Here & There

Leben im Quadrat: Das Hotel Placid in Zürich-Alstetten macht mit bei Open House Zürich 2018. Bilder: der Internaut

Blick hinter Zürichs Fassaden

Andreas Güntert

Für einmal in Häuser reinschauen, die man gar nicht kennt: Das ist das Programm der «Open House»-Aktionstage. Am 29. und 30. September 2018 in Zürich – und darüber hinaus querweltein angesagt.

Wie es wohl so aussehen mag drinnen in dieser Villa, diesem Schulhaus oder jenem Kreativ-Loft? Ich muss es mir in der Regel selber ausmalen. Denn ich komme ja nicht rein, nie.

Nie? Das stimmt nicht ganz. Denn weil es vielen Menschen so geht wie mir, wurde die Aktion «Open House» erfunden. Tage, an denen sich viele spannende Häuser öffnen. Das Motto dabei: «Architektur für alle.»

Am Beginn der Bewegung stand London, wo der Open-House-Event seit 1992 jährlich stattfindet. Nach und nach kamen weltweit mehr Städte hinzu; aktuell sind es 42. In Zürich gibt es den Anlass seit 2016. Im ersten Jahr machten um 70 Häuser mit beim allgemeinen Züri-House-Watching, 2017 waren es dann um 80 – und dieses Mal sind es schon 107. Was «dieses Mal» ganz konkret bedeutet: Open House Zürich findet dieses Weekend statt, am 29. und 30. September 2018.

Öffnet ebenfalls seine Türen: das Boutique Hotel Helvetia. Oder «Helvti», wie man in Züri sagt.

Was mir dabei besonders gefällt: Unter den 107 Bauten sind auch Hotels, vier an der Zahl. Auch hier hat sich die Teilnahme über die Jahre verbessert; 2016 machte in Zürich ein Hotel mit, 2017 waren es drei. Ich finde das deshalb besonders spannend, weil man die Hotels in der eigenen Stadt ja oft nicht gut kennt. Zwar ist eine Hotelnacht in der eigenen Stadt, eine kleine Flucht ins unbekannte Bekannte, sehr zu empfehlen. Aber man tut es in den seltensten Fällen. Die Miete im eigenen Zuhause läuft ja, unerbittlich.

Das Zürcher Hotel-Quartett am Open-House-Tag 2018 ist sehr verschieden geartet. Da gibt es das Hotel Placid in Zürich-Altstetten, ein strenger und multifunktionaler Glaspalast. Dann das mondäne Atlantis by Giardino, die Wiederauferstehung des legendären «Atlantis». Während dieses Haus etwas ausserhalb der City liegt, punktet das Boutique-Hotel Marktgasse mit zentralster Lage mitten im Ausgehviertel Niederdorf. Und, Nummero vier, das Boutique-Hotel Helvetia. Ein Fall, der prima zu mir passt: Jeden Tag fahre ich mit dem Tram an dem Haus vorbei. Habe ich das Hotel je von innen gesehen? Nein, bisher nicht.

Barcelona, New York oder Stockholm

Aber das kann sich ja ändern. Just an diesem Weekend. Wobei es sich lohnt, sich seine Wunschobjekte vorab genau anzuschauen. Einzelne Häuser wünschen eine Reservation. Weil sie sonst überrannt würden von Typen wie mir. Andere wiederum bieten spezielle Führungen an. Im Placid etwa wird Architekt Piet Eckert über das Haus und dessen «Quadratur des Lebens» sprechen.

Zur Ehrenrettung der Restschweiz muss ich hier übrigens sagen, dass Zürich nicht die einzige Schweizer Stadt ist, die in der Open-House-Bewegung mitmacht. Seit 2018 ist auch Basel mit von der Partie. Aber leider – so sorry – haben die Bebbi ihren Architektur-Striptease schon im Mai dieses Jahres hingelegt.

Was uns zu einem Phänomen bringt, das ich «ROFZ» nenne: Richtiger Ort, falsche Zeit. Die richtig guten Dinge finden leider selten dann statt, wenn man am richtigen Ort ist. Viele der 42 Städte haben Ihr «Open-House»-Weekend in diesem Jahr tatsächlich schon abgespult. Aber nicht alle: Knaller-Cities wie Barcelona, New York oder Stockholm stehen noch bevor. Die ganze Liste mit allen Daten gibt es hier.

In welches Haus oder welches Hotel also? Ich weiss es noch nicht. Was ich aber weiss: ich bin in Town. Und befinde mich somit in einem ebenso seltenen wie glücksversetzenden Zustand. Ich nenne ihn RORZ: Richtiger Ort, richtige Zeit.