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Der Besuch im Wellness könnte so schön sein, wären da nicht einige Ärgernisse. Bild: Adobe Stock

Stress im Wellness: Diese 9 Dinge nerven im Spa

Karin Kofler

Gastautorin Karin Kofler weilt gern in Wellnesshotels. Aber manchmal wird die Nasszone zur Hasszone.

Im Verlauf eines Reiselebens lernt man nicht nur Hunderte von Betten und Restaurants kennen, sondern verbringt auch so manches Stündchen in den Nasszonen von Hotels oder öffentlichen Bädern. Spas sind im Zeitalter von «Self love» und «Me-time» zum begehrten Treffpunkt für Touristen geworden.

Doch der Wellness-Boom hat eine Kehrseite. Der Rummel erhöht mitunter auch das Ärgerpotenzial in den beliebten Badelandschaften. Was die Entspannung massiv stört.

Nervfaktor von 1 bis 5

Über die Jahre fallen einem all die Phänomene auf, die sich wiederholen, egal in welchem Spa dieser Welt man sich gerade aufhält. Und es stellt sich ein unschöner Effekt ein – Stress im Wellness.

Die Nervfaktor-Skala im Wellnesshotel reicht dabei von 1 (knapp aushaltbar) bis 5 (obermühsam). Leider müssen wir hier gleich drei Mal die Horror-Bewertung 5 vergeben. Wellness ist halt oft kein Spa-ziergang.

Hier mein persönliches Flop-Listicle, dargereicht in einer ersten kurzen Übersicht.

  1. Schwatzen statt Schwitzen
  2. Dauerbesetzte Düsen
  3. Hilfe, Frischverliebte!
  4. XXL-Bademantel im Hotelzimmer
  5. Der Spa als Orientierungslauf
  6. Manspreading in der Sauna
  7. Ungeduscht im Jacuzzi
  8. Kein klares Regelwerk
  9. Leergefegtes Tee-Buffet

So, und nun rein ins (Haifisch)-Becken der verschiedenen Spa-Situationen. Wahrscheinlich kennst Du ja das eine oder andere Wellness-Ärgernis. Dann kannst Du hier mitgruseln. Falls nicht: Sei froh darüber! Und grusle trotzdem mit.

Schwatzen statt Schwitzen

Der Spa muss etwas Meditatives haben. Ruhe und Konzentration auf die eigenen Gedanken stehen im Vordergrund. Leider gibt es aber immer wieder Gäste (häufig Novizen), die dieses Prinzip missachten und in den Dampfgrotten oder im Jacuzzi nonstop drauflos plappern und lachen.

Besonders schlimm sind Frauen, die ihr Girls-Weekend abhalten. Die schlagen sich dann in Kohorten durch die einzelnen Entspannungsprogramme und erhöhen den Lärmpegel massiv.

Noch mühsamer als allgemein überhöhte Lautstärke: Wenn das Gegenüber ins Gespräch integriert werden soll. Hab ich mal in einem Ferienhotel im Allgäu erlebt. Zwei Herren suchten Anschluss bei mir und meiner Freundin und sprachen uns im Dampfbad an. Die nackte Wahrheit ist: Ich hab an so einem Ort keine Lust auf Smalltalk.

Zu viel Gequassel bei 90 Grad: Nervfaktor 5

Dauerbesetzte Düsen

Alle kennen die Situation: Man lässt sich  im warmen Thermalwasser langsam treiben und will sich dann alsbald an den Düsen am Beckenrand installieren, um sich den Nacken mit heissen Wasser massieren lassen.

Was aber wenn die besten Plätze während der Rush Hour am Abend dauerbesetzt sind? Die Höflichkeit gebietet es ja, dass die Sprudelnden bei grossem Andrang ihre Düse in nützlicher Frist an den oder die Nächste abtreten.

Doch weit gefehlt. Manche bleiben stoisch in ihrer Liegeposition, pfeifen auf den Refrain von Codo «Und ich düse düse düse düse im Sauseschritt». Stattdessen behandeln sie mit wiederholten Drehungen ewig lang alle möglichen Körperteile mit dem Wasserstrom oder reichen die Düse direkt ihren Kindern weiter, die ja nicht an der Massage interessiert sind, sondern Spass am wiederholten Drücken des Sprudelknopfs haben.

Das Fairste in der Düsenfrage sind diese Lichtsysteme, die einem anzeigen, wann es Zeit ist, zu wechseln. Gibt’s aber leider meist nur in den öffentlichen Thermalbädern.

