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Das La Residencia, A Belmond Hotel liegt in Deià, im Westen Mallorcas, in schöner gebirgiger Umgebung und doch unweit der Strände. Bild: Belmond

De Luxe «Das La Residencia soll das beste Hotel Spaniens sein»

Jean-Claude Raemy

Thomas Moons ist seit Januar 2021 General Manager des La Residencia, A Belmond Hotel, auf Mallorca. Im Gespräch mit Travelnews erörtert er die aktuelle Situation und seine Prognose im Luxusgeschäft generell und auf Mallorca im Besonderen.

Thomas Moons

Herr Moons, Sie sind vor etwas mehr als einem Jahr nach vielen Berufsjahren im Ausland wieder nach Europa zurückgekehrt. Wie war das?

Das La Residencia ist meine fünfte Station bei Belmond, und Spanien ist das insgesamt achte Land, in welchem ich beruflich tätig bin. Das sind die schönen Seiten des Hotelierlebens. Allerdings muss ich sagen, dass ich meine Kenntnisse der europäischen Hotel-Landschaft wieder etwas auffrischen will. Ich habe nun soeben eine Famtrip-Gruppe aus Deutschland hier gehabt; im Mai werde ich nun selber nach Südspanien reisen und mir dort ein paar Hotels unserer Mitbewerber ansehen.

Es geht hierbei nicht darum, sich von diesen Hotels etwas abzukupfern, sondern darum, den Austausch mit anderen Managern zu pflegen und ein Gespür dafür zu bekommen, was aktuell in der Luxushotellerie gefragt ist. Wir wollen wissen, was gut ist, und daraus lernen, wie wir uns verbessern können.

Worauf arbeiten Sie mit dem La Residencia denn hin?

Unser Ziel ist es, das beste Hotel Spaniens zu sein. Dafür muss man sich mit den besten Hotels messen, vergleichen und austauschen, sowohl mit Einzelhotels wie dem Marbella Club oder mit Ketten wie Mandarin Oriental oder Six Senses. Ich arbeite derzeit mit meinem Team an einem Konzept, anhand welchem wir das La Residencia noch besser machen wollen.

Sprechen wir hier von radikalen Veränderungen?

Nein, wir werden den «Look & Feel» des La Residencia nicht grundlegend verändern. Wir bieten rustikalen Charme und eine entspannte Atmosphäre in einer historischen Finca am Fuss der Tramontana-Berge. Das macht unseren Charme aus und zieht viele Gäste immer wieder hierhin zurück. Es geht also nicht um eine Änderung, sondern um eine Erweiterung. Wir arbeiten beispielsweise einen Renovations-Masterplan aus, welcher in den nächsten drei Jahren umgesetzt werden soll. Die Renovation wird sanft sein, spürbar, aber das Herz und die Seele des Hotels nicht grundlegend verändern.

Bleiben wir mal noch in der Gegenwart: Wann hat das La Residencia wieder geöffnet und wie hat sich das Geschäft seither entwickelt?

Das La Residencia wurde am 18. März 2022 wieder eröffnet und ich muss sagen, es läuft aktuell besser als erwartet. Aktuell ist es noch relativ ruhig, wir sind ja in der Tiefsaison, aber wir stellen fest, dass es eine sehr grosse Nachfrage für die Monate Juli bis September gibt. Anhand der jetzigen Entwicklung lautet der Forecast für das Jahr 2022, dass die Umsätze nicht nur besser als 2019 sein werden, sondern uns das beste Jahr seit der Öffnung des Hotels im Jahr 1984 erwartet.

Wir waren im letzten Jahr auch schon offen, doch die Pandemie war noch klar spürbar und die Nachfrage entsprechend gering. Jetzt scheint es, als ob die Gäste wieder kommen wollen, wieder reisen und das Reisebudget ausgeben wollen. Das gilt übrigens für ganz Mallorca - die Hoteliers hier erwarten eine fantastische Saison.

«Wir stellen fest, dass es eine sehr grosse Nachfrage für die Monate Juli bis September gibt.»

Glauben Sie, dass der Aufschwung im Luxussegment noch stärker ist als im Volumenmarkt?

