Lifestyle
«Niemand streicht seine Badeferien auf Kosten von Workation»
Reto SuterEr war schon am Kuhdamm in Berlin und beim Prater in Wien. Seit vergangener Woche steht er am Port Adriano im Südwesten Mallorcas: ein innovativer Container-Bau der Lufthansa Group, der von A-Z auf Workation ausgerichtet ist.
28 Mitarbeitende von Business-Partnern der Swiss dürfen diese Woche für ein paar Tage in den Mix zwischen Job und Freizeit eintauchen und die Vorzüge von Workation an bester Lage geniessen. Travelnews war zum Start mit dabei und fragte bei Marco Willa, Head of Regional Sales Switzerland bei der Swiss, nach, was es mit dem Projekt auf sich hat.
Die Swiss hat zu einem Workation-Trip nach Mallorca geladen. Welche Idee steckt hinter diesem Projekt?
Marco Willa: Wir haben festgestellt, dass Workation immer stärker nachgefragt wird. Deshalb haben wir uns gefragt, wie wir das Thema auf attraktive Weise erlebbar machen können. Uns war schnell klar: Wenn wir etwas machen, dann richtig. Wir wollten nicht einfach in Zürich einen Co-Working-Space einrichten, sondern auch Ferienfeeling vermitteln. So ist die Idee für diesen Trip nach Mallorca entstanden.
28 Bewerberinnen und Bewerber von Business-Partnern dürfen daran teilnehmen. Wie wurden sie ausgewählt?
Für uns steht bei diesem Projekt klar die Reisebranche im Fokus, viele Reiseveranstalter interessieren sich für dieses Thema, und das freut uns sehr. Wir wollten aber auch KMU aus ganz anderen Bereichen für das Projekt begeistern. Das Echo auf die Ausschreibung war überwältigend. Es gingen mehrere hundert Anmeldungen von Leuten ein, die mit nach Mallorca kommen wollten.
Was braucht es, damit ein Workation-Aufenthalt für den Arbeitgeber und die Arbeitnehmerin gleichermassen zu einem Erfolg wird?
Zentral ist sicherlich, dass die Arbeitsumgebung optimal ausgestaltet ist. Das heisst: eine schnelle Internetverbindung, Rückzugsorte für vertrauliche Gespräche, in wärmeren Ländern eine Klimaanlage sowie ein Grundangebot an Verpflegung mit Kaffee, Tee und Snacks. Das alles sollte gegeben sein, zeigt zumindest meine eigene Erfahrung.
«Ich mache ein- bis zweimal pro Jahr eine Workation in London»
Haben Sie auch vor dem Aufenthalt auf Mallorca schon einmal eine Workation gemacht?
Bevor ich meinen aktuellen Job antrat, war ich vier Jahre in England tätig. Seit meiner Rückkehr in die Schweiz gehe ich jedes Jahr ein- bis zweimal zurück nach London. Dabei arbeite ich stets auch einige Tage von dort aus.
Die Arbeit ist der eine Teil von Workation, die Freizeitgestaltung der andere. Was gehört für Sie dazu, damit die Mischung zwischen Job und Vergnügen stimmt?
Ich habe eine Familie mit drei Kindern. Dadurch habe ich den Szenenwechsel nach der Arbeit jeweils auf Knopfdruck (lacht). Allzu viel Programm brauche ich gar nicht, um glücklich zu sein. Ich bin ein Naturliebhaber, gehe gerne spazieren und wandern. Und ich esse gerne gut.
Sieht die Swiss anhand der Buchungen, dass Workation im Reisemarkt wichtiger geworden ist?
Wir spüren den Workation-Trend seit Ende der Corona-Pandemie. Wobei für uns bei einer Buchung natürlich nicht ersichtlich ist, ob es sich um einen Workation-Aufenthalt handelt oder nicht. Wenn Unternehmen für ihre Mitarbeitenden eine Reise buchen, sehen wir aber, dass sich die Zeitspanne zwischen Hin- und Rückflug tendenziell verlängert. Das spricht dafür, dass Workation in der Arbeitswelt immer mehr ankommt und vermehrt auch aus dem Ausland gearbeitet wird.
Welche Destinationen sind hier gefragt?
Beliebt sind Spanien und Portugal und dort insbesondere Städte am Meer. Beispielsweise Lissabon, Porto, Barcelona und Alicante. Gefragt ist aber auch Skandinavien mit Städten wie Kopenhagen, Stockholm und Oslo.
«Workation ist keine direkte Konkurrenz zu anderen Reiseformen»
Als wie gross schätzen Sie das Potenzial von Workation ein?
Es ist zweifellos ein wachsendes Segment. Workation wird aber nie in direkter Konkurrenz zu anderen Reiseformen stehen. Niemand streicht auf Kosten einer Workation seine Bade- oder Tauchferien. Ich sehe Workation als zusätzliche Option für Menschen, die sich einen Tapetenwechsel wünschen – ohne dass sie deswegen auf andere Reisen verzichten müssen.
Ist die Möglichkeit von Workation inzwischen auch ein Kriterium, um als Arbeitgeber auf dem Personalmarkt attraktiv zu sein?
Das kann ich mir gut vorstellen, ja. Ortsunabhängige Arbeitsmodelle, zu denen eben auch Workation gehört, sind immer akzeptierter und können einen echten Mehrwert bieten. Gleichzeitig darf man nicht vergessen, dass es auch viele Berufe gibt, bei denen das nicht möglich ist.
Das heisst, das Thema Workation kommt auch bei Bewerbungsgesprächen vermehrt aufs Tapet?
Ich denke nicht, dass das Thema Workation im Bewerbungsprozess gross zur Sprache kommt. Aber das Bedürfnis, auch von zu Hause oder unterwegs arbeiten zu können, ist markant gestiegen. Das spüren wir auch bei uns. Die Frage, wie flexibel wir als Unternehmen punkto Remote Work sind, taucht oft auf. Viele Mitarbeitende wollen nicht mehr an einen fixen Arbeitsplatz gebunden sein. Mir persönlich ist es wichtig, dass wir hier mit der Zeit gehen und unseren Mitarbeitenden flexible Arbeitsmodelle anbieten, wo immer das möglich ist.
Wie verfährt die Swiss bei den eigenen Mitarbeitenden, wenn jemand einen Workation-Aufenthalt machen möchte? Gibt es einen klaren Rahmen, was möglich ist und was nicht?
Unsere Mitarbeitenden, die nicht an einen fixen Arbeitsplatz gebunden sind, können zeitweise auch aus dem Ausland arbeiten. Bei uns ist eine solche Workation bis zu 30 Tage im Jahr innerhalb von Europa möglich, solange das im Team abgesprochen ist und die hohe Qualität der Arbeit bestehen bleibt. Wir erwarten insbesondere, dass die Teamarbeit reibungslos funktioniert und setzen dafür, wie generell beim Thema Homeoffice, auf die Selbstverantwortung unserer Mitarbeitenden. Damit machen wir sehr gute Erfahrungen.