Hotellerie

Blieb unbenutzt: der Shower Gel im Four Points Sihlcity. Bild: TN

Einwurf Der bisher kürzeste Hotelaufenthalt

Gregor Waser

Mit der Aktion «Erläb dis Züri» konnten Einheimische an zwei Wochenenden lokale Hotels kennenlernen – wäre da nicht ein Wasserhydrant gestanden.

Wo geht ihr hin? In die Ferien. Wohin denn? Ins Four Points Sihlcity. Was, gleich um die Ecke?

So verlief die Begegnung mit der Nachbarin, als wir die Wohnung mit einem kleinen Rucksack verliessen und die 200 Meter weite Reise ins temporäre Domizil antraten.

Wir nahmen teil an der von Zürich Tourismus initiierten Aktion «Erläb dis Züri»: Einwohnerinnen und Einwohner von Zürich waren an zwei Januar-Wochenenden eingeladen, in Zürcher Hotels zu übernachten – in 3-Sternehotels für 50 Franken, in 4-Sternehotels für 90 Franken, in 5-Sternehotels für 140 Franken –, als Dankeschön, dass wir Zürcher mit den Gästen aus aller Welt immer so nett sind.

Klar, da sind wir dabei und lernen vom Viersterne-Hotel in der Nachbarschaft endlich mal mehr als nur die Bar kennen. Äusserst nett waren sie an der Réception, gaben uns sogar ein grösseres Zimmer, weil auch der Kleine dabei war. Ihm gefiel das Zimmer ungemein, die Sprungqualität des Bettes, die vielen Kissen, die kleinen Gadgets im Badezimmer und der Zimmertresor mit der Zahlenkombination und dem Piepston.

Blödes Pech hatten sie, dass gerade am Aktionstag so was passiert.

Doch dann rammte ein Lieferwagen neben der Sihl einen Wasserhydranten und im 132-Zimmer-Hotel fiel das Wasser aus. Auch nach zwei Stunden kam kein Tropfen aus dem Wasserhahn und der Toilettengang war ohne Spülung nicht möglich. Wir brachen die Übung trotz Tränen beim Trampolinspringer ab, teilten unseren Entscheid an der Réception mit, ernteten ein grosses Sorry und das Versprechen, dass sich in den nächsten Tagen jemand vom Customer Service melden würde.

Drei Minuten später überquerten wir den Platz vor unserer Wohnung – die Nachbarin schaute ungläubig raus: was, seid ihr schon zurück? – wir erzählten die Episode unter Gelächter und sassen nach fünf Stunden, unserem bisher kürzesten Ferienaufenthalt, wieder Zuhause.

Die Moral der Geschichte: Wenn ein top Viersternehaus für ein Superior Zimmer samt Frühstückbuffet nur 90 Franken verlangt, kann ja wohl etwas nicht stimmen. Nein natürlich nicht: blödes Pech hatten sie einfach beim Four Points, dass gerade am Aktionstag die Wasserzufuhr ausfiel.

Das nette Mail, wir können die Nacht auch später nachholen, traf einen Tag später ein. Letzten Freitag gings nochmals ins gediegene Zimmer – und anderntags ans ausgiebige Frühstücksbuffet. Und wir freuen uns jetzt schon auf «Erläb dis Züri» im nächsten Jahr.