Hotellerie

Moodlighting und Luftreiniger: Kein New-Age-Firlefanz, sondern eine spürbare Verbesserung des Hotelerlebnisses. Bilder: TN

Tested Warum gute Luft im Hotel wichtig ist

Jean-Claude Raemy

Marriott bietet in diversen Hotels spezielle «Staywell»-Zimmer an. Der Aufenthalt in diesen Zimmern lohnt sich auf jeden Fall.

Wer kennt es nicht, dieses mulmige Gefühl, wenn man die Nacht in einem US-Hotel verbringt und nicht so recht weiss, was man mit der Air Condition machen soll? Diese ist meist auf «Arktis» eingestellt, doch abschalten geht auch nicht, zumindest wenn man sich in wärmeren Staaten wie etwa Florida befindet. Doch selbst wenn man die Air Condition etwas wärmer einstellt, bleibt deren schlimmstes Übel gleich: Die Luft ist extrem trocken.

Um das Hotelerlebnis angenehmer zu gestalten, hat die Hotelkette Marriott deshalb im Sommer 2016 in einigen ihrer Hotels in den USA «Stay Well Rooms» eingeführt. Das Konzept dahinter stammt von der Firma Delos, welche sich dabei an den Lehren des berühmten Alternativmediziners Deepak Chopra angelehnt hat.

Nun bin ich ja kein Anhänger von Alternativmedizin. Aber als ich während den Herbstferien im Tampa Marriott Waterside Hotel & Marina eincheckte und mir freundlicherweise ein Staywell-Zimmer zugeteilt wurde (das kostet üblicherweise rund 30 Dollar extra extra), ahnte ich noch nicht, was das für ein Erlebnis würde.

Luftreinigung, Filterdusche, Moodlighting

Auf den ersten Blick ist das Zimmer nicht anders als in anderen amerikanischen Grosshotels. Zwei Queensize-Betten, Flachbildschirm-TV, Sitzecke mit Tisch, gleich beim Eingang das Badezimmer rechts und links ein begehbarer Wandschrank. Doch bei näherem Hinsehen fallen diverse Gadgets auf:

Luftreiniger

An der Wand befindet sich ein «Air Purificator». Dieser hat eine Default-Einstellung, lässt sich aber individuell regulieren. Er dient dazu, Allergene, Toxine oder Staub aus der Luft zu filtern.

Aromatherapie

Ein kleines, fast quadratisches Gerät sondert wohlige Düfte aus. Intensität und Art des Duftes lassen sich individuell einstellen.

Filterdusche

Am Duschkopf ist eine seltsame orange Flasche angebracht. Diese reichert das Duschwasser mit Vitamin C an, was das Chlor neutralisiert. Ausserdem werden dem Wasser Antioxidantien hinzugefügt. Dadurch ist das Wasser weniger hart und die Haut trocknet weniger schnell aus.

Moodlighting

Eine mit «Circadian» angeschriebene Fernsteuerung erlaubt es, das Licht im Zimmer zu regulieren. «Energize» bringt starkes, grelles Licht, «Relax» ein sanftes, warmes Licht und «Play» eine relativ schwache Lichtquelle für bessere Sicht auf Bildschirme oder mehr Intimität. Am Hauptspiegel im Badezimmer kann man ebenfalls auf Knopfdruck das Rahmenlicht auf «Energize» einstellen. Das grelle Licht soll dabei helfen, Melatonin zu unterdrücken und somit schneller den Jetlag zu reduzieren.

Das Licht im Teppich

Für mich war die Nacht im Marriott Tampa Waterside die erste nach Ankunft in den USA. Nach dem langen Transatlantikflug ist man jeweils ziemlich müde. Die vielen genannten Gadgets sind demzufolge zunächst bloss wie eine Spielerei – das eigentliche Erlebnis hat man erst im Schlaf.

Denn es ist in der Tat so, dass man morgens deutlich ausgeruhter erwacht. Keine verstopfte und trockene Nase, keine trockene Haut, kein Kopfschmerzen und kein Anflug von Erkältung. Der extra auf eine «vernünftige» Uhrzeit gestellte Wecker – man soll sich ja möglichst schnell an die Zeitumstellung gewöhnen – weckt mich sanft, mit langsam zunehmender Musiklautstärke und Lichtintensität. Das ist anders als der übliche erste Morgen nach solchen Flügen.

Ein Wow-Erlebnis gibt’s dabei schon mitten in der Nacht. Ist ja klar, Jetlag und viel Wasser trinken, da erwacht man auch schon mal um vier Uhr Morgens. Schlimm ist dann, wenn man für den Gang zur Toilette grelles Zimmerlicht anstellen muss. Danach ist an Schlafen nicht mehr zu denken. Nicht so im Staywell-Zimmer: Da gibt es in den Teppichleisten eingebautes Langwellenlicht, also eine ganz sanfte Lichtquelle, gerade genug für den Gang aufs WC (wo man dann ebenfalls schwache Beleuchtung einstellt). Ohne «Vollbelndung» geht’s zurück ins Bett zum weiterschlafen.

Fazit

Gerade für die ersten Nächte nach der Ankunft in den USA ist ein «Stay Well Room» sehr empfehlenswert. Die bessere Luft und das individuell anpassbare Licht schaffen wirklich eine angenehme Atmosphäre, welche sich vom üblichen USA-Hotelaufenthalt abhebt. Es ist nicht nur, wie von mir anfangs befürchtet, irgendwelcher New-Age-Firlefanz, sondern eine klare Verbesserung: Statt mehr TV-Kanäle oder überteuertes Design wurde hier auf Verbesserung der wichtigsten Annehmlichkeiten gesetzt. Das ist der richtige Ansatz.

Leider gibt es die Staywell-Zimmer bislang aber nur in ausgewählten Marriott-Hotels. Hier sind diese Zimmer verfügbar: Atlanta Marriott Marquis, Charlotte Marriott City Center,  Courtyard Orlando Lake Nona, Residence Inn Orlando Lake Nona, Richmond Marriott Short Pump und Tampa Marriott Waterside Hotel & Marina. Dem Vernehmen nach soll das Konzept aber fortlaufend auf weitere Marriott-Hotels ausgeweitet werden.