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Was darfs denn sein, wohin geht die Reise? Hier steht der RappiTendero bereit. Bilder: Anina Torrado Lara

Diese kolumbianische App bringt Tempo ins Leben

Anina Torrado

Andere Länder, andere Apps: Rappi ist das Uber aus Kolumbien. Wie eine Alleskönner-App Lateinamerika aufmischt.

Viele der beliebtesten Reise- und Alltag-Apps der Welt stammen aus den USA. Airbnb: USA. Uber? USA. Tripadvisor, Google Earth, Expedia: Same Same. Für einmal gilt dieses «USA first» nicht. Wir richten den Scheinwerfer etwas südlicher: Vorhang auf für die App «Rappi» aus Kolumbien.

Kleine Präambel: In der Schweiz ist «Rappi» ein Kosewort für das ebenso hübsche wie ruhige Zürichsee-Städtchen Rapperswil. In diesem Appéro-Beitrag ist das ganz anders: Denn die kolumbianische App Rappi steht für «rapido», schnell. Nun aber Vorhang auf für eine erstaunliche App, die in ganz Lateinamerika Erfolge feiert.

Wer durch Medellín, Mexico City, Buenos Aires oder Rio läuft, begegnet ihnen überall: den «RappiTenderos» mit ihren knallorangen Rucksäcken. Diese Personal-Shopping-Assistenten nehmen den 13 Millionen Nutzern das Einkaufen, Kochen und die kleinen Sorgen des Alltags ab.

Alleskönner für den Alltag: Rappi, die App mit Schnauz.

Ich bin süchtig nach Rappi. Wenn ich in einer lateinamerikanischen Metropole ankomme, freue ich mich immer auf die freundlichen RappiTenderas und RappiTenderos. Sie gehen für mich einkaufen, liefern das Abendessen, holen Bargeld und nehmen mir Dinge ab, die viel Zeit kosten würden.

Shampoo, Abendessen, Cash – Rappi bringt’s

Ich muss meinen Wunsch nur in die App eintippen, meine Kreditkarte hinterlegen – und los geht’s. Seit ich Rappi vor zwei Jahren in Kolumbien entdeckt habe, wächst das Angebot mit jeder Woche. Immer mehr Restaurants, Supermärkte, Apotheken und Detailhändler springen auf den Zug auf und nutzen den neuen Vertriebskanal.

Es gibt keine Mindestbestellmenge und der Service ist wirklich «rapido». Das Shampoo ausgegangen? Rappi rennt zum Supermarkt und kauft es mir (Kosten: 1.50 Franken). Kein Cash mehr? Rappi bringt mir das Bargeld an die Haustür (Kosten: 2,5 Prozent Kommission).

Und das beste: Die RappiTenderos erfüllen praktisch jeden Wunsch, genannt «RappiFavor» (2 Franken für 4 Kilometer und 30 Minuten Arbeitszeit).

Hombre, wie sieht Oregano aus?

Ich kann ein Paket auf die Post bringen lassen, die Wäsche in die Reinigung schicken oder den RappiTendero bitten, ein Oregano-Sträusschen im Community Garden zu pflücken. Steht er vor dem Beet und weiss nicht genau, welches der Oregano ist, schreibt er mir per Chat und schickt Fotos.

Rappi funktioniert nach dem Uber-Prinzip. Auf der Plattform registrieren sich selbstständige Unternehmerinnen und Unternehmer als «RappiTenderos». Wann immer eine Bestellung reinkommt, schnappt sich eine Person den Job.

Shampoo? Cerveza? Schaumbad? Oder alles zusammen? Die RappiTendera holts und bringts.

Mittlerweile gibt es RappiTenderos, die in den Supermärkten das Bestellte zusammensuchen, bezahlen und die Tüte einem anderen RappiTendero übergeben. Dieser fährt die Bestellung per Velo oder Mofa zum Kunden.

El Hauslieferdienst 2.0: Geboren aus der einstigen Angst

Nie geht es länger als eine Stunde, meist kommt der Einkauf schon nach 30 Minuten an. Der Konsument kann den Status seiner Bestellung live mitverfolgen, mit dem RappiTendero kommunizieren und entspannt zu Hause auf die Lieferung warten.

Es kommt nicht von ungefähr, dass die Alleskönner-App mit dem Schnauz-Logo in Kolumbien erfunden wurde. Hier hat «Domicilio», der Hauslieferdienst, eine lange Tradition, denn früher war es zu gefährlich, nach Einbruch der Dunkelheit das Haus zu verlassen.

Die Kolumbianerinnen und Kolumbianer haben es sich zur Gewohnheit gemacht, Einkäufe ans Domizil liefern zu lassen. Die drei Freunde Felipe Villamarin, Sebastian Mejia und Simon Borrero haben dieses Bedürfnis digitalisiert und die App 2015 auf den Markt gebracht.

Rappi ist über eine Milliarde Dollar wert

Seither hat Rappi dank Investoren nach Argentinien, Chile, Brasilien, Peru, Uruguay und Mexiko expandiert. Der US-amerikanische Wirtschaftsnewsdienst «Bloomberg» spricht von einer «Super-App», die bereits Unicorn-Status hat, also eine Firmenbewertung von über einer Milliarde Dollar aufbringt.

Rappi ist heute in 28 Städten präsent, zählt 13 Millionen Nutzer und hat Partnerschaften mit über 50’000 Unternehmen abgeschlossen.