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Für Störenfriede sind Businessmeetings ein breites Tummelfeld. Bild: Adobe Stock

So machen Sie Meetings ineffektiv

Felix Frei

Bloss keine Meetings, die schnell, reibungslos und effizient über die Bühne gehen!! Psychologe Felix Frei mit einer eigenwilligen Anleitung.

Um Meetings möglichst ineffizient zu machen und mit dem so erreichten Zeitverlust zu verhindern, dass man unnötig viel Zeit mit echter Arbeit zubringen muss, sind ganz verschiedene Aspekte zu beachten.

Zunächst ist es wichtig, dass Sie auch dann an ein Meeting gehen, wenn Sie gar keine Ahnung haben, warum Sie eingeladen wurden – Sie werden es ja dann schon sehen.

Grundsätzlich gilt, dass Sie immer etwas zu spät kommen sollten, nur so viel, dass die anderen noch vergeblich auf Sie gewartet, dann aber angefangen und Sie somit noch nicht allzu viel verpasst haben. (Nur falls Ihr Chef auch an dem Meeting ist, entfällt dies aus naheliegenden Gründen.) Unterbrechen Sie beim Eintreten das begonnene Meeting mit einer gemurmelten Entschuldigung hinsichtlich eines wichtigen Anrufs («Call» wäre besser), der Sie aufgehalten hat.

Für das Meeting ist es wichtig, nicht vorbereitet zu sein, sondern die Unterlagen sozusagen live darauf hin durchzublättern, wo Sie darin einen Haken finden, der Ihnen gestattet, sich als kritischer Kenner der Materie zu positionieren. Diskussionsbeiträge sollten möglichst viel Zeit darauf verwenden, den Stand der Dinge, die mangelnden Ressourcen sowie die Situation im Generellen überhaupt zu bejammern. Schuldzuweisungen an andere – vor allem an Abwesende – sind ebenfalls ein probates Mittel.

Miese Stimmung breitet sich schnell aus

Je negativer Sie sich äussern, desto schneller haben Sie die allgemeine Stimmung im Meeting auf Ihrer Seite. Psychologische Untersuchungen konnten zeigen, dass sich eine positive Atmosphäre viel zögerlicher ausbreitet als ein mieses Klima: Setzen Sie deshalb auf die Gewinnerstrategie, sprich auf Pessimismus und Defätismus.

Wenn sich die Gefahr abzeichnet, dass tatsächlich etwas Konkretes beschlossen werden könnte, heisst das Alarm für Sie: Zwar stimmen Sie dem sich andeutenden Entscheid im Grundsatz gewiss zu, aber Sie müssen doch zu denken geben, dass ... und deshalb ist es vermutlich besser, den Entscheid auf das nächste Meeting zu vertagen. Unsere Lehrstunde dient ja dem Zweck, Meetings ineffektiv – also wirkungslos – zu machen. Dafür, dass sie ineffizient – also zu lang, zu unergiebig, zu langweilig, zu frustrierend – werden, sorgen Sie ohne weitere Anstrengung so gleich mit. Ausserdem herrscht hier wenig Handlungsbedarf, denn es gibt ja immer so ein paar Zeitgenossen, die viel zu viel reden, sich selbst am liebsten hören, das Thema verfehlen und so garantieren, dass das Timing aus dem Ruder läuft.

Hier können Sie zu voller Form auflaufen. Nach einer gebührlichen Zeit des Gewährenlassens, untermalt mit leisem Trommeln Ihrer Finger auf der Tischplatte, unterbrechen Sie den Redner, rufen dazu auf, zur Sache zu kommen, und ergehen sich dann aber in die historischen Hintergründe des Themas, die diejenigen, die noch nicht so lange wie Sie dabei sind, eben gar nicht kennen können.

Es ist gar nicht so einfach, ein Meeting kunstvoll ineffektiv zu machen. Zum Glück gibt es dafür immer wieder neue Übungsmöglichkeiten – je kunstvoller Sie werden, desto mehr.