Karriere

Erachtet Workations aus mehreren Gründen als eine Chance: Laura Meyer, CEO Hotelplan Group, beim gestrigen «walk the talk» in Zürich. Bild: Schmid, Pelli & Partner / Magyarpictures.ch

Workations – von der Nische zum Geschäftsmodell

Gregor Waser

Arbeitsaufenthalte an Ferienorten avancieren zur «business opportunity». Hotelplan Group CEO Laura Meyer gab am Montag bei einem Innovations-Talk spannende Einblicke in die jüngste Entwicklung dieser Sparte.

Arbeit und Freizeit lassen sich an den Ferienorten immer besser kombinieren. Was steckt hinter Workations? Ist das mehr als eine originelle Nische? Löst die Kombination neue Gästeströme aus? Wie profitiert ein Arbeitgeber von diesem Modell? Unter dem Patronat des SECO (Staatssekretariat für Wirtschaft ) und der Innotour-Veranstaltungsreihe «walk the talk» erfolgte gestern ein spannender Event im Memox, einem Workshop, Meeting, Innovation Space – inklusive einem Walk in der Pause durch das Zürcher Europaallee-Viertel.

Das Thema interessiert. 45 Tourismusprofis horchten gespannt den Referenten und beteiligten sich mit Fragen, Einwürfen und Abstimmungen am Geschehen. Moderiert von Jürg Schmid (Schmid, Pelli & Partner) stellte Gioia Deucher den imposanten InnHub La Punt vor und verdeutlichte die Möglichkeiten, einen Engadin-Ferienaufenthalt mit effizientem Arbeiten zu verbinden. Oder die IT-Firma Redguard – auf der verzweifelten Suche nach IT-Fachkräften – hat neuerdings klare Spielregeln für Workations aufgestellt, einer der Mitarbeitenden kehrte eben von einem vierwöchigen Bali-Trip zurück und schilderte die guten Erfahrungen und einige der Tücken aus Arbeitnehmersicht.

Schliesslich geht es bei Workations um mehrere, spannende Aspekte: für den Arbeitgeber bieten Workations mitten im «war of talents» die Möglichkeit, sich als attraktive Firma zu zeigen. Mitarbeitende erhalten eine interessante Option, ihren Arbeitsalltag zu bereichern. Für Feriendestinationen, Hotels und Ferienwohnungen eröffnen Workations den Zugang zu neuen Gästen, womöglich auch Longstays und dies idealerweise noch in der Nebensaison. Und dann gibt es auch noch die Sicht eines Reiseveranstalter oder Reisebüros: Workations sind ein Produkt oder eine Aufenthaltsart, die Beratung benötigt und entsprechend verkauft werden kann.

«Zum Teil waren ganze Teams miteinander unterwegs.»

Bei Hotelplan Group spielen Workations auf mehreren Ebenen eine Rolle, wie Gastreferentin Laura Meyer beim gestrigen Talk veranschaulichte. «Es ist heute anspruchsvoll, die Mitarbeitenden zu halten und neue Talente zu gewinnen», schickte die Hotelplan Group CEO voraus. «Dank Workations können wir unsere Arbeitgeberattraktivität steigern.» Und sie erzählte von der Hotelplan-Villa in Zypern, die seit anfangs Juni rege besucht wird. Total 80 Hotelplan-Mitarbeitende haben Zypern schon als Arbeitsort genutzt, total sind es bisher 113 Hotelplan-Mitarbeitende, die seit Februar 2022 und der Einführung dieser Möglichkeit eine Workation ausserhalb der Schweiz verbracht haben, etwa auch auf Bali, in Südafrika, in Brasilien oder in den USA.

«Zum Teil waren ganze Teams miteinander unterwegs oder die Mitarbeitenden nutzten die Möglichkeit vor Ort, während des Aufenthalts die Familie zu besuchen». Insgesamt sei das Feedback enorm positiv ausgefallen, bei den Rückkehrern heisse es oft, wo gehen wir das nächste Mal hin. Was Laura Meyer ebenfalls gefällt: während den Workations werde fleissig auf den Social Media gepostet, insofern sei der Aspekt einer instagrammable Location ebenfalls relevant.

Einige «aber» verschwieg sie nicht. Workations würden sich nicht zwingend für jede Funktion eignen, «doch wir organisierten uns mittlerweile so, dass auch Filialmitarbeitende von diesem Angebot profitieren. Oder im Fall von Interhome bieten wir Austausche für Serviceoffice-Mitarbeitende an, im Winter in Zermatt, im Sommer in Mallorca». Was mit den Kindern passiere, sei auch eine Herausforderung. Kinderclubs in Hotels seien hier eine Möglichkeit. Weitere Fragen tauchen auf bei rechtlichen Aspekten und der Risikoabschätzung. Hier arbeitet Hotelplan Group mit der dafür spezialisierten Firma Vamoz zusammen.

«Schlussendlich ist es eine Frage des Vertrauens.»

Ob denn die Leute vor Ort dann nicht bloss am Pool rumhängen? Dazu sagt Laura Meyer: «Wenn jemand über den Mittag länger ins Meer springen oder auf die Skipiste will, dann soll er das eintragen. Schlussendlich ist es eine Frage des Vertrauens und während der Homeoffice-Zeit haben wir ja auch gute Erfahrungen damit gemacht.» Ebenso zur Sprache kamen Themen wie Zeitunterschied, IT-Sicherheit, schnelles WLAN, grosse Bildschirme, Verpflegung vor Ort oder eine geeignete Möblierung, etwa mit einem ergonomischen Stuhl.

Und dann wurde bei ihrem Speech auch klar: für die Hotelplan Group sind Workations auch ein Geschäftsmodell. Dank Interhome verfügt Hotelplan über den Zugang zu vielen guten Locations, die sich für Workations eignen. Mit bta first travel und Finass hat Hotelplan Group zudem zwei Boutique-Geschäftsreiseanbieter in den eigenen Reihen, die sich verstärkt im Bereich Bleisure bewegen: wenn etwa Geschäftsreisende ihren Aufenthalt an einem Ferienort verlängern wollen.

Für Laura Meyer ist klar: «Workations werden bleiben. Wir stehen noch am Anfang, aber die Sparte wird sich weiterentwickeln, was eine Chance für uns als Arbeitgeber ist und gleichzeitig auch eine business opportunity.»