Hotellerie

Europas Hotels können nur noch auf 52 Prozent Direktbuchungen zählen – der Anteil der OTA-Buchungen, etwa über Booking.com, wächst weiter. Bild: TN

Die Abhängigkeit von Portalen wächst

Europas Hotels können sich nicht aus den Klauen der Hotelportale befreien, zeigt eine Studie von Hotrec und HEV-SO Wallis.

Der Verband der europäischen Hotels HOTREC hat zusammen mit der Fachhochschule Westschweiz (HEV-SO Wallis-Wallis) seine im Zwei-Jahres-Rhythmus stattfindende Studie über den europäischen Hotelvertriebsmarkt durchgeführt. Die Ergebnisse, die auf den Angaben von über 3400 Hotels in ganz Europa basieren, zeigen, dass die Abhängigkeit der Hotels von Online-Plattformen weiter zunimmt, während der Anteil der Direktbuchungen abnimmt. Grösster Player im Markt der Online Travel Agencies (OTA) ist weiterhin Booking.com, das seine Dominanz im Vergleich zu 2015 weiter ausbauen konnte und in Europa einen durchschnittlichen Marktanteil von 66% erreicht hat.

Nur drei Anbieter kontrollieren über 92% des OTA-Marktes in Europa – in einigen Ländern sogar noch mehr –, während die beiden Grössten, nämlich Booking.com (66,4%) und Expedia (16,6%) im Jahr 2017 an Marktanteilen gewannen, verlor der drittgrösste Anbieter HRS (9,0%) in den vergangenen beiden Jahren weiter an Boden. Der Anteil des Direktvertriebs in der europäischen Hotellerie sank im Jahr 2017 auf 52% aller gebuchten Übernachtungen; im Jahr 2015 waren es noch 55,2%. Der Anteil der Übernachtungen, die über OTAs vermittelt wurden, stieg hingegen auf 26,1% (2015: 23,1%).

In Bezug auf die Zusammenarbeit mit den Online-Buchungsplattformen fühlt sich die Mehrheit der Hoteliers (50%) unter Druck gesetzt, Vertragsinhalte und Bedingungen, wie Stornierungsrichtlinien, Sonderrabatte, Online-Marketing und PPC-Werbung zu akzeptieren, die man freiwillig nicht akzeptieren oder anbieten würde. Kleine und unabhängige Hotels fühlen sich dabei stärker unter Druck gesetzt, als große Hotels oder Hotelketten.

Wenn es zu Problemen zwischen Hotels und OTAs kommt, sind 70% der Hotels der Meinung, dass es seitens der Portale keine faire und effektive Lösung für die Meinungsverschiedenheiten gibt. Auch hier scheinen kleine und unabhängige Hotels mehr Probleme mit der Streitbeilegung zu haben, als größere Hotels oder Hotelketten.

«Die ersten Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass Online-Vermittler mehr und mehr Kontrolle über den Hotelvertrieb gewinnen, die Abhängigkeit der Hotels zunimmt und sich die eigenen unternehmerischen Handlungsspielräume verringern», sagt Markus Luthe, Vorsitzender der HOTREC Distribution Task Force. «Hotels müssen in der Lage sein, die Konditionen und Bedingungen ihrer eigenen Angebote frei festzulegen und über die werbliche Nutzung ihres geistigen Eigentums, zum Beispiel des Markennamens, selbst zu entscheiden», sagt Luthe.

Während die Hotels europaweit im Durchschnitt noch auf 52 Prozent Direktbuchungen zählen, beträgt dieser Wert in der Schweiz noch 59 Prozent. Doch auch hierzulande ist der Rückgang massiv: vor zehn Jahren lag der Anteil noch bei 75 Prozent.

Resultate einer Online-Umfrage der HES-SO Wallis zur Vertriebssituation in der Schweizer Hotellerie für das Jahr 2017.

(TN)