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Die Heimarbeit und die Kommunikationskanäle haben sich mehrheitlich bewährt. Doch sind die heutigen Homeoffice-Regelungen noch passend? Bild: Adobe Stock

Die Spielregeln für Homeoffice ändern nicht

Einige Firmen in der Schweiz pfeifen ihre Leute zurück ins Büro. Die Reisebranche sieht aber keinen Handlungsbedarf. Rund 50 Prozent der Arbeitszeit kann weiterhin zuhause verbracht werden. Was halten Sie davon?

Seit Pandemiebeginn gilt die Swisscom als Vorreiterin bei der Arbeit aus dem Homeoffice. Nur gerade einen Tag pro Woche mussten sich die Swisscom-Mitarbeitenden in den letzten drei Jahren im Büro zeigen. Mittlerweile hat das Kommunikationsunternehmen die Schraube angezogen. Seit März 2023 müssen sich die Angestellten wieder an zwei Wochentagen vor Ort zeigen.

Als Grund nennt die Swisscom die Pflege der Unternehmenskultur, zudem sei die Präsenz auch für die Integration neuer Mitarbeitenden wichtig. Auch in der Finanzbranche reduzieren einige Banken die Anzahl Wochentage im Homeoffice. Und aus anderen Ländern häufen sich die Meldungen bezüglich Homeoffice-Reduktion, bei vielen Tech-Unternehmen in den USA oder etwa der Allianz in Deutschland.

Zwar hat sich die Homeoffice-Arbeit weitgehend etabliert und auch Patrons alter Schule stellen verblüfft fest, wie gut die Arbeitsmoral der Leute zuhause ist – zumindest liefern diese befriedigende Resultate ab. Doch die dezentrale Arbeit erschwert den Austausch untereinander. Das ist nun mit ein Grund bei einigen Firmen, die Heimarbeit zu reduzieren.

Abweichungen je nach Bereich und Funktion

Auch in der Schweizer Reisebranche hat sich das Homeoffice-Modell verbreitet und weitgehend bewährt. Doch wird am bestehenden Modell weiterhin festgehalten? Oder stehen Änderungen an? Travelnews hat sich umgehört.

Bei der Hotelplan Group gilt seit Februar 2022 die Homeoffice-Regelung, dass Mitarbeitende pro Woche mindestens 40 Prozent der vereinbarten Arbeitszeit im Büro anwesend sein müssen. Das heisst, ein Mitarbeitender der zu 100 Prozent tätig ist, kann drei Tage pro Woche im Homeoffice arbeiten. Je nach Bereich und Funktion seien Abweichungen möglich, welche vom entsprechenden Geschäftsleitungsmitglied bestimmt werden. So arbeiten Mitarbeitende in Funktionen mit starkem direktem Kundenkontakt weiterhin hauptsächlich in Filialen von Hotelplan Suisse beziehungsweise in den Local Service Offices von Interhome. Teilzeitbeschäftige mit einem Beschäftigungsgrad von unter 50 Prozent müssen mindestens einen Tag pro Woche im Büro anwesend sein.

«Diese Regelung zu ändern, ist derzeit nicht geplant», sagt Hotelplan-Sprecherin Bianca Gähweiler und ergänzt: «Die Nutzung der Homeoffice-Möglichkeit variiert sehr stark – je nach Abteilung und Funktion. Mitarbeitende in der IT beispielsweise nutzen die Möglichkeit sehr rege. Die Mitarbeitenden in der Buchhaltung sind jedoch vergleichsweise oft im ‹richtigen Büro› anzutreffen.»

Persönlicher Austausch, bessere Life-Balance

Ähnlich verhält es sich mit der Homeoffice-Regelung bei TUI Suisse. TUI-Mitarbeitende am Hauptsitz haben aktuell die Möglichkeit, bis zu 50 Prozent ihres Arbeitspensums von zu Hause aus zu arbeiten. Dies erfolgt in Absprache und Planung mit dem Vorgesetzen. Retail-Mitarbeitende arbeiten grundsätzlich in den TUI-Filialen. Nach Absprache mit dem Vorgesetzen können einzelne Home-Office-Tage und -Arbeiten geregelt werden.

«Die Möglichkeit zum Home Office wird von den Mitarbeitenden am Hauptsitz gerne genutzt und der Mix von persönlichem Austausch im Büro mit den Kollegen und effizientem Arbeiten zu Hause geschätzt. Zudem führt der Wegfall des Arbeitsweges zu mehr Freizeit und einer besseren Life Balance», sagt Sonja Ptassek, Corporate Communications TUI Suisse. Änderungen stünden aktuell keine an.

