Karriere

Die «Ja, aber...»-Menschen sind im Büroalltag meist in Überzahl. Bild: Adobestock

Es gibt Yes-butter, und es gibt Why-notter

Felix Frei

Für was die «Ja, aber...»- und die «Warum nicht?»-Menschen stehen, erklärt Psychologe Felix Frei.

Kurt Tucholsky hat einmal gesagt: «Es gibt solche und solche. Und dann gibt es noch solche.» Mit dem Schubladisieren von Menschen ist es eben so eine Sache: Man ist dabei wohl meist ungerecht und wohl immer zu undifferenziert. Aber dennoch machen wir es alle. Sei’s drum – erlauben wir uns für einmal, die Menschen hier in nur gerade zwei Schubladen einzuteilen: In die grosse Schublade der Yes-butter und die deutlich kleinere der Why-notter.

Yes-butter sind Menschen, die auf alle Ideen mit «Ja, aber...» («Yes, but ...») reagieren. Zwar tun sie so, als würden sie eine Sache voll unterstützen, doch dann weisen sie rasch auf all das hin, was die zur Debatte stehende Idee komplett diskreditiert und als nicht gangbaren Weg dastehen lässt. Sie schlagen damit zwei Fliegen auf einen Schlag: Sie stehen da als jemand, der neuen Ideen gegenüber durchaus offen und beileibe nicht gegen Veränderung ist, aber sie sorgen durch das argumentative Auftürmen von Hindernissen dafür, dass schliesslich nichts geschehen wird. Da insbesondere bei neuen Ideen niemand wirklich wissen kann, ob «es» denn auch funktioniert, bleiben sie auf der sicheren Seite: Was gar nicht erst probiert wird, von dem kann auch nicht bewiesen werden, dass es geklappt hätte.

Die Why-notter gehen das Risiko des ersten Schrittes ein

Why-notter sind Menschen, die auf neue Ideen meist mit einem «Warum nicht?» («Why not?») reagieren. Sie fragen nicht primär nach Gründen, die gegen die Idee sprechen, sondern interessieren sich zunächst für die Vorstellung, wie es wäre, wenn die Idee tatsächlich hinhauen würde. Sie sind weder naiv noch zweckoptimistisch – sie wissen auch, was alles zum Problem werden könnte. Aber sie gehen davon aus, dass sich dafür dann schon Lösungen finden lassen werden. Sie gehen mindestens das Risiko des ersten Schrittes ein. Sie nehmen in Kauf, dass man die Sache vielleicht später dann wieder abbrechen muss. Eine Chance auf Erfolg ist es ihnen wert, «es» zumindest probiert zu haben.

Auffallend ist hier, wie trügerisch unsere Sprache oft ist: Die Why-notter sagen zwar «Warum nicht?», aber sie suchen keineswegs nach Gründen, warum etwas nicht gehen sollte. Und die Yes-butter sagen zwar Ja, aber sie meinen Nein. Vielleicht liegt in dieser Verwirrung mit ein Grund, warum diese zwei Typen von Menschen so oft aneinander vorbeireden.

Die Menschen wechseln kaum zwischen den beiden Lagern. Das Merkmal, das die einen Yes-butter und die anderen Why-notter sein lässt, scheint fundamental in der Persönlichkeit verdrahtet zu sein. Wenn das stimmt, können wir aber auch nicht verlangen, dass sich jemand diesbezüglich ändert. Die Mehrheit (so scheint es) wird Yes-butter bleiben, und die Why-notter dürften in der Minderheit bleiben.

Doch mindestens können wir unsere eigene Haltung realistisch einzuschätzen lernen, so dass wenigstens wir nicht auf unsere Wahrnehmungsverzerrung reinfallen. Wir können uns dann fragen, was wohl ein «Andersrumgestrickter» sagen würde und was wir davon profitieren könnten. Und wir können bewusst darauf achten, mit welcher Art von Menschen wir zusammenarbeiten wollen. Oder eben lieber nicht.

«Ja, aber das geht doch nicht so einfach», werden Sie sagen. Warum nicht?