Hotellerie

Schon wieder ploppt es auf: «Empfohlenes Reiseziel – Ravenna». Bild: rechtshändig

Einwurf Ich will nicht mehr nach Ravenna!

Gregor Waser

Big Data, Kundenprofile, massgeschneiderte Angebote... Die Tech-Gurus predigen, Daten seien das neue Öl. Doch in der Realität sieht das anders aus.

Ob am ITB-Techkongress in Berlin, an der Phocuswright Europe in Amsterdam oder neulich am Hospitality Technology Forum in Baden: Die Keynote-Speaker und Referenten wiederholen sich. Daten seien das neue Öl, heisst derzeit die Losung der Trendsetter an den Tech-Konferenzen.

Klar, die Theorie verheisst beeindruckende Szenarien. Exakte Kundenprofile versprechen ein gezieltes Anpeilen und lukrative Zusatzgeschäfte. Daten sammeln, heisst nun also die Devise, so weit es die Datenschutzbestimmungen zulassen.

Und auffallend: für die Technologie-affinen Touristiker gilt Booking-com schlechthin als Leitstern am Daten-Himmel – dank einer Vielzahl an Entwicklungsteams und endlosen A/B-Tests, die das Hotelbuchungsportal erschliessen lässt, wie der User genau tickt.

Booking-com ist zweifellos eine benutzerfreundliche, schlanke Plattform, über die sich per Smartphone auf einfache Weise ein Hotel preiswert buchen lässt. Das mache ich dann auch so ein-, zweimal im Jahr. Bei Daten-Jäger Booking-com fällt man damit noch nicht in den Topf der Heavy-User und entsprechend flach schaut wohl auf dem Booking-Server das Datenprofil aus.

Schon wieder ploppt es auf

Wie sich die Booking-Datengurus nun aber anstellen, mich für eine nächste Hotelbuchung zu gewinnen, ist erstaunlich. Vor drei Jahren habe ich in Ravenna drei Nächte verbracht, vor zwei Jahren eine Nacht in Günzburg und irgendwann mal noch eine Nacht in Bern.

Und nun das: in Abständen von zwei, drei Monaten kriege ich per Email Sonderangebote für Ravenna, Günzburg und Bern zugestellt. Das führt nicht zum Ziel, liebe Holländer, oder wo ihr auch immer am Werk seid.

Ravenna an der Adria ist absolut einen Besuch wert, aber nach drei Nächten und zwei Parkbussen ist die Kleinstadt dann auch mal abgehakt. Günzburg ist auch schön, insbesondere die guten, preiswerten Restaurants. Doch die Warteschlangen im Legoland können mir gestohlen bleiben. 

Ich will jedenfalls nicht ständig an die gleichen Orte! Die Welt ist riesig und viel zu abwechslungsreich, um stets nur in Ravenna, in Günzburg oder in Bern zu weilen. Doch schon wieder ploppt es auf: «Gregor, für Ravenna gibt es Last-Minute-Angebote!» Nein, nein, nein, ich will nicht mehr nach Ravenna!

So haben sich die Keynote-Speaker die Verheissung «Daten sind das neue Öl» nicht vorgestellt.