Prozentual gesprochen, auf jeden Fall. Ich denke, dass uns Covid auch dazu verleitet hat, das Leben wieder etwas bewusster zu geniessen. In Bezug auf Reisen heisst dies, dass das Erlebnis wieder im Vordergrund steht. «Experiential Travel» ist ein Riesenthema, und im Luxussegment erst recht. Im La Residencia verbringen die Gäste 80 Prozent ihre Zeit ausserhalb des Hotelzimmers. Mallorca bietet für Aktivitäten ja auch viele Möglichkeiten und die Insel ist gut erreichbar, weshalb sie ein «Hot Ticket» ist in diesem Sommer.

Woher kommen denn die Gäste in Ihrem Hotel?

Zu 70 Prozent stammen die Gäste aus Grossbritannien und den USA, also aus englischsprachigen Märkten, die restlichen 30 Prozent aus dem übrigen Europa. Der Anteil der Briten alleine lag zuletzt bei rund 55 Prozent, doch ist dieser Anteil am sinken. Dafür steigt jener der Amerikaner - nicht zuletzt, weil es inzwischen drei Nonstopflüge pro Woche von New York nach Mallorca gibt. Die Amerikaner haben diese Insel jüngst wirklich für sich entdeckt.

Eigentlich sind die grössten Touristengruppen auf Mallorca, nebst den Briten, doch aber die Deutschen und Skandinavier. Wieso ist deren Anteil bei Ihnen nicht grösser?

Gute Frage. In diesen Regionen ist die Nachfrage bislang nicht richtig abgehoben. Aber wir arbeiten daran, dies zu ändern. Eine Vermutung, die ich habe, ist, dass Personen gerade aus den deutschsprachigen Märkten mehr nach Strandhotels suchen. Das La Residencia liegt ja nicht direkt an einem Strand. Ich möchte hier aber betonen, dass wir nur in zehn Minuten Fahrdistanz vom Meer liegen und auch Shuttles zum Strand bieten, und täglich eine gratis «Sunset Cruise» für unsere Gäste anbieten. Bis zu elf Gäste können auf einer Privatjacht ab Sollér die schönsten Stunden am Abend so geniessen - eine frühzeitige Reservation empfiehlt sich aufgrund der Platzbeschränkungen. Und wie bereits erwähnt, gibt es bei uns zahlreiche Aktivitätsmöglichkeiten, wie Wandern oder Biken in unserer wundervollen, gebirgigen Umgebung. «Aktiver Luxus» ist ja auch so ein grosses Thema. Wir werden übrigens Ende Mai auch einen Tennis-Event mit dem früheren Weltranglistendritten David Ferrér durchführen. Solche Sachen sind sehr beliebt bei unseren Gästen.

Das ist sicher auch nach dem Gusto der tennisverrückten Schweizer. Wobei: Wie wichtig ist der Schweizer Quellmarkt für Sie?

Zahlenmässig ist der Anteil noch relativ klein, und dennoch sind die Schweizer für uns sehr wichtig. Sie geben von allen Gästen ganz klar am meisten pro Aufenthalt und Person aus. Wir möchten gerne noch mehr aus diesem Markt herausholen. Auch noch mehr aus den von ihnen erwähnten skandinavischen Märkten - deren Anteil ist übrigens aktuell schon höher als jener aus den deutschsprachigen Märkten.

Das La Residencia bietet aber sicher nicht nur ausserhalb der Hotelräumlichkeiten Angenehmes... Was ist im Inneren zu finden?

Gut, dass Sie dies ansprechen: Wir verfügen über eine extrem grosse Kunstsammlung mit über 800 Exponaten und einer eigenen Kunstgalerie, die jeder Gast anschauen sollte. Viele Kunstwerke sind in den 71 Zimmern des Hotels zu finden. Wir haben auch das Café Miro, welches in Zusammenarbeit mit der Joan Miró Foundation betrieben wird und den wichtigsten spanischen Künstler huldigt.