Düsenandrang: Nervfaktor 2

Achtung, Frischverliebte!

Man mag es ja allen gönnen, die frisch verliebt sind und kann nachvollziehen, dass die ersten gemeinsamen Hotelaufenthalte selbst im konservativsten Chalethotel in den Bergen aufregend sind. Und rund um die Uhr wunderbar prickelnd dazu.

Das ständige Geturtel in der Sauna und im Spa kann nerven. Bild: Adobe Stock

Im Spa jedoch können solche Pärchen zuweilen eine Belastung sein, weil sie, wenn sie nicht gerade knutschen, auch durch häufiges Flüstern und Kichern auffallen – etwa im Ruheraum. Und selbstredend kosten sie auch jedes Angebot ausgiebig aus – nicht mal die Eisgrotte wird ausgelassen. Weil man sich dort so schön gegenseitig erwärmen kann.

Am unauffälligsten sind meiner Meinung nach die Businessgäste. Sie sind häufig geübte Saunagänger, machen schweigend ihr Ding und verrauschen in nützlicher Frist wieder. Spa-Business as usual – I like.

Love is in the Spa: Nervfaktor 1

XXL-Bademantel im Hotelzimmer

Ein Spa muss kein Laufsteg sein. Nach zwei Runden Dampfbad sieht frau sowieso nicht mehr wirklich hollywoodtauglich aus. Trotzdem nervt es, dass auch für zierlich gebaute Frauen wie mich praktisch immer ein XXL-Bademantel im Hotelzimmer bereit liegt. Natürlich gepaart mit ebenso grossen Slippern.

Klar, Unisex-Bademäntel in Einheitsgrösse sind für das Hotel günstiger in der Bewirtschaftung. Trotzdem trägt es nicht wirklich zum Wohlbefinden bei, wenn ich mit XXL-Bathrobe und Elefantenfüssen Richtung Wellnesstrakt watscheln muss (womöglich noch irgendwo an der Lobby vorbei).

Oversized ins Wellness: Nervfaktor 1

Der Spa als Orientierungslauf

Ich erlebe immer wieder, dass Spas in Wellnesshotels relativ verzettelt angeordnet sind und man als Erstbesucherin eigentlich ein GPS oder zumindest ein anständiges Kroki bräuchte, um das richtige Angebot für sich selber zu finden, wenn es grössere Wellnesszonen sind.

In diesem Fall irren ortsunkundige Besucherinnen und Besucher dann desorientiert umher, lesen sich durch die Beschreibungen von Fichten-Biosauna bis Himalaya-Salzgrotte durch und machen da und dort hastig die Tür auf, um sich einen Überblick über die Belegung zu verschaffen.

Was wiederum die Insassen aufregt, weil jedes Mal ein kalter Luftstoss ins wohlige Warm fegt. Eigentlich sollte bei jedem Raum ein Belegungsmelder angebracht sein, um dieses ewige Irrlichtern im Spa zu vermeiden.

Pfadfinderübung in der Wellness-Lagune: Nervfaktor 3

Manspreading in der Sauna

In der Sauna tun ja alle so, als ob es die normalste Sache der Welt sei, mit fremden Menschen nackt in einem Raum zu sitzen und sie dann abends wieder beim Salatbuffet zu sehen. Ist es aber irgendwie nicht. Die Mehrheit der Saunierenden ist zweifelsohne bemüht, sich so gut wie möglich bedeckt zu halten beim Schwitzen und die Beine diskret zu platzieren.

Es gibt aber auch immer wieder Männer, die eher breitbeinig und locker vor sich hin saunieren mit dem Tuch auf dem Sitz und unter den Füssen, nicht aber um die Lenden. Ich glaub, die machen sich einfach keine Gedanken, ob sie nun in einer Männersauna sitzen oder in der gemischten.

Als Frau stört mich diese raumeinnehmende Sitzposition, und wenn derlei Kandidaten auf der untersten Bank sitzen, reduziere ich die Pein auf die einzig mögliche Art. Ich suche schnurstracks eine Position weiter oben auf derselben Seite.

Wenn sich Männer in der Sauna zu sehr breitmachen: Nervfaktor 4

Ungeduscht im Jacuzzi

Ich staune immer wieder, wieviele Menschen den Pool oder den Jacuzzi mit der Badewanne verwechseln und einfach einsteigen. Ohne vorher kurz geduscht zu haben.

