Hotellerie

«Wir wollten ein neues Erlebnis schaffen»
Gregor WaserInterhome hat im Dezember 2017 in Vercorin im Wallis das erste von zehn Swisspeak Resorts eröffnet. Wie sind die Buchungen angelaufen?
Roger Müller: Bis jetzt verzeichnen wir 1000 Buchungen, damit sind wir sehr zufrieden. Mitte 2017 haben wir das Resort in den Vertrieb aufgenommen, zunächst mit Renderings dargestellt, weil der Bau ja erst im November fertiggestellt wurde. Sicher hat uns dann der gute Winter in die Karten gespielt und uns viele kurzfristige Buchungen eingebracht. Auch die Buchungseingänge für den Sommer und den kommenden Winter stimmen uns positiv. Vercorin ist vom Bekanntheitsgrad kein Davos oder St. Moritz, da braucht es schon mehr Anstrengungen, aber die Gegend im Val d’Anniviers ist wunderschön – im Winter wie im Sommer.
Welches Gästefeedback haben Sie bisher erhalten?
Daniel Batory: Trotz der üblichen Kinderkrankheiten und des knappen Zeitplans fällt das Feedback sehr gut aus. Auf unseren Reviews verzeichnen wir eine Wiederempfehlungsrate von 98 Prozent, das ist erfreulich hoch. Die Wohnungen sind hochstehend, warten mit einer umfassenden Infrastruktur auf und sind nur 50 Meter von der Talstation der Bergbahn gelegen.

Welche Grundidee steht hinter den Swisspeak Resorts?
Müller: In der Schweiz sind viele Ferienwohnungen in die Jahre gekommen. Es ging darum, ein neues Erlebnis zu kreieren, ein Schweizer Erlebnis. Der Aufenthalt in einem Swisspeak Resort bietet eine Kombination von Individualität und sorglosen Ferien mit zahlreichen Services. Das Swisspeak Resort Vercorin wartet mit einer Réception, Weinbar, Spa, Gaming-Room und einem Mietshop für Sportgeräte auf. Und wichtig ist auch, dass alle Resorts sehr nahe der Bergbahn liegen.
Sie stellen den Gästen auch die Applikation «Swisspeak Experience» zur Verfügung. Was kann diese?
Batory: Mit der App können zusätzliche Dienstleistungen gebucht werden, ob Gleitschirmflug, Fackelabfahrt oder Fondueabend. Wir erfinden die Welt nicht neu, den Fondueabend kann man weiterhin auch telefonisch buchen. Aber uns ging's darum, die Destination zu integrieren und zu digitalisieren. Auch die Brötli fürs Frühstück lassen sich mit der App bestellen.
Welche weiteren Eröffnungen sind bei den Swisspeak Resorts geplant?
Müller: Die Vorgabe ist, bis 2025 über zehn Resorts im Schweizer Alpenbogen zu verfügen. Als nächstes öffnet im Dezember 2018 Zinal, im Sommer 2019 folgt Meiringen. Die weiteren Standorte sind in Abklärung, im Wallis, in Graubünden, im Berner Oberland und im Tessin.
Wem gehören die Resorts und welche Rolle spielt Interhome?
Müller: Präsident des Mountain Resort Real Estate Fonds ist Philippe Lathion, er hat die Gelder gesammelt und die Zusammenarbeit mit uns gesucht. Interhome ist Betreiber, Vertreiber und Betreuer. Die ursprüngliche Idee kommt von Philippe Lathion, das Konzept haben wir zusammen erstellt.
Und wen sprechen Sie mit den Resorts an?
Batory: In Vercorin verzeichnen wir etwa 85 Prozent der Buchungen aus der Schweiz, zur Hälfte aus der Romandie und Deutschschweiz. Aber auch die ausländischen Märke sind wichtig: in Meiringen etwa rechnen wir mit vielen Sommergästen aus Indien und dem arabischen Raum.
