Karriere

Sie müssen engagiert, diszipliniert und verlässlich sein. In dieser Hinsicht muss jede und jeder zuerst vor der eigenen Türe wischen. Bild: Adobe

In einem Fall gilt immer: Straffe Führung!

Felix Frei

Wer im Arbeitsleben bestehen will, kommt um einige generelle Tugenden nicht herum. Psychologe Felix Frei nennt sie.

Autoritäre Führung ist ja nicht mehr besonders «in». Zum Glück! Vielleicht ist es eher so, dass viele Führungskräfte ihre Führung immer mal wieder vernachlässigen oder sich darum drücken. Das ist bedauerlich, aber manchmal auch verständlich, wenn man schaut, was sich bei ihnen so alles türmt.

In einem Fall aber ist konsequente und straffe Führung unabdingbar: Da, wo Sie sich selbst führen.

Ich sage das nicht etwa, weil ich hier Moralin verbreiten will. Ich verrate Ihnen vielmehr das ultimative Geheimnis darüber, was es braucht, um den Respekt der eigenen Vorgesetzten, der Kolleginnen und Kollegen sowie, bei Führungskräften, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – und nicht zuletzt Respekt vor sich selbst zu gewinnen: Sie müssen sich selbst führen können.

Wischen Sie zuerst vor der eigenen Türe

Es kann natürlich schon sein, dass Sie es hier mit einer teilweise widerspenstigen Person zu tun haben. Doch immerhin kennen Sie sie ja ziemlich gut und müssten daher wissen, wie Sie sie packen können.

Worum geht es? Zunächst müssen Sie sich und Ihre Führungsarbeit immer mal wieder überdenken. Sie müssen die eigenen Grenzen und Möglichkeiten kennen und dafür sorgen, über die notwendigen fachlichen und persönlichen Kompetenzen für die aktuelle Aufgabe zu verfügen. Vielleicht müssen Sie sich dafür Hilfe und Unterstützung holen. Aber bloss Augenzumachen gilt nicht. Jeder hat nebst seinen Stärken auch Schwächen, und ein klarer Blick in den Spiegel ist der erste  Schritt, um weiterzukommen und seine eigene fachliche und methodische Führungskompetenz auf einem guten Stand zu halten.

Um ein paar ganz generelle Tugenden kommen Sie dabei freilich nicht herum: Sie müssen engagiert, diszipliniert und verlässlich sein. In dieser Hinsicht muss wirklich jede und jeder zuerst vor der eigenen Türe wischen. Immer.

Klingt anstrengend, ich weiss. Und sicher fallen Ihnen auf der Stelle viel zu viele Leute ein (über, neben oder unter Ihnen), die diesbezüglich auch nicht gerade als Muster taugen. Das ist unvermeidlich – aber für Sie völlig irrelevant. Ich rede hier ja nicht über die anderen, sondern mit Ihnen über Sie.

Brauchen können Sie jedoch diese anderen sehr wohl, nämlich indem nicht Sie auf die schauen, sondern, indem Sie sich von denen ab und zu eine Rückmeldung geben lassen, wie man Sie erlebt. Oder indem Sie sich von denen verraten lassen, wie sie es so halten mit der Selbstführung. Man muss ja nicht zu stolz sein, um von anderen zu lernen.

Wer engagiert, diszipliniert und verlässlich ist und es schafft, in Ton und Auftreten korrekt und freundlich zu sein, der schafft es so ganz nebenbei, das Wichtigste zu leisten, was jede und jeder leisten muss – ein Vorbild zu sein.

Oder spräche aus Ihrer Sicht irgendetwas dagegen, wenn all die Leute, mit denen Sie es tagaus tagein zu tun haben, sich um genau all das bemühen würden, was ich hier gefordert habe? Eben.