Karriere
Weiterhin die weltweite Nummer 1
Artur K. VogelMarco Zanolari, CEO der Gruppe The Living Circle, zu der unter anderem das Fünfsternehaus Storchen an der Limmat in Zürich gehört, hat einst die EHL absolviert. Schon unter dem ursprünglichen Namen Ecole hôtelière de Lausanne genoss die älteste, vor 130 Jahren gegründete Hospitality-Kaderschmiede ein weltweites Renommee.
Zanolari schätzte den «unglaublichen Spirit», der an der Schule herrschte und noch immer herrscht. Und bis heute weiss er den globalen Zusammenhalt unter den ehemaligen Absolventinnen und Absolventen zu schätzen – man zählt rund 30'000 EHL-Alumni. Jedoch habe sich die EHL in den rund zwanzig Jahren, seit er dort studierte, signifikant verändert, sagt Hotelier Zanolari.
Bei einer Informationsveranstaltung im Storchen präsentierte Markus Venzin, CEO der EHL-Gruppe, ein paar dieser jüngeren Entwicklungen. So konnte die Schule in Lausanne einen neuen Campus beziehen, der nun auf 85‘000 Quadratmetern ideale Platzverhältnisse bietet.
Mit einem weiteren Campus in Passugg hat die EHL den Sprung über den Röstigraben geschafft. Und ein dritter Campus in Singapur bildet neuerdings das veränderte Mobilitätsverhalten der Studierenden ab.
Studierende aus 126 Ländern
Die Zahl der Studierenden verdoppelte sich in wenigen Jahren auf 4000. Sie stammen aus 126 Ländern. Und binnen zehn Jahren wuchs der Umsatz von 69,5 Millionen Franken 2012 auf 163,5 Millionen . Geblieben seien Exzellenz und Qualitätsanspruch, betonte Carole Ackermann. Die Wirtschaftsfachfrau, Unternehmerin und HSG-Dozentin präsidiert den Stiftungsrat der Fondation EHL, der die Schule gehört.
Dass die EHL nicht nur die älteste, sondern gemäss sämtlichen Rankings auch die beste Schule für das Hospitality-Business ist, hat laut CEO Venzin unter anderem mit den Lehrgängen zu tun: Anders als andere Fachhochschulen vermittle die EHL nicht nur Theorie, sondern auch eine profunde fachliche Ausbildung.
Die Studierenden durchlaufen sowohl ein sechsmonatiges Praktikum extern in der Hospitality Branche als auch ein sechsmonatiges «Année Préparatoire» auf dem Campus, bei dem sie die verschiedenen Aufgabenbereiche im Hotel kennenlernen. Während dieser «Lebensschule», so Venzin, lernen sie alle Aufgabenbereiche im Hotel kennen, vom Front Desk über das Restaurant und das Housekeeping bis zur Küche. (In Lausanne wird das schuleigene Restaurant «Berceau des Sens» unter Leitung der erst 30-jährigen französischen Küchenchefin Lucrèce Lacchio vom Guide Michelin mit einem Stern ausgezeichnet.)
Wie hoch die Qualität der EHL in Wirtschaftskreisen eingeschätzt wird, manifestiert sich unter anderem darin, dass rund die Hälfte der Graduierten Stellen in anderen Wirtschaftszweigen finden. Carole Ackermann führt diese Tatsache darauf zurück, dass man sich an der EHL intensiv mit den Fragen beschäftige: «Welche Art von Unternehmensführung vermitteln wir? Welche Unternehmenskultur?»
Breites Angebot
Um die Breite des schulischen Angebotes zu unterstreichen, referierten im Storchen drei Dozenten über ihre Gebiete. Jean-Philippe Weisskopf, der an der EHL Finanzen und die Bewertung von Wein lehrt, referierte über Investitionen in den Wein und die (noch bescheidene) Rolle, die Schweizer Wein dabei spielt.
Matthias Fuchs, Assistenzprofessor für Marketing, sprach über die Luxusgüterindustrie. Immer mehr Konsumentinnen und Konsumenten gäben Geld für Luxusgüter aus, und Firmen wie Gucci, Hermès, Rolex oder Audemars Piguet müssten aufpassen, dass ihre luxuriösen Erzeugnisse nicht zu Allerweltsprodukten würden. Vermehrt investierten solche Firmen in «Experiences», zum Beispiel in Hotels, Restaurants oder Spas, um Kundinnen und Kunden das Luxuserlebnis auf andere Weise verschaffen zu können.
Nicole Hinrichs schliesslich, EHL-Professorin für Unternehmensstrategie, Innovation und neue Geschäftsmodelle, entwickelte ihre Gedanken zum hochaktuellen Thema Künstliche Intelligenz (KI). Sie warf dabei die zentrale Frage auf, wie im Zeitalter der Digitalisierung der «Human Touch» bewahrt werden könne, der für die Hospitality (wie auch für andere Dienstleistungsbereiche) weiterhin von zentraler Bedeutung sei.
Wer heute noch nicht in KI investiere, werde in zehn Jahren teuer dafür bezahlen, prophezeite Nicole Hinrichs und räumte gleichzeitig mit ein paar Vorurteilen auf: Richtig eingesetzt, könne KI die Menschheit von Routineaufgaben entlasten und ihr den Raum verschaffen, sich «auf kreative und strategische Arbeit zu konzentrieren».
Allerdings müssen laut der Professorin noch «viele offen Fragen ethischer, juristischer und sozialer Art» beantwortet werden, und auch das Potenzial der KI werde noch längst nicht ausgeschöpft.
KI sei «ein Werkzeug, kein Ersatz für den Menschen», schloss Nicole Hinrichs. Damit KI der Menschheit diene und nicht umgekehrt, müsse bei ihrer Anwendung «ein ethischer Ansatz gewählt werden». Der «Human Touch» sei kein Relikt aus der Vergangenheit, sondern «ein wesentlicher Bestandteil der Menschlichkeit».