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1955 wurde die Télépherique de l’Aiguille du Midi eröffnet (Bild). Sie führt von Chamonix in zwei Sektionen auf die Felsspitze. Von der Mittelstation hängt das Seil spektakulär, weil ohne Zwischenstützen, kilometerlang und 1,5 Kilometer hoch bis zur Bergstation auf 3777 Metern. Bild: Savoie Mont Blanc

Das sind die verrücktesten Seilbahnen der Alpen

Egal ob abgedreht auf den Titlis, denkmalgeschützt auf den Predigtstuhl, oben ohne aufs Stanserhorn oder steil bergab in Val d'Isère – in Sachen Bergbahnen haben die Alpen einiges zu bieten. Unsere 10 Favoriten.

Matterhorn-Express (Zermatt)

Der Name Klein Matterhorn ist eine Untertreibung: Der Nachbarberg des Matterhorns ist mit seinen 3883 Metern eine überaus stattliche Erscheinung und wird seit knapp 40 Jahren mit der Luftseilbahn Matterhorn-Express mit zwei Kabinen für je 100 Personen erschlossen. Kommt man oben an, hat man den Eindruck, direkt in die schroffe, fast senkrecht abfallende Felswand hineinzufahren. Die Bergstation ist die höchstgelegene der ganzen Alpen. Um den wachsenden Andrang zu meistern, wurde der neue «Matterhorn Glacier Ride» mit 25 von Pininfarina gestylten Gondeln parallel zur bestehenden Bahn gebaut und hat rechtzeitig für die Skisaison 2018/19 den Betrieb aufgenommen. Er kann statt bisher maximal 600 jetzt 2000 Personen pro Stunde mehr auf das Klein Matterhorn transportieren. Geblieben ist eine der spektakulärsten Aussichten im ganzen Alpenraum, vor allem auch, weil die neuen Gondeln Glasböden haben.

Freccia nel cielo (Cortina d'Ampezzo)

Mit ihren 48 Jahren ist die Luftseilbahn Freccia nel cielo (Himmelspfeil) schon fast ein Oldtimer. Sie bringt Skifahrer von Cortina d'Ampezzo in den italienischen Dolomiten auf mehr als 3200 Meter Höhe. Schiss darf man in dieser Bahn keinen haben, denn sie schwebt nicht nur mehrere Hundert Meter über dem Boden, sondern gibt auch seltsame Geräusche von sich. Zwar wurde der Film «Cliffhanger» mit Sylvester Stallone 1992 nur deswegen hier gedreht, weil die Produktionsfirma in den Rocky Mountains aus Umweltschutzgründen keine Drehgenehmigung bekam. Aber wer einmal mit der Freccia gefahren ist, versteht, wieso Stallone hier furchtbare Höhenangst ausstand.

Vanoise-Express (Savoyen)

Die grösste doppelstöckige Luftseilbahn Europas ist der Vanoise-Express in Savoyen, Frankreich. Sie besteht aus zwei parallelen Anlagen mit je einer Kabine und verbindet über das Tal hinweg die Skigebiete La Plagne und Les Arcs. Leute, die unter Schwindel leiden, sollten nicht mitfahren, denn die Bahn hat keine Stützen, und die maximale Höhe über Grund beträgt 380 Meter. Klaustrophob sollte man ebenfalls nicht sein: In jede Kabine passen 200 Passagiere. Das ist Weltrekord.

G-Link (Wagrain)

Die zwei Kilometer lange G-Link Wagrain verbindet zwei Ski- und Wanderberge in der Salzburger Sportwelt (auf Neudeutsch «Snow Space Salzburg»), die durch das Tal mit der Ortschaft Wagrain getrennt sind. Von der Mittelstation der Seilbahn Flying Mozart (die heisst wirklich so!) am Griessenkareck (1233 m ü. M.) fährt sie hinüber zur Mitte des Grafenbergs auf 1240 Metern. Die Pendelbahn, fertiggestellt 2013, schwebt frei zwischen den beiden Stationen und ermöglicht einen schwindelerregenden Blick hinunter ins Tal.

