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In der Fincantieri-Werft in Sestri Ponente bei der Münzzeremonie: Emilio La Scala, Luigi Matarazzo, Marco Bucci, Giovanni Toti, Pierfrancesco Vago, Pierroberto Folgiero, Stefano Guzzetti und Michael Ungerer. Bilder: zVg

Das jüngste Luxusbaby der MSC-Gruppe

Artur K. Vogel

Service und Annehmlichkeiten auf höchstem Niveau verspricht die Flotte der MSC-Tochter Explora Journeys. Ihr zweites Schiff wird gerade bei Fincantieri in Genua gebaut. Das erste läuft im Juli 2023 aus.  

Explora Journeys ist die neueste Marke unter dem Dach des in Genf domizilierten Schifffahrtsunternehmens MSC, das sich noch immer im Besitz der Familie Aponte-Vago befindet, welche eine 300 Jahre alte maritime Tradition vorweisen kann. «Wir sind das Baby, das die ganze Aufmerksamkeit kriegt», sagte Michael Ungerer, CEO von Explora Journeys, in einem Interview mit travelnews.ch. Die neue Flotte werde sich durch «Schweizer Präzision, italienischen Stil und europäische Handwerkskunst» auszeichnen, so der aus Kitzbühel stammende Ungerer.

Am Mittwoch, 8. Februar, fand in der Fincantieri-Werft in Sestri Ponente bei Genua die Münzzeremonie für das zweite Schiff der neuen Gesellschaft, die «Explora II», statt. Travelnews war mit dabei. Die Münzzeremonie ist ein traditionelles maritimes Ritual – vergleichbar mit der Richtfeier beim Bau eines Hauses. Dabei werden Gedenkmünzen als Segen für den Bau und als Glücksbringer von den Taufpatinnen in das Schiff eingeschweisst.

Sechs Schiffe für total 3,5 Mrd. Euro

Die «Explora II» ist das zweite von vorerst sechs Schiffen, welche die Kreuzfahrtensparte der MSC-Gruppe für ihre neue Luxusmarke geplant hat. Der Bau des Schiffes begann im Oktober 2021; im August 2024 soll sie in See stechen. Sie wird im Mittelmeer, im Nahen Osten, im Indischen Ozean und in Afrika unterwegs sein.

Die Münze wird auf der Explora II eingeschweisst.

Das erste Schiff, die «Explora I», wird gegenwärtig bei Fincantieri in Monfalcone bei Triest fertiggestellt, soll am 8. Juli in Civitavecchia bei Rom getauft werden und am 17. Juli von Southampton zur Jungfernfahrt durch Nordeuropa starten.  Die «Explora III» wird 2026 zur Flotte stossen, die «Explora IV» und «V» 2027 und die «Explora VI» 2028.

Den Auftrag zum Bau der ersten vier Schiffe hat der italienische Staatskonzern Fincantieri erhalten. Über den Bau der zwei weiteren wird noch verhandelt. Zusammen repräsentieren die ersten vier Schiffe ein Investitionsvolumen von 2,2 Milliarden Euro. Zusammen mit dem fünften und sechsten rechnet die MSC-Gruppe mit Ausgaben von sagenhaften 3,5 Milliarden.

Allein in Genua sind 3300 Leute direkt am Bau der Schiffe beteiligt, mehrere 10'000 bei 600 Zulieferbetrieben. Auch für die Grossstadt Genua und die Region Ligurien ist das ein gewichtiger Wirtschaftsfaktor, weshalb am Mittwoch auch Giovanni Toti, der Präsident der Region Ligurien, und Genuas Bürgermeister Mario Bucci an der Zeremonie teilnahmen.

Marco Bucci, der Bürgermeister von Genua.

Anwesend waren auch der Vorsitzende der MSC-Kreuzfahrtsparte, Pierfrancesco Vago, Mitglied der MSC-Besitzerfamilie, und Pierroberto Folgiero, CEO von Fincantieri.

