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Ausblick vom Radisson Golden Sands in Malta. Bild: Dominik Buholzer

Malta – kleine Insel mit vielen Glückstreffern

Dominik Buholzer

Malta ist der südlichste EU-Staat und mit gut 517’000 Einwohnern einer der kleinsten. Doch im Bereich Mice und Incentive kann die Insel im Mittelmeer mit den Grossen mithalten. Das Land verfügt über einige Trümpfe.

Im Ta’ Qali-Nationalstadion feiern die Fussballer von Malta an jenem Abend im November einen Achtungserfolg gegen Griechenland (2:2). Nicht auf den Zuschauerrängen geht es jedoch rund zu und her, sondern gleich hinter dem Stadion auf dem 22’000 Quadratmeter grossen Messegelände. Mit der aktuellen Partie hat das ausgelassene Treiben so gar nichts zu tun: Die Glückspielbranche, die sogenannte iGaming-Industrie, trifft sich zur Playcon, einem der grössten Szenenevents weltweit, mit mehr als 25’000 Besucherinnen und Besucher in drei Tagen. In und um die Hallen herrscht Dichtestress. Es wird posiert und noch mehr zugeprostet. Wer hier präsent sein will, zahlt bis zu 65’000 Euro für einen Standplatz — Aufbau nicht eingerechnet. «Die Playcon ist ein sehr, sehr gutes Geschäft», sagt Gunther Micallef Decesare, Business Development Planer beim Malta Fairs & Conventions Center. Es ist für die ganze Insel ein gutes Geschäft.

Malta nimmt in der Glücksspielindustrie in der EU eine Vorreiterrolle ein. Vor gut 15 Jahren schuf das Land die (steuerlichen) Rahmenbedingungen, damit sich immer mehr Firmen niederlassen. Heute beherbergt Malta mehr als 300 Glücksspielunternehmen, die über 8000 Spezialisten beschäftigen. Die iGaming-Industrie trägt zwölf Prozent zum Bruttoinland-Produkt bei.

Den Vergleich mit den Grossen braucht Malta nicht zu scheuen

Dies schlägt sich auch im Tourismus nieder, einem der nach wie vor wichtigsten Wirtschaftszweige auf der Insel. Gut 2,5 Millionen Gäste zählt Malta jährlich, sieben Prozent davon sind Geschäftsreisende. Tendenz steigend. «Wir können problemlos mit den grossen Mitbewerbern aus dem Mice- und Incentive-Bereich mithalten. Doch wir müssen uns bei den potenziellen Kunden immer wieder in Erinnerung rufen», sagt Christophe Berger, Direktor von VisitMalta, Incenstives & Meetings. Aus diesem Grund lud Bergers Organisation Mitte November eine Gruppe von Journalisten aus Österreich und der Schweiz auf die Insel ein; Travelnews war mit von der Partie.

Die mittelalterliche Stadt Mdina. Bild: DWB

Englisch ist zweite Landessprache – ein grosser Vorteil 

Warren Zahra ist Inhaber und Direktor einer der führenden Destination Management Companys auf Malta. «Internationale Unternehmen müssen keine Angst haben, dass man sie nicht versteht. Englisch ist auf Malta die zweite Landessprache», sagt er. Mit 316 Quadratkilometern ist Malta klein; die Inseln sind wenig grösser als der Kanton Schaffhausen. Doch genau darin sieht Zahra einen weiteren Vorteil. «Du verbringst hier nicht die Zeit auf dem Weg, sondern vergnügst dich am Anlass.» Zudem sei Malta eine wunderschöne Kombination von Tradition und Moderne. «Firmen bieten sich ungeahnte Möglichkeiten, sich zu präsentieren», betont er.

Dies ist mehr als nur gekonnte PR. Die kleine Insel im Mittelmeer verfügt in der Tat über eine erstaunliche grosse Anzahl an Orten für Firmenveranstaltungen. Eine kleine Auswahl:

  • Radisson Golden Sands: Das Resort mit 330 Zimmern und eigenem Strand ist auf Gruppen bis zu 140 Teilnehmenden fokussiert. Der drei Häuser umfassende Hotelkomplex verfügt einen grossen Boardroom, der aufgeteilt werden kann für kleinere Meetings. Ebenso ist das Hotel geeignet für Incentivereisen. Nachhaltigkeit ist beim Radisson Golden Sands wichtig: Das Resort ist ökozertifiziert. 2025 wird ganz in der Nähe das Corinthia Oasis Resort mit 116 Zimmern und 25 Villen eröffnet, das vom Radisson Golden Sands betreut wird.
  • Palazzo Parisio, Naxxar: Es ist eines der schönsten und spektakulärsten Privathäuser Maltas. Der Palazzo aus dem 18. Jahrhundert ist berühmt für seine Gärten und Räume sowie der imposanten Marmortreppe. Mit seinen verschiedenen Salons mit maltesischer und italienischer Kunst eignet sich der Palazzo Parisio nicht nur für Hochzeiten, sondern auch für Firmenanlässe jeglicher Art.
  • Aquarium & Café del Mar: Aquarien sehen alle schnell einmal gleich aus. Was diese Location so speziell macht, ist das zum Aquarium dazugehörende Café Del Mar Malta. Den Blick, den sich einem am Rande des Infiniy-Pools hinaus Meer bietet, ist unbezahlbar: Man sieht zu den St. Pauls-Inseln bis nach Gozo. Das Café Del Mar ist von April bis Oktober geöffnet und bietet Platz bis zu 3000 Personen.
  • Jeep-Tour auf Gozo: Maltas Schwesterinsel ist eine Reise wert. Die Insel ist 14 Kilometer lang und sieben Kilometer breit und eignet dadurch gut für eine Jeep-Tour. Die Insel ist ein Paradis für Taucher und verfügt über zahlreiche archäologische Schätze, wie beispielsweise die Tempel von Ggantija in Xaghra, die älter sind als die Pyramiden von Ägypten. Ebenso beeindruckend sind die Salzpfannen von Qbajjar oder Cittadella, die Anlage mit der Kathedrale, die über Viktoria thront. Und an der Ramla Bay befindet sich die Calypso-Höhle, in der die Sirene Odysseus sieben Jahre lang verführt haben soll.
  • Mdina: In der mittelalterlichen Stadt scheint die Zeit angehalten zu sein. Mdina ist geprägt von schmalen Gassen und unzähligen sandfarbenen Palästen und Kirchen. Sie wird auch die stille Stadt genannt: Es gibt nur ein Hotel (Xara Palace; Relais & Châteaux) und wenige Restaurants, sodass die Stadt am Abend nahezu menschenleer ist. In Mdina wurden Teile der Fantasy-Serie «Game of Thrones» gedreht.

Standort Malta

Dass Malta eine gute Kulisse ist, hat die Filmbranche schon längst entdeckt. Bis zu 300 Filme und Serien wurden in «Mini-Hollywood» bereits gedreht, darunter Gladiator, Assassins Creed, World War Z, The Da Vinci Code, München.

Aus der Filmkulisse von Popeye wurde ein Themenpark, der während der Sommermonate geöffnet ist. In «Jurassic World: ein neues Zeitalter» präsentiert sich Malta erstmals nicht nur als Double für ein anderes Land, sondern wird im Skript explizit erwähnt. Das sei wie ein Sechser im Lotto: perfektes Standortmarketing, sagen die Verantwortlichen. Solche Treffer wünscht man sich mehr. Wer weiss, vielleicht gelingt dies gar. Auf Malta gibt es ja mittlerweile genügend Firmen, die sich auf das Geschäft mit dem Glück spezialisiert haben.