Karriere
«Der Fachbeirat ist kein dekoratives, sondern ein aktives Gremium»
Herr Schmid, wie kommt man überhaupt zu einer Position im Fachbeirat der IST?
In den Fachbeirat der IST werden Personen aus Tourismus, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft berufen. Für die Aufnahme in den Beirat gibt es kein Bewerbungs- oder Wahlprozedere. Die Beiräte verfügen über eine langjährige Erfahrung, ein umfassendes Know-how und eine hohe Professionalität in den verschiedenen Bereichen des Tourismus. Es handelt sich um Personen, denen die Aus- und Weiterbildung im Tourismus am Herzen liegt und die sich ehrenamtlich engagieren. Sie sind die Verbindung zwischen der IST und der Branche.
Was ist denn die genaue Funktion des Fachbeirats?
Der Fachbeirat unterstützt die Geschäftsleitung (GL) und den Verwaltungsrat (VR). Der Beirat – das sagt schon der Name - ist kein dekoratives, sondern ein aktives Gremium, das aktiv berät und empfiehlt, jedoch über keine direkten Kompetenzen verfügt. Der Fachbeirat entscheidet nicht und kontrolliert nicht wie ein Verwaltungsrat. Der Beirat ist für die GL und den VR ein Sparringpartner auf Augenhöhe: Der Fachbeirat hält im positiven Sinne den Spiegel vor und blickt in die Zukunft. Der Erfahrungs- und Gedankenaustausch dreht sich vor allem um die zukünftigen Anforderungen an die Menschen, die im Tourismus tätig sind. Denn alle Aufgaben für und am Gast können nicht durch Roboter oder Apps übernommen werden.
Wie gross ist für Sie der Aufwand als Fachbeirat?
Der gesamte Fachbeirat trifft sich pro Jahr für ein bis zwei Sitzungen. Zusätzlich werden wir an die Veranstaltungen eingeladen, welche übers Jahr stattfinden. Das sind zum Beispiel Fachtagungen, unter anderem auch mit den Dozierende, sowie Diplomfeiern oder Events, welche einzelne Klassen im Rahmen ihrer Ausbildung als praktische Übung organisieren. Dieses Jahr findet zum Beispiel ein Event mit dem Titel «IST-IVAL – bring the world to the music» statt. Bei aktuellen, spezifischen Fragen können die Fachbeiräte individuell kontaktiert werden. Diese sind uneigennützig bereit, die Ziele der IST mit ihrem Hinweisen oder Anregungen zu unterstützen.
Welche speziellen Kompetenzen Ihrerseits sind denn im Fachbeirat gefragt?
Die vielseitige, kundennahe Erfahrung in diversen Bereichen des internationalen Tourismus in Kombination mit dem internationalen Netzwerk sowie dem interdisziplinären Fachwissen.
«Trotz der vielfältigen Bildungsmöglichkeiten gilt: Don’t wait for your ship to come in, swim out to it.»
Haben Sie ein Beispiel für einen konkreten Vorschlag, den der Fachbeirat an die Schulleitung betreffend Studienangebot oder Lehrtätigkeit gemacht hat und der auch umgesetzt wurde?
Ich gebe zwei Beispiele: Erstens wurde der gesamte Fachbeirat von der Geschäftsleitung zu einer möglichen Erweiterung des Weiterbildungsangebotes befragt. Ist dies sinnvoll? Welches sollen die Themen und Inhalte sein? Die breite Bedürfnisabklärung ergab, dass ein Angebot mit Kurzseminaren für spezifische Themen sinnvoll und marktfähig wäre. Die Nachfrage lag jedoch deutlich unter den Erwartungen. Das Programm kam nicht zum Fliegen. Nach zwei Jahren wurde es eingestellt. Erfahrungen mit kalkulierbarem Risiko muss jede Unternehmung, auch im Bildungswesen, machen können.
Und zweitens: Im letzten Winter konnte der Schweizer Reise-Verband (SRV) die Ausbildungsziele für die Lernenden für nachhaltigen Tourismus anpassen. Die Ziele habe ich für den SRV in Abstimmung mit der IST aktualisiert, weil sie für die Vermittlung des Stoffes in den überbetrieblichen Kursen (ÜK) zuständig ist.
Was verbindet Sie sonst mit der IST?
Mit der IST bin ich seit der Übernahme der Schule durch Hanna Rychener Kistler in Kontakt. Ich kenne und schätze sie seit den 80er Jahren, als wir beide als Product Manager bei Kuoni tätig waren. Obwohl sich unsere beruflichen Wege trennten, blieben wir miteinander immer in Kontakt. TUI Suisse, mein früherer Arbeitgeber, empfing und empfängt Klassen der IST für Betriebsbesichtigungen und beschäftigt Praktikanten. Persönlich referierte ich mehrmals in meiner früheren Funktion bei TUI über Nachhaltigkeit und (Krisen-)Kommunikation aus der Sicht der Praxis.
