Hotellerie

Die Vertreter von Booking.com wollten sich mit dem Schweizer Preisüberwacher nicht an einen Tisch setzen. Bild: TN

Schweiz tritt gegen Booking.com an

Der Schweizer Preisüberwacher hat Hinweise gefunden, die auf einen Preismissbrauch bei den Kommissionen seitens der Online-Buchungsplattform hindeuten. Ein Verfahren wurde eingeleitet.

Die Untersuchung gegen Booking.com hatte Preisüberwacher Stefan Meierhans im Februar bei der Präsentation seines Jahresberichts publik gemacht. Man überprüfe, ob es sich um ein «marktmächtiges» Unternehmen handle, wie viel ein Hotelier bezahle, damit er auf der Plattform aufgeschaltet sei, wo er aufgeführt werde und wie viel Kommission ihn das koste, hiess es damals.

Der Preisüberwacher schreibt nun, dass er Hinweise darauf gefunden habe, dass Booking.com in der Schweiz seine potentiell marktbeherrschende Stellung zur Durchsetzung missbräuchlicher Preise einsetzen könnte. Die Suche nach einer einvernehmlichen Lösung mit Booking.com sei gescheitert, wie Meierhans bekanntgibt. Die Hotelbuchungsplattform habe sich nicht mit ihm an den Verhandlungstisch setzen wollen.

Das Verfahren könnte mit einer Verfügung enden

Stelle er einen Preismissbrauch fest, sei der Preisüberwacher von Gesetzes wegen verpflichtet, mit dem betroffenen Unternehmen ein Gespräch zu führen, mit dem Ziel, eine einvernehmliche Lösung zu erzielen. Da das Vorgehen in diesem Fall gescheitert sei, habe man am 8. September als logische Folge ein Verfahren eröffnet. Kann der Preismissbrauch bestätigt werden, würde das Verfahren mit einer Verfügung enden. Der Preisüberwacher würde in diesem Fall die Schweizer Tarife für Booking.com festlegen.

Online-Buchungsplattformen sind wegen ihrer einschränkenden Teilnahmebedingungen umstritten. Die Plattformen machen den Hotels unter anderem Preisvorschriften, die es ihnen untersagen, ihre Betten auf anderen Verkaufskanälen günstiger anzubieten. Die Hotels und ihr Verband sehen darin einen Eingriff in die Unternehmensfreiheit.

Dennoch gewinnen die Plattformen bei Hotels immer stärker an Bedeutung: Laut Zahlen des Instituts für Tourismus der Fachhochschule Westschweiz Wallis in Siders stieg ihr Anteil 2016 bei Buchungen in der Schweiz gegenüber dem Vorjahr um 6,7% auf rund 27%.

Booking, Expedia und HRS mit mehr als 1 Mrd. Franken Umsatz

Das Geschäft würden die drei Plattformen Booking, Expedia und HRS beherrschen, die zusammen 93% der Direktbuchungen generierten. Der Löwenanteil entfalle dabei auf Booking.com, das zur US-Gruppe Priceline gehört.

Die Fachhochschule schätzt den Gesamtumsatz von Booking, Expedia und HRS auf mehr als 1 Mrd CHF. Die von den Hotels an die Plattformen bezahlten Kommissionen beliefen sich auf 150 Mio CHF.

(AWP/TN)