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Das Mandarin Oriental Hongkong – das Flaggschiff der Luxushotelmarke Mandarin Oriental. Bilder: zVg

De Luxe Auf ein kulinarisches Fest in Hongkong und Peking 

Carsten K. Rath

Der frühere Grandhotelier Carsten K. Rath, Betreiber des Hotelrankings die-101-Besten, checkt in zwei Häusern der Mandarin-Oriental-Gruppe in Hongkong und Peking ein. Die Asiaten sind leidenschaftliche Gastgeber und für ihre meisterhaften Kochkünste bekannt. Eine besondere kulinarische Erfahrung macht unser Kolumnist zunächst in Hongkong. 

Wie beschreibe ich Ihnen am besten die Ankunft im Mandarin Oriental in Hongkong? Ich versuche es mit dem Gefühl von Vertrautheit, das ich augenblicklich spüre, obwohl ich hier zum ersten Mal einchecke.

Im Aufzug treffe ich auf Hoteldirektor Greg Liddell, der mich mit einem Lächeln begrüsst: «Hallo Herr Rath, ich habe auf Sie gewartet.» Eine kleine Geste – und doch so wirkungsvoll. Diese aufrichtige Herzlichkeit erzeugt bei mir vom ersten Moment an ein Gefühl des Willkommenseins.

Auf meinem Zimmer überrascht mich ein Korb mit meinen Lieblingsfrüchten. Die Beeren sind so frisch, als wären sie eben erst gepflückt worden. Daneben liegen zwei Willkommensbriefe, einer vom Hoteldirektor des Mandarin Oriental Zürich, der weiss, dass ich hier bin, der andere von Richard Langonée, dem Direktor des Mandarin Oriental in Peking, den ich in wenigen Tagen treffen werde. Kleine Gesten, die schon meine Ankunft zum Erlebnis machen.

Guter Schlaf in Leinen, Daunen und besten Kopfkissen

Als das Flaggschiff der Mandarin-Oriental-Gruppe 1963 eröffnet wurde, war es das höchste Gebäude der Stadt und Vorreiter eines neuen Standards in der asiatischen Luxushotellerie. Damals noch aussergewöhnlich waren ein eigenes Bad in jedem Zimmer, Direktwahltelefone, klimatisierte Zimmer und ein Pool auf dem Dach.

2005 wurde das Haus umfassend renoviert, ein Jahr lang blieb es geschlossen, um die Zimmer zeitgemäss zu gestalten. Heute gehören interaktive Entertainment-Systeme, smarte Lichtsteuerung und High-Speed-WLAN zum Standard. Ich schlafe hervorragend in Leinenbettwäsche, Daunenkissen und einer Auswahl verschiedener Kopfkissen.

Service Excellence moderner Luxushotels und asiatisches Flair – Garant für einen exquisiten Aufenthalt.

Faszinierend finde ich die Kunst, die mich überall im Haus umgibt. Traditionelle chinesische und zeitgenössische Werke harmonieren mit dekorativen Elementen der 1960er-Jahre, die der Designer Don Ashton entwarf. Der vielseitige Künstler, der auch bei Filmklassikern wie «Die Brücke am Kwai» Regie führte, entwickelte gemeinsam mit dem Architekten John Howarth das unverwechselbare Ost-West-Design des Hauses – ein gestalterisches Erbe, das bis heute spürbar ist.

Stille Opulenz fernöstlicher Grandezza im Man Wah

Alles hier im Haus ist Weltklasse, aber selbst der grosszügige und über drei Etagen verteilte Spa gerät fast in den Hintergrund bei dem opulenten kulinarischen Angebot. Direktor Greg Liddell empfiehlt einen Abstecher ins nur ein paar Hundert Meter entfernte Schwesterhaus Landmark Mandarin Oriental. Aktuell wird es renoviert, aber das kulinarische Angebot mit insgesamt acht Michelin-Sternen bleibt davon unberührt.

Stilvoll speisen im Landmark Oriental Hongkong – acht Michelin-Sterne vereint unter einem Dach.

Im 25. Stock besuche ich das Man Wah und geniesse beim Essen den Blick auf den Hafen, wo Schiffe um die Wette segeln. Die untergehende Sonne taucht die Silhouette der Hochhäuser in ein warmes Licht, sie scheint mit dem Urwald zu verschmelzen. Die Szenerie fügt sich nahtlos ein ins Interieur: die leinenbezogenen Stühle, schwere Seidenstoffe, die funkelnde Handschrift von Van Cleef & Arpels – alles verströmt die stille Opulenz fernöstlicher Grandezza. Würde jetzt ein chinesischer Kaiser mit seinem Gefolge hier zur Tafel bitten – nichts würde für mich mehr passen.

Ich fühle mich rundum wohl, der Service ist unaufdringlich, aber stimmig. Der Kellner kennt meinen Weingeschmack, serviert einen trockenen Chablis, meine Lieblingsmarke. Das Menü ist wunderbar darauf abgestimmt. Das ist für mich Kulinarik in Perfektion.

