Hotellerie

Seit der Eröffnung im Jahr 2009 ist der Ostschweizer Marcel Thoma im The Upper House in Hongkong tätig, seit 2014 als General Manager. Bild: HO

«Schweizer sind geduldig – und Geduld braucht es in diesem Geschäft»

Gregor Waser

Marcel Thoma leitet seit drei Jahren als General Manager eines der weltbesten Stadthotels, The Upper House Hongkong. Im Interview äussert er sich über den Reiz Hongkongs und das Erfolgsgeheimnis von Schweizer Hoteliers.

 

Herr Thoma, wie fällt Ihre Zwischenbilanz im The Upper House in Hongkong in diesem Jahr aus? Und wer sind Ihre Gäste?

Marcel Thoma: Wir hatten bisher ein gutes Jahr, die Auslastung liegt bisher bei 78 Prozent. Der Juli war geprägt von den 20-Jahre-Handover-Feierlichkeiten und vielen Gästen. Wir merken, dass viele Chinesen, statt nach Europa nach Hongkong zum Shopping kommen. Auch der US-amerikanische Markt bleibt für uns stark. Chinesen und Amerikaner machen bei uns je 30 Prozent der Gäste aus, auch Briten, Deutsche und Schweizer sind für uns wichtig.

Welche Schweizer Gäste übernachten bei Ihnen?

Darunter hat es zur Hälfte Geschäftsreisende, die in Hongkong stoppen und auf der Weiterreise nach Shanghai oder Beijing sind. Auch viele Touristen schätzen unser Haus, etwa während einem Stopover, bevor es weiter geht nach Phuket oder Bali.

Wie hat sich Hongkong in den letzten Jahren verändert? Was macht der Reiz eines Stopps aus?

Hongkong hat sich wirtschaftlich in den letzten 20 Jahren sehr positiv entwickelt, die Arbeitslosenquote liegt bei 3 Prozent. Hongkong ist sehr speziell, hat etwa die höchste Dichte an top Restaurants, bietet viele kulturelle Anlässe und Messen und wartet mit einer fantastischen Lage auf. Und die Stadt ist klein. In welcher anderen Metropole ist man mit dem Auto oder der Schnellbahn in 20 Minuten am Flughafen? Auch die Zukunftsaussichten sind gut, etwa dank der Brücke nach Macau, wenngleich sich Honkgong gegenüber Shanghai behaupten muss.

«Der Guest Experience Assistant führt das Check-in im Zimmer durch»

Im «Bilanz»-Ranking der weltbesten Stadthotels figuriert The Upper House in diesem Jahr auf dem 2. Platz. Wie haben Sie das geschafft? Wie muss man sich Ihr Haus vorstellen?

Wir haben einen eher minimalistischen Stil, verfügen über lediglich 117 Zimmer, die sind aber allesamt für Hongkong-Verhältnisse sehr gross mit 70 Quadratmetern. Eine Réception gibt es bei uns nicht, lediglich einen Desk. Wer bei uns ankommt, wird ins Zimmer begleitet. Der Guest Experience Assistant führt dann das Check-in im Zimmer durch. Wir haben viele Repeater, die sich bei uns zuhause fühlen.  Speziell auch: unser Hotel liegt zwischen dem 38. und 48 Stockwerk.

Welche Veränderungen stellen Sie fest beim Buchungsverhalten fest?

Wir leben von den Direktbuchungen, von Mund-zu-Mund-Propaganda und sind  von den OTAs nicht abhängig. 65 Prozent der Buchungen erfolgen direkt, nur 23 Prozent von OTAs. Das hat auch mit der Durchschnittsrate zu tun, das Zimmer kostet bei uns 5000 Hongkong Dollar, das sind 610 Franken. Wer in diesem Preisbereich bucht, setzt weniger auf OTAs.

Welches sind die Messen, die Sie als General Manager eines Luxushotels besuchen?

WTM in London oder ITB Berlin eignen sich eher für den Massenmarkt. Ich bin eben zurück von der Virtuoso in Las Vegas, werde im Dezember an der ILTM in Cannes weilen, im Juni an der LE in Miami.

Und wie beurteilen Sie das Image von Schweizer Hoteliers? In top Häusern in Asien sind weiterhin zahlreiche Schweizer GMs tätig.

Die Nationalität spielt nicht so eine Rolle, vielmehr der Background und die Erfahrungen. Viele Schweiz Hoteliers verzeichnen top Ausbildungen und umfassende Erfahrungen. Hinzu kommt: wenn andere bei 95 Prozent zufrieden sind, müssen es beim Schweizer 100 Prozent. Und ich denke, Schweizer sind geduldig – und Geduld braucht es in diesem Geschäft.