Hotellerie

Relaxen am Hotelpool in Hurghada – doch erst nach frühmorgendlicher Anstrengung. Bild: Tom Brühwiler

Einwurf Wie ich zum Liegestuhl-Reservierer wurde

Tom Brühwiler

Mitten im Handtuchkrieg: Unser Autor rieb sich auf dem Balkon mit Blick auf den Hotelpool erst die Augen und schritt dann selber zur Tat.

Endlich ein paar Tage Ferien. Bekanntlich DIE schönste Zeit im Jahr. Da will man es sich mal wieder so richtig gut gehen lassen, ausschlafen und die Sonne oder den Schatten am Pool geniessen. Doch das ist – so musste ich feststellen - einfacher gesagt als getan, zumindest in meinen vergangenen Ferientagen in einer Hotelanlage in Hurghada am Roten Meer.

Angefangen hatte alles damit, dass ich bereits am ersten Morgen merkte, dass hier etwas nicht so läuft, wie ich mir das vorgestellt hatte. Bei meiner Morgen-Zigarette um Viertel vor sieben morgens auf dem Balkon stachen mir nämlich bereits die wild hin- und her eilenden Damen und Herren ins Auge, die, dick mit Handtüchern bepackt, die Pool-Area enterten und sich die ersten Liegen sicherten.

Noch dachte ich mir nichts dabei, denn auf der weitläufigen Pool-Anlage wird es ja wohl Platz genug für Alle haben. Dachte ich mir. Und so widmete ich mich erst mal einem ausgiebigen Frühstück und machte mich kurz nach 9 Uhr auf die Pirsch nach einem freien Liegestuhl. Doch: Es gab keinen! Keinen! Keinen einzigen!

Sechs Mal bin ich pünktlich um 05.45 Uhr aufgestanden.

Und so besann ich mich auf Rache: Ab sofort klingelte mein Wecker in den wohlverdienten Ferien täglich bereits um 05.45 Uhr. Man gönnt sich ja sonst nichts. Von fiesen Liegestuhl-Reservierern lasse ich mir die wohlverdienten Ferien nicht vermiesen!

Sie schütteln den Kopf? Recht haben sie. Und ich gebe zu, dass ich ziemlich peinlich berührt war, täglich um 6 Uhr morgens mit Badetuch bewaffnet zwischen all den anderen Liegestuhl-Reservierern auf der Anlage herumzuirren. Wie das wohl aussieht, wenn ich hier frühmorgens mit einem Badetuch bepackt, um die Liegestühle schleiche? Und: Was denken sich die Hotelangestellten, denen ich regelmässig frühmorgens begegnete?

Ja, ich bin schuldig. Ich wurde zum ersten Mal in meinem Leben zum Liegestuhl-Reservierer. Und ja: Ich habe es die ganze Ferienwoche durchgezogen, sechs Mal bin ich pünktlich um 05.45 Uhr aufgestanden, nur um mir meine Liege zu sichern. Und habe mir mit dem frühen Klingeln des Weckers die Ferien irgendwie grad selber vermiest. Aber glauben Sie mir: Es war Notwehr! Denn ohne den peinlichen Einsatz am frühen Morgen hätte es keinen Platz für mich und mein Badetuch mehr gegeben.