Hotellerie
Ein zeitgemässes Hotel für die «Watch Valley»
Vor einem Monat war Baubeginn für das neue «Hôtel des Horlogers» im waadtländischen Ort Le Brassus, der zur Gemeinde Le Chenit zählt. Das idyllische Dorf in der Vallée de Joux, unweit der französischen Grenze, ist Hauptsitz der weltweit renommierten Uhrenmarke Audemars Piguet und liegt auch in der «Watch Valley», diesem vagen geografischen Begriff, mit welchem Schweiz Tourismus die Uhrmachertradition im Jurabogen von Genf bis Basel unter ein touristisches Dach zu stellen versucht.
Uhren gehören zur Schweiz wie Käse und Schokolade. Und natürlich gibt es in der «Watch Valley», vor allem im Raum Jura/Drei-Seen-Land, auch schon viele touristische Angebote im Zusammenhang mit der Uhrmacher-Industrie. Doch sind zahlreiche Exponenten von Uhrmachern sowie von lokalen Tourismusunternehmen der Meinung, dass das Potenzial noch bei Weitem nicht ausgeschöpft ist.
Audemars Piguet will deshalb ihrem Stammsitz mit einem spektakulären Hotel etwas mehr Glanz verleihen und so den «Uhren-Tourismus» in der Region ankurbeln. Eigentlich gab es bisher schon ein «Hôtel des Horlogers», welches allerdings nicht mehr auf dem neusten Stand war. Das neue Hotel dagegen, welches vom dänischen Architekturbüro Bjarke Ingels Group (BIG) konzipiert wurde und dessen Eröffnung für 2020 vorgesehen ist, soll neue Massstäbe setzen.
50 Zimmer soll es haben, dazu Konferenzräume, alles luxuriös, wie man es von der Uhrenmarke nicht anders kennt. Speziell am Gebäude ist eine Art Piste, welche vom Dach über die ganzen drei Etagen hinunterführt (siehe Bild). Eine Art Skipiste vor der Haustür.
Nebst dem Hotel gibt es auch ein neues Museum
Halim El Moghazi, Sprecher von Audemars Piguet, erklärt gegenüber travelnews.ch, dass die Uhrenmarke schon seit 2005 im Besitz des bisherigen Hôtel des Horlogers war, man sich aber vor einiger Zeit dafür entschied, ein Hotel mit «zeitgemässer Architektur» zu entwickeln, welches gleich mehrere Ziele zu erfüllen habe: «Zum einen wollten wir eine einzigartige, qualitativ hoch stehende Hotelinfrastruktur bilden, um den Erwartungen der Besucher in der Vallée de Joux besser zu entsprechen. Wir wollten damit auch einen wirtschaftlichen Beitrag für das Tal realisieren – die Natur sollte im Vordergrund stehen, dazu möchten wir das lokale Handwerk auch im Hotel in den Vordergrund stellen. Nicht zuletzt werden für die Hotelgäste Aktivitäten entwickelt, bei denen wir eng mit lokalen Anbietern kooperieren.»
Natürlich werde nicht nur eigenen Firmen-Kunden, sondern auch dem wachsenden Markt der «Uhrentouristen» - vor allem aus den Emiraten und aus China - Rechnung getragen. Mit dem Hotel einerseits, aber auch mit dem «Musée Atelier Audemars Piguet», welches ebenfalls im Bau befindlich ist. Dieses Museum soll gemeinsam mit gastronomischen Attraktionen und naturnahen Erlebnissen vermehrt Gäste ins abgelegene Tal locken. Dabei werde aber nicht auf eine spezifische Klientel gesetzt: «Wir heissen alle Gäste willkommen», so der Sprecher. Das neue Museum wird das bestehende Museum «Espace Horloger Vallée de Joux» im benachbarten Le Sentier ergänzen; Letzteres ist übrigens seit Juni 2018 und bis mindestens Frühling 2019 geschlossen, wegen einem Uhrendiebstahl-Vorfall...
Laut El Moghazi hat Audemars Piguet im Zusammenhang mit dem Hotel- und Museums-Bau bereits mit Hotel- und Tourismusbehörden Kontakt aufgenommen, da das ambitiöse Projekt nicht einfach im Alleingang durchgeboxt wird: «Wir haben Vertreter der Association Romande des Hôteliers getroffen und sind im ständigen Austausch mit Vallée de Joux Tourisme. Diese werden uns unterstützen, den Tourismus durch diese Kombination aus spektakulärer Hotellerie und einzigartigen Aktivitäten anzukurbeln.»
Vaud Tourisme freut sich über die Initiative
Die Initiative von Audemars Piguet ist für den Direktor von Vaud Tourisme, Andreas Banholzer, natürlich äusserst willkommen. Er freut sich über dieses Wahnsinnsprojekt im beschaulichen 4700-Seelen-Dorf, «denn die Vallée de Joux bietet ein einmaliges touristisches Angebot im Kanton Waadt. Da ist die herrliche Natur mit dem Parc Régional Jura Vaudois, aber auch viel Kultur, mit lebendigen Traditionen vor allem im Sektor der Uhrmacherei. Ich bin sicher, dass dieses Hotel die Region international besser bekannt machen und damit neue Gäste hierhin locken wird – darunter vor allem auch Gäste, welche hohe Erwartungen an die Hotelinfrastruktur stellen.»
Damit hat Banholzer natürlich recht: Die Vallée de Joux hat alles, was das Herz begehrt, einen See, die Dent de Vaulion, wunderbare Wanderwege mit Blick auf Jura und Alpen, und eben Uhrmachertradition. Dass die Region nun touristisch stärker von ihrem bekanntesten Industrie-Export profitieren soll, macht nur Sinn.