Titlis Rotair (Engelberg)

Drehrestaurants auf Berggipfeln kennt man. Oberhalb von Engelberg in Obwalden hingegen schraubt sich seit 1992 die erste drehbare Gondel der Welt auf 3020 Meter hoch. Sie wurde 2014 komplett erneuert. Während der fünfminütigen Fahrt von der Zwischenstation Stand (2434 m ü. M.) hinauf auf die Bergstation Klein Titlis dreht sich die Gondel einmal um die eigene Achse. Die Drehung ist sanft; schlecht sollte es niemandem werden. Hingegen bietet sich ein ständig wechselndes Panorama; der Blick schweift über steile Felswände, Gletscher und schneebedeckte Gipfel. Bei der Bergstation findet man auch die höchstgelegene Hängebrücke Europas, genannt «Titlis Cliff Walk».

Leissieres-Express (Val d'Isère)

Auf dem Leissieres-Express im Val d'Isère, einer Sesselbahn, steigt man zuerst steil den Berg hoch. Oben auf der Kuppe geht der Blick plötzlich ins Leere, und man wird von Panik gepackt, weil man den Eindruck bekommt, senkrecht den Berg hinunterzurasen. Wer schon einmal eine Achterbahn hinuntergedonnert ist, kann sich das Gefühl lebhaft vorstellen.

Grosskabinenseilbahn Bad Reichenhall (Oberbayern)

Gleichzeitig wie die Corvigliabahn in St. Moritz wurde 1928 in Oberbayern die Grosskabinenseilbahn von Bad Reichenhall auf den Predigtstuhl gebaut. Im Gegensatz zu den meisten anderen Bahnen aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg ist die Predigtstuhlbahn noch immer in Betrieb. Sogar das originale Tragseil ist bis heute im Einsatz und soll es auch bleiben: Als einzige Seilbahn der Welt steht die Predigtstuhlbahn unter Denkmalschutz.

Stanserhornbahn (Nidwalden)

Nur von Frühling bis Spätherbst fährt die Stanserhornbahn (offiziell «CabriO» genannt) in Nidwalden, und ihre Bergstation liegt auf lediglich 1800 Metern. Doch sie hat es in sich: Es ist die weltweit erste Cabrio-Seilbahn. Sie besteht aus zwei verglasten Kabinen mit Platz für je 60 Passagiere, von denen eine elegante Wendeltreppe hinauf auf das offene Oberdeck führt, wo weitere 30 Leute Platz finden. Das Projekt, realisiert 2012, kostete stolze 29,5 Millionen Franken. Aber es hat sich doppelt gelohnt: Erstens hat man vom Oberdeck eine unglaubliche Panoramasicht. Und zweitens verzeichnet die Bahn seit der Eröffnung ein Rekordjahr nach dem anderen.

Penkenbahn (Zillertal)

Die neue Penkenbahn in Mayrhofen im Tiroler Zillertal ging im Dezember 2015 in Betrieb, eine hochmoderne 3S-Bahn: Dreiseil-Umlaufbahn bedeutet, dass die Bahn auf zwei fix montierten Tragseilen gleitet und von einem umlaufenden Zugseil bewegt wird. Die Bahn, die knapp 50 Millionen Euro gekostet und eine 20 Jahre alte Einrichtung ersetzt hat, kann in 33 Gondeln mit Sitzplätzen für jeweils 24 Personen knapp 3000 Passagiere pro Stunde auf den Berg hieven. Spektakulär ist der Neigungswinkel der Bahn von maximal 74 Prozent. Auf der Bergfahrt fühlt man sich fast wie in einem Lift, auf der Talfahrt beinahe wie im freien Fall.

Télépherique de l’Aiguille du Midi (Chamonix)

Noch um mehr als ein Jahrzehnt älter als die Freccia nel cielo sind die Seilbahnen von Chamonix am höchsten Bergmassiv der Alpen, dem Mont Blanc. 1955 wurde die Télépherique de l’Aiguille du Midi eröffnet. Sie führt von Chamonix in zwei Sektionen auf die Felsspitze. Von der Mittelstation auf der Plan de l’Aiguille (2310 m ü. M.) hängt das Seil spektakulär, weil ohne Zwischenstützen, kilometerlang und 1,5 Kilometer hoch bis zur Bergstation auf 3777 Metern. Die Télécabine Panoramic Mont-Blanc, eröffnet 1957, verbindet die Aiguille du Midi mit der Pointe Helbronner (3462 m ü. M.). Die Fahrt ist atemberaubend, weil sie einen unglaublichen Blick auf den Mont Blanc und andere zerklüftete Felsriesen, auf Gletscher und das Vallée Blanche weit unten bietet. Von der Pointe Helbronner kann man mit der Funivie Monte Bianco nach La Palud im italienischen Aostatal hinunterfahren und so mit der Seilbahn die ganzen Alpen überqueren.

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