Lifestyle
Tested Übernachten mit den Stars und Sternchen im «The Pierre New York»
Carsten K. RathNew York ist ein anspruchsvolles Terrain. Ambitionierte Geschäftsleute und aufstrebende Künstler bahnen sich hier ihren Weg durchs harte Grossstadtleben. Auch Hoteldirektoren stehen vor einer grossen Herausforderung: In New York haben die Gewerkschaften das Sagen. Das macht eine individuelle Hotelführung kaum möglich. Ich freue mich dennoch auf meinen Aufenthalt, denn ich sehe mir dieses Mal das Fünf-Sterne-Hotel «The Pierre» an, das direkt gegenüber dem Central Park liegt.
Das Haus gehört zur Gruppe der Taj-Hotels, mit denen ich bereits sehr gute Erfahrungen gemacht habe. Die Taj-Häuser sind überall auf der Welt verteilt. Ich habe sie bereits in London, Südafrika und auf den Malediven getestet und war jedes Mal beeindruckt. Wie wird sich «The Pierre» schlagen? Meine Erwartung ist hoch, immerhin beherbergte dieses New Yorker Haus bereits einige prominente Personen, darunter auch Elizabeth Taylor, Sophia Loren oder Yves Saint Laurent, um historisch zum bleiben.
Ein Juwel im grauen Grossstadtleben
Dieses Mal fliege ich mit Singapore Airlines von Frankfurt nach New York. Die Airline ist seit vielen Jahren die unangefochtene Nummer eins, weltweit sozusagen das «Vier Jahreszeiten» der Fluggesellschaften. Das liegt an den komfortablen Sitzen, dem modernen Entertainment, den schmackhaften Speisen und vor allem an den Menschen, die dort arbeiten.
Ich erlebe die Flight Attendants von Singapore Airlines als ausserordentlich zuvorkommend und kompetent, was vermutlich an ihrer Schulung liegt, die dreimal so lange dauert wie bei anderen Airlines. Wann immer sich eine Möglichkeit ergibt, einen Extrawunsch zu erfüllen, geht das Flugpersonal darauf ein. Ja, es verlangt geradezu danach. Als ich mir in der Economy-Class einen Cappuccino wünsche, wird mir dieser kurze Zeit später aus der Business-Class organisiert. Eine Serviceleistung auf höchstem Niveau.
Die Reise startet also bestens und bleibt grossartig, als ich «The Pierre» sehe: ein majestätisches, 160 Meter hohes Gebäude aus den 1920er-Jahren mit Säulen, Verzierungen und hohen Fenstern. Die Architektur spiegelt den Glamour und die Opulenz der Goldenen Zwanziger wider.
Innen wird das Thema erfolgreich fortgeführt: Die Lobby ist mit ihrem Marmorboden in Schachbrettoptik und den vielen Kronleuchtern ein echter Hingucker. Über 500 Zimmer, die ebenfalls klassisch und luxuriös eingerichtet sind, stehen den Gästen im «The Pierre» zur Verfügung. Dazu zählen neben Hotelzimmern, Suiten und Grand Suites auch Eigentumswohnungen, die zum Verkauf angeboten werden. Hier hat der eine oder andere Promi schon zugeschlagen.
Beeindruckende Serviceleistungen
Schon zum Beginn meines Aufenthalts fällt mir das überaus zuvorkommende Service- und Concierge-Personal auf. Unschlagbar ist für mich der Charme der Damen und Herren, die den Lift fahren und die Gäste nach oben in die Zimmer oder zurück nach unten in die Lobby begleiten. Eine der Lift-Ladies ist Khady Gueye. Sie macht ihren Job so herausragend, dass sie von Forbes zur besten Mitarbeiterin des Hauses gekürt wurde. Zu Recht: Sie ist charmant, humorvoll und hat immer das richtige Wort zur richtigen Zeit parat.
Eine weitere Serviceleistung, die mich beeindruckt, ist der Shuttle-Service. Er steht den Gästen kostenfrei zur Verfügung und ermöglicht Transporte durch New York in einem S-Klasse-Mercedes. Der Service wird von 12 bis 22 Uhr angeboten und funktioniert nach dem Prinzip «First come, first served».
Beim Frühstück spüre ich allerdings deutlich die Gewerkschaft, die im Hintergrund die Fäden zieht. Ich ordere einen Kaffee, leider ist die Kaffeemaschine kaputt. Der freundliche Mann an der Bar bietet mir Tee als Alternative an – die Kaffeemaschinen der anderen Abteilungen dürfe er nicht bedienen. Andere Abteilung, andere Gewerkschaft.
Als der Hotelmanager auftaucht, schlägt er vor, den Kaffee für mich zu besorgen. Im Gegensatz zum Kellner hat er dafür die Befugnis. Ein unnötiges Ärgernis, aber dafür kann das Hotel Management nichts – das ist eben New York. Hier vermisse ich das meistens kooperative Gewerkschaftsdenken, das ich aus Deutschland kenne.
Mein Fazit
Ich habe schon in vielen Hotels in New York übernachtet, aber in keinem habe ich mich so wohlgefühlt wie im «The Pierre». Der Service ist zuvorkommend, die Ausstattung lässt keine Wünsche offen, die Lage am Central Park ist perfekt. «The Pierre» ist natürlich schon etwas in die Jahre gekommen. Auch wenn das Gebäude bereits mehrfach renoviert wurde, zählt es zu den «Old-School-Hotels» der Grossstadt. Aber genau das macht seinen Charme aus. «The Pierre» ist für mich vor allem eins: ein Zuhause im harten, kalten New York.
Zum Autor
Als früherer Grandhotelier und Betreiber des relevantesten Hotel Rankings im deutschsprachigen Raum die-101-besten.com ist Carsten K. Rath Globetrotter von Berufs wegen. Sämtliche Hotels, über die er für Travelnews schreibt, bereist er auf eigene Rechnung.
Rath ist zudem Autor der Bücher «Die 101 besten Hotels» zum Ranking. Eine Vorbestellung des neuen Buches «Die 101 besten Hotels: Schweiz, Österreich, Südtirol und Deutschland», das am 5. Mai 2024 erschienen ist, ist per E-Mail unter board@i-sle.ch möglich.