Müller: Der Vertrieb ist essentiell. Bei zehn Resorts à 130 Wohnungen mit durchschnittlich vier Betten sprechen wir von mehr als 5000 Betten.
«Der Glauben an einen Winter mit Schnee ist zurück. Der vergangene Winter war psychologisch sehr wichtig»
Wie schaut der Buchungsstand bei Interhome für die Schweiz aus?
Müller: Per Ende Mai, nach sieben Monaten des laufenden Geschäftsjahres, liegen wir 19 Prozent über Vorjahr. Damit sind wir sehr zufrieden. Der Jahresanfang lief top. Alleine aus Deutschland verzeichnen wir bis jetzt ein Plus von 50 Prozent. Aber klar, wir vergleichen uns auch mit einem schneearmen Vorwinter und profitieren von einer besseren Währungssituation. Gleichwohl muss man das erst mal erreichen. Der Glauben an einen Winter mit Schnee ist zurück. Der vergangene Winter war psychologisch sehr wichtig. Auch der Ausblick auf den Sommer stimmt uns positiv.
Wie stehts um die Modernisierung der Ferienwohnungen in der Schweiz?
Batory: Viele private Eigentümer haben erkannt – oder es auch von uns hören müssen –, dass sie Investitionen in Betracht ziehen sollten. Durch Partnerschaften können wir den Besitzern entsprechende Services bieten. So können wir bei Investitionen zum Beispiel unterstützend zur Seite stehen und bieten Eigentümern eine Full-Service-Lösung bei der Betreuung und dem Vertrieb einer Ferienwohnung.
Über welche Kanäle generieren Sie Ihren Umsatz?
Müller: Etwa 30 Prozent, also zwischen 60 und 70 Millionen Franken, kommen direkt über das Call-Center und Web rein. Die restlichen 70 Prozent generieren wir im Drittvertrieb über andere Portale und internationale Partner. 90 Prozent unseres Umsatzes erfolgt aus der Schweiz und den Nachbarländern. Daneben bieten wir auch Alternativen an, sei es in Florida, Malta, Tschechien oder anderen Destinationen.
«Die Hemmschwelle in den Reisebüros, eine Ferienwohnung zu verkaufen, ist nach wie vor gross»
Welche Erfahrungen machen Sie mit dem Vertrieb über Booking und Airbnb?
Müller: Booking ist für uns wichtig geworden, gerade auch in der Nebensaison. Auch kurzfristig erfolgen zahlreiche Buchungen über diesen Kanal. Wir passen gut zusammen. Ansonsten würde Booking nicht mit uns zusammenarbeiten. Sie haben viel von uns gelernt und wir von ihnen: Was sucht der Kunde? Was verursacht ein besseres Ranking? Wieviele Bilder sind ideal? Der Austausch befruchtet beide. Auch Airbnb passt gut zu uns. Die Plattform ist ja vom ursprünglichen Couchsurfing-Modell weggekommen. Und die Plattform hat das Ferienwohnungsgeschäft bei Jungen wieder attraktiv gemacht. Total haben wir momentan über 14'000 Objekte auf Airbnb platziert.
Und wie zufrieden sind Sie mit dem Verkauf über Reisebüros?
Batory: Das ist eine zwiespältige Situation. Wir unternehmen Anstrengungen, den Reisebüro-Kanal zu stärken. Aber die Hemmschwelle scheint nach wie vor gross zu sein, sich mit einem komplexen Produkt auseinanderzusetzen. Dabei hätten wir viele Objekte zu bieten, gerade auch am Mittelmeer. Aber das Gefühl hält sich hartnäckig, dass es bei Ferienwohnungen oft Reklamationen gibt. Dabei liegt dieser Wert nicht höher als im Pauschalreisebereich. Mit den Swisspeak Resorts, einem in sich geschlossenen Produkt, erhoffen wir uns, auch bei den Reisebüros punkten zu können.