaschen des Handgepäckstücks einzubeziehen.

Handgepäck-Strategie 2: Abmessen per Handy

Handgepäckstücke selber per Massband oder Lineal ausmessen ist natürlich eine mühsame Angelegenheit. Das weiss man auch beim Reiseportal Kayak. Und führt deshalb in der Kayak-App die Funktion «Miss deinen Koffer».

Mit Hilfe von Augmented Reality filmt man sein Handgepäckstück ab, worauf sich auf dem Handy-Screen ein virtuelles Gitternetz über das gute Teil legt – und dann die Masse errechnet und bekanntgibt.

Ich habe das mehrmals mit meinem blauen Trolley gemacht. Faszinierend, wie sich jeweils wie von Geisterhand filigranste weisse Linien ins Bild und über den Koffer schieben.

Aber auch etwas frustrierend: Wenn man den Koffer nicht millimetergenau abfilmt, wird man zum Schluss verschiedene Resultate erhalten. Wer eine absolut ruhige Hand hat und gute Nerven, kommt hier möglicherweise zu einem guten Ergebnis. Ich habe das nicht. Und bin deshalb nicht sehr happy.

Kommt dazu: Hat man einmal die Masse seines Gepäckstücks zweifelsfrei ermittelt, muss man sich doch wieder schlau machen, ob denn diese Masse mit dem Zentimeter-Regime der jeweiligen Airline übereinstimmen.

Handgepäck im Flugzeug: Ein mustergültiger Fall

Clever gelöst wurde das Problem des Ermitteln der Handgepäckmasse beim englischen Billigflieger Easyjet. Ähnlich wie das Reiseportal Kayak bietet auch die Easyjet-App eine Funktion (aktuell nur für IOS, ab iPhone 6S), mit der das Handgepäck gefilmt werden kann.

Und jetzt bitte rein in die virtuelle Easyjet-Box: Jawohl, dieses Gepäckstück passt. Bild: Internaut

Das coole daran: Es geht bei diesem Vorgang nicht darum, irgendwelche Zentimeter- oder Inches abzuzirkeln. Viel einfacher: Es geht darum, sein Handgepäck in einen virtuellen Käfig zu fahren – und dann zu sehen, ob es reinpasst. Oder eben nicht.

Das ist wirklich hübsch gelöst. Kleiner Wermutstropfen: Es ist nicht ganz easy, auf der Easyjet-App zu diesem Feature zu finden. Es verbirgt sich im Menüpunkt «Meine Reisen» und taucht auf, wenn man dort runterscrollt.

Der todsichere Tipp

Dieser Tipp ist natürlich, wie bei allen todsicheren Angaben, so einfach wie kurz: Wenn Du Dir überhaupt keine Sorgen bezüglich Handgepäck machen willst, nimmst Du besser nicht das Flugzeug.

Sondern die Bahn oder den Bus.

Die grosszügigste Airline (in Handgepäck-Zentimetern)

Vielleicht wünschen die geneigte Leserin und der geneigte Leser zum Schluss noch Klarheit zu den Massen im Einstieg dieses Blogposts.

Bitteschön: 56/45/25* ist das Mass aller Handgepäckdinge bei Easyjet. 48/33/20* gilt für Flüge mit Aer Lingus Regional. Und 55/40/23* ist angesagt bei Lufthansa und Swiss.

Beim Durchstreifen der Handgepäckbedingungen von etwa drei Dutzend Airlines ist mir übrigens Egyptair als grosszügigste Fluggesellschaft aufgefallen. Dort gelten die Masse 58/45/25*.

Ich gratuliere! Und hoffe, dass die zusätzlichen Zentimeter nicht an der Beinfreiheit abgehen.

*am Tag, als dieser Blogpost online ging. Mehr Verantwortung kann der Internaut nicht tragen. Wirklich nicht.