Karriere

Mitarbeitende haben das Recht, von Ihrem Chef eine klare Richtung aufgezeigt zu bekommen. Denn Sie müssen wissen, wohin die Reise geht und was ihr Beitrag dazu sein soll. Bild: Fotolia

Geführt zu werden, bringt auch Rechte mit sich

Felix Frei

Mitarbeitende sind gefordert, Leistung zu bringen. Umgekehrt steht auch der Firmenchef oder die Firmenchefin in der Bringschuld. Psychologe Felix Frei schreibt, was Mitarbeitende von ihren Chefs erwarten dürfen – und was nicht.

In Ihrer Rolle als Geführte haben Sie eine ganze Reihe von Rechten. Zum Beispiel das Recht darauf,...

... dass Ihr Chef Sie führt. Dies vor allem. Sonst müsste er Ihnen nicht vor-gesetzt sein.

... von Ihrem Chef ohne Ausnahme mit Anstand und Respekt behandelt zu werden. Selbst wenn er einmal – nehmen wir an, zu Recht – sauer auf Sie ist, muss er Ihnen das mit Anstand und Respekt klar machen. Was nicht ausschliesst, dass er dabei um der Deutlichkeit willen etwas lauter wird als sonst.

... von Ihrem Chef eine klare Richtung aufgezeigt zu bekommen, denn Sie müssen wissen, wohin die Reise geht und was Ihr Beitrag dazu sein soll.

... von Ihrem Chef mit den nötigen (weder goldenen noch unbeschränkten) Mitteln und Ressourcen ausgestattet zu werden, um Ihre Aufgabe im Interesse des Unternehmens gut erfüllen zu können.

... dass Ihr Chef Entscheidungen trifft, dazu steht und seine Verantwortung übernimmt. Seine – nicht Ihre.

... von Ihrem Chef angehört zu werden

... dass Ihr Chef Ihnen beisteht, wenn Sie in Schwierigkeiten geraten, zum Beispiel, indem er seinen besseren Zugang zu Informationen dazu nutzt, Ihnen die Arbeit zu erleichtern.

... dass sich Ihr Chef für Ihre persönliche und fachliche Entwicklung interessiert und engagiert. Damit verbundene Anstrengungen und Ihre eigene Initiative kann und muss er Ihnen aber nicht abnehmen.

... von Ihrem Chef die Anerkennung zu bekommen, die Sie, Ihre Leistung und Ihre Resultate verdienen.

... von Ihrem Vorgesetzten einen Vertrauensvorschuss zu bekommen.

... dass Ihr Chef Sie nicht belügt. Zwar muss auch er nicht alles und längst nicht alles direkt sagen – das würden Sie nämlich gar nicht wollen –, aber er darf Ihnen nichts vormachen.

... dass Ihr Chef willens und fähig ist, Ihnen zu sagen, wenn er etwas von Ihnen will, und dass er nicht darauf wartet, dass Sie seine Bedürfnisse erraten.

... dass Ihr Vorgesetzter auch sich selbst kritisch beurteilen lässt. Auch von Ihnen und Ihren Kollegen. Und dass er reif genug ist, sich einer berechtigten Kritik offen und ohne beleidigt zu sein zu stellen.

... von Ihrem Chef angehört zu werden. Vielleicht nicht immer subito, aber doch innert nützlicher Frist. Ihre Meinung aber muss er nicht teilen.

... dass Ihr Chef in Ihnen nicht bloss einen Leistungserbringer, sondern einen Menschen sieht – mit Stärken und Schwächen, mit Interessen und Ängsten und mit einem Leben ausserhalb der Firma.

Sollte Ihr Chef Ihnen etwas davon vorenthalten, reden Sie mit ihm! Notfalls auch mit seinem Chef.