Ich habe versucht, das Dusch-Ritual meinen Kindern von klein auf beizubringen. Heute tun sie es aus eigenem Antrieb, meckern aber, wenn sie sehen, dass Erwachsene wie selbstverständlich «trocken» einsteigen. Gruselig ist’s auf jeden Fall, und je nachdem, wer sich gerade niedergelassen hat, wars das dann bei mir mit dem fröhlichen Sprudeln.

Der Typ steigt ungeduscht ins Sprudelbad: ein No-Go!

Ein Ärgernis finde ich übrigens auch DampfbadbesucherInnen, die rausgehen, ohne ihren Platz abzuspülen. Igitt!

Ohne zu duschen: Nervfaktor 5

Kein klares Regelwerk

Es gibt nichts Schlimmeres, als die ungeschriebenen und geschriebenen Gesetze in einem Spa nicht zu kennen und sich deshalb des schlechten Benehmens schuldig zu machen. Das Pièce de Résistance sind dabei die Kleidervorschriften. Das mag lachhaft klingen, weil es ja vermeintlich klar ist, dass man sich «unten ohne» in die Saunalandschaft begibt. Meistens steht am Eingang zum Spa ein klarer Hinweis auf «Nacktzone».

Meistens, aber eben nicht immer – vor allem im Ausland – birgt der Spa Verunsicherungspotenzial. Man zieht sich routiniert aus, bis man merkt, dass Gäste links und rechts das Dampfbad mit Badehose betreten.

Also zieht man das nasse Badehöschen peinlich berührt wieder an und fragt sich, ob die anderen bloss bekleidet sind, weil sie selber keinen Plan haben, was gilt, oder ob man sich einfach nicht gut genug informiert hat.

Manchmal ist es auch so, dass es im Wellnesshotel zwar Regeln gibt, deren Studium aber komplex ist, etwa dann, wenn es im Spa noch Familien-Zonen gibt, oder für das Dampfbad andere Vorschriften gelten als für die Sauna.

Über die Regeln in einem Wellnesshotel habe ich mal im «Kleingedruckten» auf der Homepage eines Wellnesshotels gelesen: Wer die Mens hat, Inkontinenz oder – Achtung! – frisch gefärbte Haare, darf nicht ins Floatingbecken. Beim Floaten gilt: nur nackt. In der Sauna wiederum ist explizit Kleidung verlangt. Wer hier eincheckt, betritt besonders glitschiges Terrain. Zum Glück war ich noch nie dort.

Ahnungslosigkeit: Nervfaktor 5

Leergefegtes Tee-Buffet

Sehr geschätzt sind in Spas die Buffets mit Wasser, Tee und gesunden Leckereien wie Nüssen oder Trockenfrüchten. Sich einen Becher Ingwertee zu schnappen und anschliessend bequem auf dem Liegestuhl im Ruheraum zu fläzen, entspannt unheimlich.

Es scheint indes ein ungeschriebenes Gesetz zu sein, dass im Spa selbst Menschen, die beim Wort Tee üblicherweise Brechreiz bekommen, plötzlich genussvoll zur heissen Brühe greifen. Getreu dem Motto: Was gratis ist, darf nicht ausgelassen werden.

Die Konsequenz: Häufig ist gegen Abend im Behälter mit dem Teewasser Ebbe. Auf den Tellerchen sind bestenfalls ein paar unappetitliche letzte Nüsse, rundherum türmen sich ausgequetschte Teebeutel und leere Becher.  Man gewinnt den Eindruck, dass das Personal zu späterer Stunde häufig nicht mehr nachfüllt. Dürfte mit dem akuten Fachkräftemangel auch nicht besser werden.

Wellnesshotel, abgefrühstückt: Nervfaktor 3


Zur Autorin

Karin Kofler. Bild: Markus Senn

Karin Kofler war über 25 Jahre als Journalistin und Kolumnistin tätig, für «htr hotel revue», «Cash», «Facts», «Tages-Anzeiger», «Bilanz» und «SonntagsZeitung.»

Als eidg. dipl. Hotelière kennt sie die Hotel-Szene. Seit Frühling 2021 ist Kofler Geschäftsführerin der Zuger Wirtschaftskammer und Publizistin.

Für den Reiseblog «Der Internaut» berichtete sie schon über eine andere Reise-Pein: Als Alleinreisende im Hotel – OMG.