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Leichtsinn ist manchen Menschen mehr als anderen gegeben. Bild: Adobestock

Die eigene Resilienz will gepflegt sein

Felix Frei

Was Schilf im Wind mit dem beruflichen Alltag zu tun hat, erklärt heute Psychologe Felix Frei.

Resilienz ist die Fähigkeit, einmal mehr aufzustehen als hinzufallen (so hat es sinngemäss Winston Churchill mal gesagt). Resilienz ist eigentlich ein physikalisches Konzept und meint die Eigenschaft eines Materials, sich einem Druck oder äusseren Einfluss zu beugen, ohne dabei zu brechen – und dann rasch wieder und unbeschädigt in die normale Position zurückzufinden. Schilf im Wind also.

Auf die menschliche Persönlichkeit gemünzt meint Resilienz die Fähigkeit, auch mit schweren Erlebnissen ohne nachhaltige Folgeschäden fertig zu werden. Die Kunst des Steh-auf-Männchens also.

Aus der Forschung wissen wir, dass manche Menschen resilienter sind als andere. Für sie ist es viel leichter als für andere, mit Verlust, Frustration, Versagen oder Angst umzugehen. Glück für sie, Pech für andere. Aber nicht nur: Es ist nicht bloss Schicksal, ob man resilient ist oder nicht. Man kann – zumindest ein Stück weit – auch daran arbeiten und die eigene Resilienz pflegen und weiterentwickeln.

Der Leichtsinn riskiert das Hinfallen

Das Wichtigste, um seine Resilienz zu stärken, ist ein gewisser Leichtsinn. Falls Sie nun ein bisschen zusammenzucken, weil Sie als jemand, der ernst genommen werden will, sich nicht des Leichtsinns bezichtigen lassen wollen, dann war das ganz in meinem Sinne. Auch wenn ich meist abschwächend nur einen gewissen Leichtsinn empfehlen würde – es geht mir schon um mehr als nur um Leichtigkeit (die sich einfach um Probleme foutiert) oder um Gelassenheit (die sich mit Problemen abgefunden hat). Leichtsinnig bedeutet aber nicht leichtfertig. Denn Leichtfertigkeit übernimmt keine Verantwortung. Leichtsinn dagegen ist stets bereit, die Folgen des eigenen Tuns auszubaden – ja, er rechnet stets mit diesem Risiko.

Der Leichtsinn riskiert das Hinfallen. Im Wissen, wieder aufstehen zu können – und beim nächsten Mal womöglich eleganter zu fallen. Deshalb spricht man zu Recht häufig von jugendlichem Leichtsinn. Resilienz verhindert vorschnelles Altern. Zu sagen, man habe etwas in jugendlichem Leichtsinn angepackt, lässt Stolz mitschwingen – ob es Erfolg hatte oder ob es floppte.

Leichtsinn tut sich nicht schwer mit dem Wissen, dass die Dinge immer auch ganz anders kommen könnten. Im Gegenteil – das ist schon fast die einzige Gewissheit, auf die er baut.

Nicht dass sich der Leichtsinn über Scheitern oder Fehler oder Irrwege freuen würde. Aber er sagt sich zumindest, dass Umwege die Ortskenntnisse erhöhen. Denn nicht selten erweist sich eine schlechte Erfahrung später als ein durchaus wichtiger Lerngewinn.

Solcher Leichtsinn ist manchen Menschen mehr als anderen gegeben. Aber man kann ihn üben. Vor allem im fröhlichen Austausch mit anderen Menschen in vergleichbarer Situation. «Fröhlich» heisst aber nicht zynisch oder sarkastisch oder verbittert oder resigniert. «Fröhlich» schliesst ein Lächeln und ein Augenzwinkern ein. Es ist durchaus ansteckend. Lassen Sie sich von Leuten, die das können, anstecken. Ihre Resilienz wird daran wachsen.