Hotellerie

Es gab keine Kontrollen: Der Attentäter Stephen Paddock konnte ungestört ein Waffenarsenal in den 32. Stock des Mandalay Bay Resorts in Las Vegas hochbringen. Bild: HO

Nach Anschlag von Las Vegas: Wie sicher sind die US-Hotels?

Hans-Werner Rodrian

Das Gästezimmer des Attentäters im Mandalay Bay Resort Hotel in Las Vegas war für ihn Rückzugsort, Waffenkammer und Schiessstand. Die Tat wirft Fragen auf, wie der Mörder so viele Mordwerkzeuge in sein Zimmer bringen konnte.

23 Waffen, fünf Stative und mehrere tausend Schuss Munition: das alles konnte der Attentäter Stephen Paddock problemlos in sein Hotelzimmer bringen, bevor er am 1. Oktober vom 32. Stock des Mandalay Bay 59 Menschen erschoss, die ein Freiluft-Country-Festivals besuchten.

Es gab nicht viel, was ihn hätte stoppen können. Denn wie die meisten US-Hotels tut das Mandalay Bay Resort in Las Vegas wenig, um zu prüfen, was die Gäste in ihre Zimmer mitnehmen. Treppenhäuser und Hotelflure werden gerade mal in vier der 27 grossen Kasinokomplexe auf dem Las Vegas Strip überwacht.

In den USA sind Security-Checks vor Hotels bislang kaum üblich. Und mit wenigen Ausnahmen ist es völlig legal, Schusswaffen aufs Hotelzimmer zu bringen. Im Mandalay Bay sind zum Beispiel Waffen nur in der Casino-Etage verboten. Eine Ausnahme machen einzig die Hilton-Hotels in den USA: Dort sind Gewehre verboten. Das gilt aber nur für Hotels, die im Eigentum von Hilton Worldwide Corp. sind und nicht im Franchise von freien Unternehmern betrieben werden.

Es gibt zudem wenig einschlägiges Mitarbeiter-Training. Laut Ansicht von Experten schätzen Hotelbetreiber die Privatsphäre der Gäste weit höher ein als Sicherheitsbedenken und haben deshalb kein grosses Interesse an Gepäckkontrollen, die Waffen oder Sprengstoffe entdecken könnten. Als Casino-Hotel hat das Mandalay Bay ohnehin bereits eine weitaus robustere Sicherheitsmannschaft als andere Hotels. Aber das hat den Mann offenbar nicht abgeschreckt.

«Metalldetektoren wird es nie geben»

Eigentlich gibt es in kaum einer anderen US-Grossstadt mehr Kameras als in Las Vegas – allerdings nur in den Spielhallen. Im «Bellagio» beispielsweise sollen 2000 Kameras installiert sein. Die meisten befinden sich auf der Automaten-Etage. Es ging schliesslich bislang weniger um den Schutz von Gästen als um die Angst der Casino-Besitzer, betrogen zu werden. «Das Mandalay Bay beherbergt mehrere Tagungen und Kongresse täglich, und da ist es nicht ungewöhnlich, dass Gäste verschliessbare Koffer in ihren Zimmern haben», sagte Stephen Barth, Sicherheitsexperte und Professor an der Universität von Houston, im Interview mit Fox News. «Die Zimmermädchen schauen da nicht hinein. Im Gegenteil: Sie sind geschult, die Privatsphäre der Gäste zu respektieren und deren Gegenstände in Ruhe zu lassen.»

Das Attentat von Las Vegas könnte daran allerdings einiges ändern. Die Security-Branche ist bereits hellwach und drängt die Casino-Besitzer, in Sicherheit zu investieren, damit wieder Gäste kommen. Es würden bereits jetzt Mitarbeiter zusätzlich geschult, um verdächtiges Verhalten zu erkennen und grosse Taschen zu untersuchen, sagte Bruce McIndoe, Präsident von iJet International, einem auf Sicherheits-Audits von Hotels spezialisierten Unternehmen.

Wie nachhaltig das sein wird, bleibt allerdings abzuwarten. Die New York Times berichtet, dass die Hotels auch nach den Terroranschlägen von Mumbai im Jahr 2008 mit Sprengstoff-Detektoren, Röntgensystemen und sogar Gesichtserkennungssoftware ausgerüstet wurden. Doch bereits nach kurzer Zeit sei wieder der Schlendrian eingekehrt. Andere Fachleute erwarten sowieso keine grossen Veränderungen. Der bekannte Hotel- und Casino-Sicherheitsberater Fred Del Marva hält die Installation von Metalldetektoren wie an Flughäfen auch in Hotels für nicht denkbar. «Das wird niemals geschehen», sagte er. Denn ein Hotel sei eben kein Airport, sondern eine Privatfirma, die auf Gewinne angewiesen ist. Warteschlangen vor der Tür und Kofferkontrollen sind da wenig hilfreich.