Das Dorf Deià, in welchem unser Hotel liegt, ist ein echtes Künstlerdorf und zieht Künstler aus aller Welt an. Natürlich bieten wir auch inhouse Mal- oder Skulptur-Kurse an.

Was ist mit dem gastronomischen Angebot?

Wir haben ein Restaurant ausschliesslich fürs Frühstück, das erwähnte Café Miró für Lunch und Dinner sowie das El Olivo, ein Fine-Dining-Restaurant für den Abend. Dazu gibt es ein Pool-Restaurant, für welches wir gerade ein neues Konzept erarbeiten. Wichtig: Die Küche ist ausschliesslich lokal, von den Gerichten her, aber auch von der Herkunft der Zutaten, welche zu 80 Prozent von innerhalb der Balearen entstammen. Dieser «local touch» ist wichtig. Manche Amerikaner fragen manchmal nach ein paar Tagen nach einer Pizza oder einem Burger. Wir bieten diesen dann die mallorquinische Version einer Pizza, die «Coca Mallorquina», oder die mallorquinische Version des Burgers, die «Coca de Patatas». Das kommt gut an - und ist erst noch viel nachhaltiger.

Sollte eine intime Atmosphäre gesucht werden, kann ein Abendessen auf einer abgelegenen, mit Laternen geschmückten Terrasse auf der anderen Seite des 32 Hektar grossen Grundstücks mit Blick auf das Meer und den Sternenhimmel arrangiert werden.

Da es so viel zu tun gibt, ist die Aufenthaltszeit wohl auch lange...

Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in unserem Hotel beträgt vier Tage. Manche bleiben länger, manche nur 1-2 Tage; normal sind eigentlich fünf Tage. Viele unserer Gäste kombinieren den Aufenthalt bei uns mit einem Aufenthalt am Strand, meist in einer anderen Region Mallorcas.

Möchten Sie denn die Aufenthaltsdauer nicht verlängern? Oder sollen die Gäste mehr ausgeben? Worauf arbeiten Sie hin?

Wir arbeiten derzeit am «Brand Positioning», aber wie bereits erwähnt, werden wir an der Positionierung als «Berg-Rückzugsort mit rustikalem Charme und hohem Luxus» nichts ändern. Was angedacht ist: Wir werden voraussichtlich die Anzahl Zimmer reduzieren und dafür grössere Suiten bieten. Die Ausstattung wird exklusiver sein. Wir werden keine «Minimum Stays» verlangen, wie dies andere Hotels auf Mallorca noch tun. Wir wollen aber dem Kunden die grösstmögliche Flexibilität bieten.

«Man muss sich hohe Ziele stecken. In der Luxushotellerie erst recht, und bei Belmond sowieso.»

Sie sagten vorhin, Sie möchten das beste Hotel Spaniens sein. Woran bemisst sich so etwas überhaupt?

Wir haben mehrere Säulen, worauf wir bauen: Die einzigartige Insel Mallorca, unser Hotel mit seiner überragenden Kunst und Gastronomie, sowie die Aktivitäten und Erlebnisse. Diese müssen noch besser und auch noch bekannter werden. Unser Hotel muss, wenn Mallorca und Luxus in einem Zug genannt werden, «Teil des Gesprächs» sein. Wir wollen nicht nur das «most iconic hotel of the Balearics» sein, sondern eben das beste Hotel Spaniens.

Die Bemessung ist natürlich primär eine persönliche. Wir Hoteliers können verschiedene KPIs nutzen wie die Average Daily Rate, die Auslastung, die Kundenzufriedenheit und mehr. Dies sind aber nur Orientierungshilfen für uns, um das Produkt weiter zu verbessern. Finden die Kunden, wir seien das beste Hotel Spaniens, wird sich dies herumsprechen und auch in den wichtigen Medien bald so aufgenommen werden. Wir sind an der strategischen Umsetzung, um dieses Ziel möglichst bald zu erreichen.

Ein ambitionierter Plan.

Man muss sich hohe Ziele stecken. In der Luxushotellerie erst recht, und bei Belmond sowieso.  

Idyllisch: Das La Residencia versteht sich als Oase mit rustikalem Charme. Bild: Belmond