Hotellerie

Bei Bidroom ist die Hotelbuchung günstiger für den Kunden und ertragreicher für das Hotel. Kann sich das Modell gegen die überdominante Konkurrenz durchsetzen? Bild: Screenshot/TN

Der «Members only»-Trick von Bidroom

Jean-Claude Raemy

Das holländische Start-up Bidroom will den Hotelbuchungsgiganten Booking.com und Hotels.com das Wasser abgraben, indem es keine Kommissionen von Hotels verlangt und für Kunden trotzdem sehr günstige Preise bietet. Zu den Investoren gehört ein in der Schweiz nicht unbekannter Milliardär.

Die globale Hoteldistribution wird aktuell zu grossen Teilen von zwei Akteuren kontrolliert: Die Booking Holdings mit Sitz in Norwalk/USA (booking.com, Agoda) und die Expedia Group mit Sitz in Seattle (hotels.com, Expedia, Homeaway). Diese bieten Hoteliers zwar eine exzellente Plattform, um global sichtbar zu sein. Doch dieser Vertrieb hat hohe Kosten: Die Rede ist davon, dass teils bis zu 30 Prozent des Umsatzes auf einen Übernachtungspreis an diese Hotelbuchungsgiganten abgeführt werden muss.

Kein Wunder, sehen sich Hoteliers nach Alternativen um. Und nun bietet sich ein Unternehmen aus dem Booking.com-Heimmarkt Holland an, genau dies zu bieten: Bidroom will von den Hotels einerseits null Kommission, und diesen auch bessere Infos zu den buchenden Kunden bieten, weil sich diese vorgängig registrieren müssen. Klingt aufwändig, hat aber unbestrittene Vorteile - und Investoren glauben an das Modell.

Bidroom wurde 2014 in Den Haag von zwei Freunden mit grosser Erfahrung im Hotelleriesektor gegründet: Michael Ros (CEO) und Casper Knieriem (CFO). Sie merkten im Austausch mit Hotelmanagern, dass diese jährlich extrem viel Geld in Kommissionen stecken mussten, bei Booking und Expedia, aber auch bei Airbnb, wo zwischen 3 und 5 Prozent genommen werden. Sie schickten sich deshalb an, eine Lösung zu finden, bei welcher 0% Kommission für die Hoteliers fällig ist, die Preise für Konsumenten aber dennoch günstig – im Vergleich zur Konkurrenz in den meisten Fällen gar günstiger - sind.

Preise, die nicht an Preisparitäts-Verträge gebunden sind

Und so geht das: Zum einen ist Bidroom eine «Members-only»-Plattform. Das heisst, wer dort nach Hotelpreisen sucht, muss registriert sein. Ein B2C-User muss jährlich 59 Euro (rund 68 Franken) bezahlen, um die Angebote auf der Plattform sehen und buchen zu dürfen. Da ein Marketingvertrag mit dem Kreditkartenunternehmen VISA existiert, sind die Kosten für Inhaber eine VISA-Karte bei lediglich 29.50 Euro im ersten Jahr; die ersten sechs Monate sind gratis.

Diese Praxis hat einen doppelten Vorteil: Zum einen können nämlich Hotels auf einer nicht-öffentlichen Plattform tiefere Preise anbieten, ohne Preisparitätsverträge mit anderen OTAs wie Booking oder Hotels.com zu brechen. Mehr noch: Sie sind gar verpflichtet, für Bidroom-User einen Discount von 5-25 Prozent gegenüber dem Normalpreis zu bieten. Dies wiederum erlaubt es den zahlenden Mitgliedern von Bidroom, günstigere Preise als auf anderen, öffentlichen Plattformen vorzufinden.

Für das Hotel geht die Rechnung trotzdem auf. Für die Aufschaltung auf Bidroom wird lediglich eine einmalige «Activation Fee» verlangt. Diese liegt laut Bidroom-Sprecher Michael Sols bei 149 Euro für Apartments und kleine Hotels bzw. bei 299 Euro für 3-/4-/5-Stern-Hotels. «Dieser Aufschaltungspreis ist nicht verhandelbar, weil wir gegenüber allen Partnerhotels fair und transparent sein wollen», präzisiert Sols gegenüber travelnews.ch. Anschliessend gibt es keine Kosten mehr, Bidroom nimmt keine Kommission. So sind ab einer gewissen, relativ niedrigen Anzahl Buchungen bereits Profite für das Hotel möglich.

Beispiel: Ein Endkunde bucht einen 4-tägigen Aufenthalt in Athen bei Booking.com für 600 Euro. Wegen der 25%-Kommission von Booking verdient das Hotel nur 450 Euro. Bei Bidroom, mit Gewährung eines 5%-Rabattes, verdient es 570 Euro, und der Kunde hat auch 30 Euro weniger gezahlt als bei Booking.

Auch für Reisebüros interessant

Im Visier sind laut Sols im B2C-Bereich primär Vielreisende, also solche, für die es sich lohnt, einen Mitgliederbeitrag zu entrichten, um im Gegenzug günstigere Hotelzimmer zu haben. Reiseagenten seien nicht primäre Zielgruppe; diese können sich aber zum gleichen Preis eine Mitgliedschaft bei Bidroom sichern und anschliessend ihren Kunden Preise anbieten, welche diese bei Booking oder Hotels.com selber nicht matchen können. Eine Kommission gibt es also für Reisebüros nicht, dafür aber die Möglichkeit, einen Preisvorteil gegenüber dem «offenen» Internet zu bieten.

Die Zielgruppe im B2B-Bereich sind natürlich die Hotels. Diese erhalten direkte Buchungen mitsamt der vollständigen Kundeninformation für lediglich eine einmalige Aufschaltungsgebühr. Laut Sols sind bereits über 120‘000 Hotels in 128 Ländern aktuell bei Bidroom dabei, d.h. es existiert schon jetzt ein gutes, breites Hotelportfolio, welches ständig ausgebaut wird. Über die Anzahl Mitglieder auf Kundenseite gibt es noch keine verbindlichen Angaben.

Aktuell arbeiten bei Bidroom 35 Personen in zwei Büros, eines liegt in Amsterdam, das andere in Krakau (Polen). Für den DACH-Markt ist Josefin Piško als Country Manager DACH zuständig; er bringt Erfahrung von früheren Stellen bei Hewlett-Packard, Google und Accenture mit. Das Unternehmen liegt laut Sols auf soliden Beinen und konnte in diversen Investmentrunden viel Geld hereinholen; es ist allerdings nicht klar bzw. öffentlich, wie viel genau. Bekannt ist lediglich, dass zu den Investoren kein geringerer als der ägyptische Milliardär Samih Sawiris gehört, den man in der Schweiz als Investor des Chedi Andermatt und in der Reisebranche als Investor bei FTI kennt.