Ganz im Sinne der Soziokratie – mehr zu dieser Management-Form hier – äussert sich Dany Gehrig, GL-Mitglied der Globetrotter Group (GTG) zum Thema: «In der GTG ist jeder und jede CEO selbständig für den Erfolg des Unternehmens zuständig. Das heisst auch, dass der oder die CEO dieses Thema eigenständig geregelt hat. Daher gibt es auch verschiedene Modelle, die aktuell im Einsatz sind.»

Als CEO der Globetrotter Travel Service AG sagt Gehrig: «Beim GTS kann jede Filiale Abteilung nach einem definierten Spielfeld ein eigenes Konzept erstellen, welches im Konsent-Verfahren zusammen mit der GL abgenommen wird. Ziel ist eine Win-Win-Win-Situation zu schaffen, so dass die Kunden/Partner, die Mitarbeitenden und das Unternehmen einen Mehrwert haben. Eine einheitliche Regelung macht aus unserer Sicht keinen Sinn, da nicht jeder Mensch die gleichen Bedürfnisse hat und nicht jedes Aufgabengebiet die gleichen Möglichkeiten zulässt. Unsere Entscheide werden regelmässig überprüft und falls notwendig angepasst, da das Umfeld nie statisch ist.»

Mitarbeitende schätzen Mix

«Die Kuoni-Marken haben mit dem in der Corona-Pandemie eingeführten Remote-Work-Konzept sehr gute Erfahrungen gemacht und halten folgerichtig daran fest», sagt Markus Flick, Sprecher von DER Touristik Suisse. Das Konzept sehe nicht nur Homeoffice, sondern unter Berücksichtigung betrieblicher und sozialversicherungsrechtlicher Anforderungen auch die Möglichkeit vor, einige Wochen im Jahr in Feriendestinationen im Ausland zu arbeiten.

«Eine interne Umfrage hat unterstrichen, dass eine sehr grosse Mehrheit unserer Mitarbeitenden einen Mix zwischen Büropräsenz und Home Office beziehungsweise Remote Work bevorzugt», ergänzt Flick. Folglich biete DER Touristik Suisse beide Optionen an. Homeoffice zu ermöglichen, wann immer es die betrieblichen Bedürfnisse erlauben, sei dabei ebenso wichtig wie mit regelmässiger Büropräsenz den direkten Austausch im Team, die Unternehmenskultur und die Einarbeitung neuer Kolleginnen und Kollegen zu fördern. Da sich Homeoffice nicht für alle Funktionen gleichermassen anbiete, liege es in der Verantwortung der Vorgesetzten, die Homeoffice-Möglichkeiten mit ihren Teams zu bestimmen und zu planen.

«Mit der Arbeitsmöglichkeit im Ausland möchte DER Touristik Suisse die Passion für das Reisen, die Erweiterung der Destinations- und Produkte-Kenntnisse sowie den Netzwerkaufbau durch Mitarbeitende fördern», ergänzt der Kuoni-Sprecher. Die Folgen für die Flexbilität, die Loyalität, die Innovationskraft und die Mitarbeitendenzufriedenheit im Unternehmen seien positiv.

Neu mit Jahresarbeitszeit

Markus Kohli, der CEO von Knecht Reisen, sagt zum Thema Homeoffice: «Neben der dieses Jahr neu eingeführten Jahresarbeitszeit und kompletter Ausrüstung mit modernsten Laptops wissen unsere Mitarbeitenden die Möglichkeit des Homeoffice sehr zu schätzen. Sie gestalten dadurch das für sie perfekte Arbeitsmodell». Auf Basis eines 100%-Pensums seien bis zu zwei Tage Homeoffice möglich; bei Einsatz in Spezialprojekten nach Absprache auch mehr. «Allerdings gibt es auch zahlreiche Kolleginnen und Kollegen im Unternehmen, die nach der Pandemie bewusst keinen Gebrauch von Homeoffice machen, weil sie es vorziehen, im Büro zu arbeiten. Die Koordination von Homeoffice und Büro-Präsenz liegt in den Händen der Abteilungsverantwortlichen.»

Im Bereich Tour Operating werde Homeoffice aus naheliegenden Gründen mehr genutzt als im klassischen Reisebüro-Verkauf, wo die physische Präsenz der Kolleginnen und Kollegen eine höhere Gewichtung hat. «Momentan haben wir keinen Bedarf, Anpassungen vorzunehmen», ergänzt Markus Kohli, «wir bleiben aber selbstverständlich am Thema dran, um den Einsatz des Instrumentes Homeoffice jederzeit optimal für alle Beteiligten – und auch aus Kundensicht – zu gestalten.»

(GWA)