Das rote Pferd passt stimmig ins Gesamtbild

Kann das Mandarin Oriental Wangfujing in Peking kulinarisch mithalten mit Hongkong? Ich beantworte Ihnen die Frage später, weil mich zunächst wieder die Kunst in ihren Bann zieht. Beim Einchecken fällt mir ein Fächer mit einer grossen Blüte ins Auge. Hoteldirektor Richard Langonée klärt mich auf: Kein Geringerer als der Art Director Tim Yip, der für das beste Szenenbild im Film «Crouching Tiger, Hidden Dragon» den Oscar gewann, hat das Kunstwerk entworfen. Wie es scheint, hat die Mandarin-Gruppe ein Faible für grosse Namen der Filmkunst.

Mandarin Oriental Wangfujing in Peking – exquisite Symbiose von Kunst und Luxus.

Auch hier gefällt mir, wie das Haus Kunst und Luxus kombiniert und in seine Angebote integriert. In der Lobby und den Fluren begegne ich zeitgenössischen chinesischen Arbeiten, darunter Gemälde, Skulpturen und Installationen, die den Charakter des Hauses prägen, ohne es zu dominieren. Nur ein rotes Pferd auf einem Flur kann ich stilistisch nicht einordnen. Aber es wirkt stimmig und passt zum Gesamtbild.

Blick auf die Dächer der Paläste der chinesischen Kaiser

Richard Langonée erzählt mir von den Herausforderungen nach den schwierigen Coronajahren. Das Hotel hatte 2017 eröffnet und kaum Zeit, sich zu positionieren. Viele potenzielle Gäste kannten das Haus noch nicht, also musste man nach Corona mit aussergewöhnlichen Veranstaltungen um Aufmerksamkeit kämpfen, um sich im Luxussegment neu zu positionieren und zu behaupten.

Das haben sie geschafft, wie ich finde. Wie bei allen 43 Häusern der Hotelkette gelingt auch hier die Symbiose zwischen der Service Excellence moderner Luxushotels und einem wohldosierten asiatischen Flair.

Die Dachterrasse gibt den Blick frei auf die Verbotene Stadt.

Fast alle 73 grosszügigen Zimmer und Suiten, zwischen 55 und 260 Quadratmeter gross, bieten einen Blick auf die «Verbotene Stadt», den historischen Palastkomplex im Herzen Pekings.. Auch aus meinem Zimmer schaue ich auf die majestätische Anlage mit den gelb glasierten Dachziegeln, der Symbolfarbe der chinesischen Kaiser. Sie lebten hier über viele Jahrhunderte bis zur Revolution von 1911. Die räumliche Nähe zur „Verbotenen Stadt“ schafft ein Ambiente, das perfekt zum künstlerischen und kulturellen Ethos des Mandarin Oriental Wangfujing passt.

Der Mandarin Grill vereint französische Haute Cuisine mit amerikanischen Steakhouse-Klassikern.

Mein lichtdurchflutetes Zimmer ist mit moderner Technik wie Bose-Soundsystem und Dyson-Haartrockner ausgestattet. Im Memory-Foam-Bett mit Bettwäsche aus ägyptischer Baumwolle schlafe ich fantastisch, Kaschmirdecken und Fussbodenheizung auch in den Marmorbädern sorgen für ein Höchstmass an Komfort.  

Bestes Fleisch gegrillt über natürlicher Holzkohle

Zurück zur Eingangsfrage und zum kulinarischen Konzept des Mandarin Grill, wo Küchenchef Christophe Riou seine Kreationen der französischen Haute Cuisine mit amerikanischen Steakhouse-Klassikern kombiniert. Der Bretone legt grossen Wert auf die Auswahl bester Fleischsorten, die er über natürlicher Holzkohle ohne Zusatzstoffe grillt. Das Ergebnis ist eine Fusionküche, die sich auch ohne asiatische Einflüsse erfrischend vom traditionellen Fine Dining anderer Restaurants unterscheidet.

Die kulinarischen Konzepte des Man Wah und des Mandarin Grill überzeugen mich, daher erlaube ich mir kein Urteil über einen qualitativen Unterschied. Es passt aber ins Bild meiner Eindrücke über die beiden Mandarin-Häuser in Hongkong und Peking, die für mich herausragend sind und in meinem persönlichen Ranking der Luxushotels ganz weit oben stehen.

Raths Reise-Rating

  • Ganz grosses Kino
  • Wenn’s nur immer so wäre
  • Hohes Niveau, mit ein paar wenigen Schwächen
  • So lala, nicht oh, là là
  • Besser als in einem Hostel
  • Ausdrückliche Reisewarnung

Zum Autor

Als früherer Grandhotelier und Betreiber des relevantesten Hotel Rankings im deutschsprachigen die-101-besten.com ist Carsten K. Rath Globetrotter von Berufs wegen. Sämtliche Hotels, über die er für Travelnews schreibt, bereist er auf eigene Rechnung.

Rath ist zudem Autor der Bücher «Die 101 besten Hotels Schweiz 2025» Mit seinem Ranking kam er im Jahr 2024 erstmals in die Schweiz. Eine Bestellung des Buches «Die 101 besten Hotels Deutschland» ist gerne per E-Mail an board@i-sle.ch möglich. oder online unter: