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Ein Olympiabecken, mehrere geheizte Innen- und Aussenpools, ein Sprungturm, eine Wasserrutsche und ein künstlicher Wildbach gibt es in den Therme Lindau. Alle Bilder: zVg

Die Renaissance der Thermalbäder

Was machen Feriengäste in schneearmen Wintern und verregneten Sommern? Sie wellnessen. In jüngster Zeit sind im Alpenraum etliche neue Thermalbäder eröffnet worden. Wir stellen vier besonders eindrückliche vor.

Schwitzen im Amphitheater

Am Ufer des Bodensees gibt es einige Thermalbäder. Die Therme Lindau, im Sommer 2021 eröffnet, setzt aber neue Massstäbe. Ein Olympiabecken, mehrere geheizte Innen- und Aussenpools, ein Sprungturm, eine Wasserrutsche und ein künstlicher Wildbach laden zur sportlichen Betätigung. Davor liegt ein riesiges natürliches Schwimmbecken: der Bodensee.

Nach dem Badeplausch bietet die Wellnessoase Entspannung: Sieben Behandlungskabinen und zwölf Saunen stehen zur Auswahl. Die grösste für maximal 120 Schwitzende hat die Form eines Im Amphitheaters, das man von oben betritt, während unten die Aufgüsse zelebriert werden. Zur Entspannung gibt es im zweistöckigen Ruhehaus Liegen, eine Kaminecke und eine Lounge mit Wasserbetten. Panoramascheiben geben weite Blicke auf die Landschaft frei.

Im puristischen Bau dominieren natürliche Materialien wie Felsplatten, Steine und helles Holz. Mosaikfliesen mit eingewirktem Gold und Beckenumrandungen aus schwarzem Stein vermitteln einen luxuriösen Touch. Natürlich fehlt auch die Gastronomie nicht: Hungrige können zwischen sechs Restaurants wählen.

Nach dem Badeplausch bietet die Wellnessoase Entspannung.

Die gegenüberliegende Seeseite wird von der grandiosen Kulisse des Alpsteins mit dem Säntis dominiert. «Wir freuen uns auf Schweizer Besucherinnen und Besucher», sagt «Bäderkönig» Andreas Schauer, der in Lindau schon sein 14. Thermenprojekt realisiert hat: «Und wir bieten ihnen die schönste Aussicht auf die Heimat.»

Botta lädt zum Baden

Das Thermalbad trägt den rätselhaften Namen «Fortyseven». Grund: Das Schwefelwasser, das hier entspringt, ist bis zu 47 Grad warm. Das machten sich schon die Römer zunutze, die den Grundstein für die Badetradition in Aquae Helveticae legten, der heutigen Stadt Baden im Aargau. So begann vor 2000 Jahren eine wechselvolle Geschichte.

An deren vorläufigem Ende stand 2002 die Schliessung des einst stolzen Hotels «Verenahof» und 2012 des letzten Thermalbades, das 1964 gebaut worden war. Eine Investorengruppe hatte inzwischen die Aktienmehrheit der Verenahof AG erworben und engagierte den Tessiner Architekten Mario Botta für den Entwurf eines neuen Bäderkomplexes. Nach einem jahrelangen Kampf mit Behörden und politischen Gegnern konnte das Grossprojekt realisiert werden, an dem sich inzwischen auch die Stiftung Gesundheitsförderung Bad Zurzach + Baden beteiligte.

Warme Farbtöne und helles Holz dominieren im «Fortyseven».

Im November 2021 wurde die «Wellness-Therme Fortyseven» eröffnet, ein prächtiges, langgezogenes Gebäude an der Limmat in ockerfarbenem Naturstein mit vier verglasten Aufbauten. Die Bäderlandschaft ist vom Licht durchflutet. Über den Keramikboden wandeln die Gäste zu den Becken, den Saunen und Ruhezonen. Warme Farbtöne und helles Holz dominieren. Die Flusslandschaft wird durch Oberlichter und grosse Glasflächen mit einbezogen. Ein Warmwasserbecken am Limmatufer dampft in der winterlichen Kälte.

Die Eröffnung mitten in der Corona-Pandemie war nicht einfach, doch das Interesse war gross, und am 3. April 2022 zählte die Therme erstmals über 1700 Gäste. Die Verantwortlichen sind optimistisch ins zweite Betriebsjahr gestartet. Momentan wird noch der «Verenahof» zu einer Präventions- und Rehabilitationsklinik mit hochstehender Gastronomie umgebaut. Ein Ärzte- und Wohnhaus ist bereits gebaut. Insgesamt hat der ganze Komplex rund 180 Millionen Franken gekostet.

Superlativ an der Silvretta

«Relax, if you can!» («Entspann dich, wenn du kannst!») hiess der Slogan des Tiroler Ferienortes Ischgl, bekannt für seine riesige Skiarena und ausschweifenden Après-Ski. Jetzt kann man sich auch in Ischgl bestens entspannen: in der neuen, am 8. Dezember 2022 eröffneten Silvrettatherme. Mit fast 75 Millionen Euro hat die Betreiberin, die Silvrettabahn AG, hier «die grösste Einzelinvestition in unserer gut sechzigjährigen Geschichte getätigt», sagt Bergbahn-Direktor Günther Zangerl.

Am riesigen Komplex mit zwei Gebäuden und fünf Stockwerken auf der dem Dorf gegenüberliegende Talseite fällt zuerst einmal eine Eisbahn auf, die sich rund um das Gebäude. Dazu gibt es Aussenbecken, Innenbecken, Tauchbecken, Infrarotkabinen, eine Kneippanlage und mehrere Restaurants. Fitnessstudio und Spa werden vom Physiotherapeuten Reto Cotrotzo aus Hombrechtikon ZH geleitet.

Aussenbecken, Innenbecken, Tauchbecken, Infrarotkabinen, eine Kneippanlage und mehrere Restaurants: alles zu finden in der Silvrettatherme.

Das edelste Lokal befindet sich im hinteren Gebäude, durch eine gedeckte Brücke mit dem vorderen verbunden. Hier tummeln sich die Saunagäste, wobei im Restaurant mindestens ein um die Hüfte geschlungenes Badetuch vorgeschrieben ist, wie die Marketing-Verantwortliche Evelyne Walch lachend betont. Es gibt eine Eventsauna, Bergkräutersauna, Panoramasauna, Zollhüttensauna, Bio-Zirbensauna, eine Schneegrotte und eine Terrasse mit geheiztem Whirlpool.

Eine solche Installation verbraucht bestimmt endlos Energie? Nein, beteuert Evelyne Walch: «Bei uns ist alles bio und öko.» Die Wärme stammt grösstenteils aus einem Erdwärmesystem. So kommt die Silvrettatherme weitgehend ohne fossile Brennstoffe aus ausser dem Gas zur Erwärmung der Schwimmbecken. Doich wegen der drohenden Mangellage sind die beiden Pools auf dem Dach vorerst nicht in Betrieb.

Neustart in Saillon

Bis zu einer halben Million Eintritte im Jahr hatte der Thermalbadkomplex in der Unterwalliser Ortschaft Saillon verzeichnet. Im Dezember 2020 kam das jähe Ende: Ein Brand zerstörte die Technik und mehrere Räume. Bis auf das Viersterne-Hotel und ein Restaurant musste der Komplex geschlossen werden. 120 Angestellte verloren ihren Job.

Ein Wellness-Tag in Saillon bietet auch traumhafte Ausblicke.

Nach zweijährigen Renovationsarbeiten sind im Dezember 2022 und Januar 2023 grosse Teile der Bains de Saillon wieder eröffnet worden, unter anderem mehrere Restaurants, die verschiedenen, 34 und 28 Grad warmen Schwimmbecken und ein Thermalfluss im Park.

Chalets mit Saunen und der Wellnessbereich im Park wurden im März in Betrieb genommen. Zuvor konnten Gäste in einem provisorischen Sauna- und Wellnessbereich schwitzen und sich massieren lassen. Die mobile Sauna will die BOAS-Hotelgruppe, welche die Bains de Saillon betreibt, künftig bei Renovationen anderer Hotels und Bäder einsetzen, wie Generaldirektor Dan Meylan ausführt.

BOAS hat für die Renovation der Bains de Saillon 40 Millionen Franken aufgewendet. Dabei habe der Brand auch etwas Gutes gehabt, sagt Meylan: «Wir haben bei der Renovation die allerneuste Technik einbauen können.» So produziert nun eine Fotovoltaikanlage Strom, und die Wasserqualität in den Becken bleibt dank hochmoderner Filter stets gleich hoch.

(-GEL)