Luxus auf neuem Niveau

Mit 63'900 BRZ und 461 Suiten, Penthouses und Residenzen für maximal 922 Passagiere sowie mit einer Crew von 640 Leuten ist die «Explora I» vergleichsweise klein. Die «MSC World Europa» zum Beispiel, die Ende 2022 in Katar getauft wurde, hat fast 216'000 BRZ und bietet 2626 Kabinen für maximal 6762 Gäste. Kann daraus ein Trend weg von den Riesenschiffen hin zu kleineren, feineren abgelesen werden? Ja und nein, meinte Michael Ungerer im travelnews-Interview: «Wir sprechen mit Explora Journeys natürlich die anspruchsvollste und wirtschaftlich potente Kundschaft an.» Aber gleichzeitig «wächst dieses Segment am schnellsten».

Jedenfalls müssen Explora-Gäste in ihren Unterkünften von 35 bis 300 Quadratmetern, alle mit Panoramafenstern und eigenen Balkonen, nichts entbehren. Auf der «Explora II» wird es sechs Restaurants mit ausgeklügelten gastronomische Konzepten geben, zwölf Bars und Lounges mit hochstehendem Unterhaltungsprogramm (für jedes Explora-Schiff wurden z.B. drei hochpreisige Steinway-Pianos angeschafft). Vier Swimmingpools, weitläufige Aussendecks mit privaten Cabanas und fast 1000 Quadratmeter Wellness- und Fitnessanlagen ermöglichen sportliche Aktivitäten an Bord.

So wird die Explora II von aussehen. Rendering: zVg

Die Explora-Schiffe sollen zudem neben den bekannten Zielen auch Orte ansteuern, die nicht auf den üblichen Kreuzfahrten-Routen liegen. Auf dem Fahrplan der Explora I stehen im Mittelmeer etwa Barcelona, St. Tropez, Piräus und Istanbul, im Norden Reykjavik, der Trondheimfjord oder die lettische Hauptstadt Riga, auf der anderen Seite des Atlantiks Neufundland, New York und Québec. Die «Explora II» wird im Winter 2024/25 unter vielen anderen in Mumbai und Goa (Indien), Maskat und Sur (Oman), Maputo (Mosambik), Mombasa (Kenia), Sansibar und La Réunion anlegen.

Rücksicht auf die Umwelt

Kreuzfahrtschiffe hatten in der Vergangenheit nicht den besten Ruf, was ihre Umweltfreundlichkeit betraf. Inzwischen «läuft die Innovation auf Hochtouren», beteuert Pierfrancesco Vago, Chef der MSC-Kreuzfahrtensparte, an der Münzzeremonie in Genua: «Wir nutzen in Zusammenarbeit mit Fincantieri die neuesten, umweltfreundlichen Technologien und bauen unsere Schiffe so, dass wir sie künftig auf alternative Energielösungen anpassen können, sobald diese verfügbar werden.»

Pierfrancesco Vago, CEO der MSC Group.

Das Design der Schiff biete Platz für Batteriespeicher, die eine zukünftige hybride Stromerzeugung ermöglichen. Darüber hinaus verfügen die Schiffe über die neueste Generation von Katalysatoren, welche Stickoxidemissionen um 90 Prozent reduzieren. Und schliesslich wird Einwegplastik weder an Bord der Schiffe noch bei Landausflügen verwendet.

Die «Explora V» und die «Explora VI» werden mit einer neuen Generation von LNG-Motoren und mit branchenweit bisher einzigartigen Umwelttechnologien und Lösungen ausgestattet sein, wie etwa einem Auffangsystem für flüssigen Wasserstoff, das ihnen die Nutzung dieses kohlenstoffarmen Treibstoffs ermöglicht. Der Wasserstoff wird eine Sechs-Megawatt-Brennstoffzelle antreiben, die emissionsfreien Strom für den Hotelbetrieb erzeugt, und die es den Schiffen ermöglicht, bei abgeschalteten Motoren im Hafen emissionsfrei zu laufen.

Explora Journeys teilt ausserdem mit, dass die «Explora III» und «Explora IV» mit LNG betrieben werden. Die beiden Schiffe werden vergrössert, damit ein neuartiges, auf LNG und Wasserstoff basierendes System installiert werden kann. Pierfrancesco Vago meint, man habe damit einen wichtigen Schritt getan im Hinblick auf das Jahr 2050, wenn MSC Cruises und Explora Journeys emissionsfrei operieren sollen. «Dies ist die grösste Herausforderung, der wir uns jemals gestellt haben.»