Karriere
New Work: Über die schöne neue Arbeitswelt
Stephanie ZornIn unserer heutigen Welt befindet sich so einiges im Umbruch. Alles wird schneller, vernetzter und unvorhersehbarer. Das sorgt nicht nur dafür, dass uns manchmal der Kopf schwirrt, es resultiert auch darin, dass unsere alten Wege, Herausforderungen anzugehen und auch unsere Arbeitswelten zu gestalten, so nicht mehr ganz aufgehen. Intensive Veränderungen im Aussen erfordern auch ein deutliches Umdenken, wenn es um die internen Strukturen unserer Unternehmen geht.
«New Work» versteht sich selbst als Antwort auf diese Entwicklungen. Es geht um zukunftsweisende und sinnstiftende Arbeit, die Mitarbeiter:innen in den Fokus stellt. In Zukunft ist nicht länger die Effizienz der entscheidende Faktor der Arbeitswelt, es geht um Resilienz. Was das alles konkret für uns und unsere Betriebe bedeutet? Das Zukunftsinstitut hat dazu vier zentrale Zukunftsthesen aufgestellt.
1) Die Arbeit wird zum Instrument der Sinn-Suche und persönlichen Erfüllung
Künftig werden immer mehr automatisierbare Aufgaben von Maschinen und Künstlicher Intelligenz übernommen. Dadurch gewinnen unsere urmenschlichsten Eigenschaften an neuer Bedeutung. Kreativität, Empathie und Vorstellungskraft sind Schlüsselkompetenzen im Umgang mit einer stets komplexer werdenden Umwelt. Und gerade in Branchen, in denen die Suche nach qualifizierten Mitarbeiter:innen zur immer grösseren Herausforderung wird, steigt auch der Anspruch der Arbeitnehmer:innen nach einer erfüllenden und sinnstiftenden Arbeit. Menschen suchen Entwicklungsräume, in denen sie mit all ihren Facetten und Fähigkeiten wahrgenommen werden, sich stets weiterentwickeln können und die Chance erhalten, ihre eigenen Potenziale bestmöglich einzubringen.
2) Qualität geht vor Quantität
Der Tourismus macht es vor: Immer mehr Betriebe und zum Teil auch grosse internationale Unternehmen experimentieren mit der 4-Tage-Woche und einer deutlichen Flexibilisierung ihrer Arbeitszeitmodelle. Gerade die skandinavischen Länder erweisen sich auch hier einmal mehr als Vorreiter. Es geht nicht mehr primär um feste Wochenstunden, vielmehr ist Arbeitszeit eine Art flexibles Kontingent, das sich an individuelle Situationen und Lebensphasen – wie etwa Ausbildung, Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen – anpasst. Erste wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen: Eine Reduktion der Arbeitszeit kann Unternehmen produktiver machen und Krankenstände wie Personalwechsel reduzieren.
3) Von analog bis digital: Auch unsere Arbeitsorte wandeln sich
Gerade durch die Pandemie wurden viele Berufsgruppen und Tätigkeiten ins Homeoffice oder den virtuellen Raum verlegt, bei denen dies früher undenkbar gewesen wäre. Doch genau diese Veränderung verleiht dem Büro einen neuen Reiz. Es wird noch stärker zum Ort des zwischenmenschlichen Austausches, der Kreativität und persönlichen Begegnungen. Ein Raum, in dem Unternehmenswerte gelebt und erlebbar werden und wo gemeinsam Neues geschaffen wird.
4) Aus der Work-Life-Balance wird das Work-Life-Blending
Der ewige Konflikt zwischen Arbeit und Freizeit beginnt sich im wahrsten Sinne des Wortes aufzulösen. Die Grenzen zwischen beruflich und privat verschwimmen zunehmend, man versucht in der Tagesplanung all den unterschiedlichen Bedürfnissen und Anforderungen eines Menschenlebens besser gerecht zu werden. Arbeit wird nicht rein als ein Beruf, sondern als die Summe aller Tätigkeiten verstanden, die man in seiner Zeit vollbringt. Egal ob bezahlt oder als unbezahlter Dienst an der Gemeinschaft.
Das alles mag auf den ersten Blick noch befremdlich wirken. Doch eines ist klar: Wir befinden uns in einer Zeit des Übergangs, in der klassische Karriereleitern von einem neuen Wertebewusstsein abgelöst werden. Dieses neue Arbeitsverständnis wirkt sich nicht nur auf unsere Unternehmen und Organisationen aus, es beeinflusst auch unsere Lebensräume. Sie sind schliesslich der Ort, an dem wir beruflich tätig werden oder uns ganz allgemein zum Wohle unserer Familien und Gemeinschaften engagieren.