Wie würden Sie den Nutzen eines IST-Studiengangs umschreiben? Ist dieser zwingend nötig für eine Karriere im Tourismus?
Der Nutzen ist unbestritten hoch. Können und Wissen sind entscheidend. Die praxis- und kundennahe Ausbildung müssen die jungen Touristiker/-innen, abhängig vom Berufsziel, fast zwingend mit weiterführender aktueller Theorie verknüpfen. Wie sie das tun, ist offen. Doch eines ist klar, Wissen veraltet schnell und muss ständig erneuert und erweitert werden. Nur so kann der Nachwuchs die zukünftigen Ansprüche der Unternehmen erfüllen. Und man entzieht sich gleichzeitig mehr oder weniger dem Ersatz durch einen digitalen Kollegen.
Die IST kennt durch die Nähe zur Branche die Anforderungen des nationalen, aber auch des internationalen Arbeitsmarktes sehr gut. Die Erfahrung zeigt, dass die Absolventen einer höheren Fachschule (HF) sehr gute Berufs- und Entwicklungschancen haben. Dank unserem Bildungssystem ist sogar der Wechsel an eine Fachhochschule oder Universität möglich. Doch trotz der vielfältigen Bildungsmöglichkeiten gilt: «Don’t wait for your ship to come in, swim out to it.»
Welches sind aus Ihrer Sicht die grössten Herausforderungen im touristischen Bildungswesen?
Der globale und vermehrt digitale Tourismus fordert Schnelligkeit und eine rasche Anpassung des Bildungsangebots sowie der Unterrichtsformen, wie zum Beispiel orts- und zeitunabhängiges Lernen. Die Arbeitswelt ist durch die Digitalisierung entlang der touristischen Wertschöpfungskette in einem grossen Umbruch. Die Berufs-, aber auch Lebensbilder verändern sich rasant, die Spezialisierung nimmt zu. Wer zudem Führungsverantwortung trägt, muss nicht nur sich selbst à jour halten, sondern auch die Mitarbeitenden intensiv in die Zukunft begleiten. Die Arbeitgeber erwarten, dass erfahrene, sozial kompetente, sprachkundige, anspruchslose potenzielle Mitarbeitende mit einem vielseitigen Theorierucksack bei ihnen Schlange stehen…
So sieht der aktuelle Fachbeirat der IST aus
Die Mitglieder in alphabetischer Reihenfolge:
- Balsiger Jürg, (CEO Stanserhornbahnen)
- Bandi Monika, Dr. (Leiterin Forschungsstelle Tourismus, CRED; Uni Bern)
- Berger Manuel (Berger Hospitality Management GmbH)
- Bütikofer Martin (Direktor Verkehrshaus der Schweiz)
- Bumann Frank (Direktor Ostschweiz Tourismus)
- de Buman Dominique (Nationalrat, Präsident des Schweizer Tourismusverbandes)
- Gisi Barbara (Direktorin Schweizer Tourismusverband)
- Häberlin Sven (CEO Tourismusconsult)
- Hostettler Andy (Gastgeber Ermatingerhof, Inhaber Swiss Panorama Knife)
- Juen Christoph, Dr. (ex CEO hotelleriesuisse)
- Kamer René (CEO RailAway / VR Luzern Tourismus)
- Kämpf Richard (Leiter Ressort Tourismus, Staatssekretariat für Wirtschaft SECO)
- Katz Max (Präsident Schweizer Reise-Verband SRV)
- Kistler Charly (ex CEO Edelweiss Air)
- Krippendorf Beat (ibk & Partner Coaching, Bildung, Beratung / VRP Swiss Quality Hotels)
- Lässer Christian (Prof. für Tourismus und Dienstleistungsmanagement, Universität St. Gallen)
- Lergier Markus (Direktor Bern Tourismus)
- Lüthi André (Verwaltungsratspräsident Globetrotter Group)
- Müller Hansruedi, Prof. Dr. emer. (ehemals Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus, Universität Bern)
- Nydegger Martin (Geschäftsleitungsmitglied Schweiz Tourismus)
- Pfister Riet (ehem. Grand Resort Bad Ragaz / VR in mehreren Hotels)
- Reinhart Daniel (Director Distribution & Marketing, Hotelplan Suisse)
- Schmid Roland (Schmid ComConsult GmbH / Leiter Fachgruppe Umwelt & Soziales des SRV)
- Sturzenegger Martin (Direktor Zürich Tourismus)
- Vollmer Peter, Dr. (Alt-Nationalrat, ex. Direktor «Verband öffentlicher Verkehr» und «Seilbahnen Schweiz», Vizepräsident Schweiz Tourismus)
- von Moos Martin (Präsident Zürcher Hoteliers)
- Zenhäusern Josef (Advice in Sports, Tourism and Sponsoring)
- Zimmermann Heinz (CEO Topline Marketing)