Hotellerie

Booking.com wird von türkischen Richtern blockiert. Bild: TN

Die Türkei sagt Booking.com den Kampf an

Ein Gericht verbietet der Plattform auf Geheiss des türkischen Reisebüroverbands den Verkauf von Betten im ganzen Land. Ob das Timing für diesen Schritt clever ist, steht auf einem anderen Blatt.

Der Handelsgerichtshof Istanbul hat die Tätigkeit des Hotelbuchungsportals Booking.com in der Türkei auf Antrag des türkischen Reisebüroverbands Türsab durch eine einstweilige Verfügung untersagt. Das Gericht habe die Entscheidung mit «unfairem Wettbewerb» begründet, teilte Türsab in einer Erklärung mit, welche in der Tageszeitung «Hürriyet» aufgegriffen wurde.

Damit ist das Buchungsportal im Prinzip nicht mehr berechtigt, Hotels und Unterkünfte in der Türkei über seine Webseite zu vermitteln. Im Beschluss vom 29. März 2017 werden auch «ähnlichen Firmen» sowie anderen «zu Booking.com gehörenden oder mit ihr kooperierenden Internetadressen» die Vermarktung in der Türkei befindlicher Hotels und Übernachtungsbetriebe untersagt. Bereits getätigte Buchungen über Booking.com in der Türkei behalten ihre Gültigkeit. 

Das Gericht habe Booking.com ausserdem aufgrund einer früheren Türsab-Beschwerde zu einer Geldstrafe von rund 2,5 Millionen Türkischer Lira (rund 680‘000 Franken) für seine «dem fairen Wettbewerb widersprechenden» Aktivitäten in der Türkei verurteilt.

UPDATE FREITAG, 31.03.2017:

Booking hat inzwischen klargestellt, dass das Verbot nur für türkische Gäste gilt, die eine Unterkunft in der Türkei buchen. Im Ausland kann ganz normal gebucht werden. Ein kleiner Test heute Morgen bestätigt, dass Hotels in Istanbul und anderswo weiterhin völlig normal über Booking.com gebucht werden könnten.

Türsab-Chef Hüseyin Baraner gibt in der «fvw» an, dass die einstweilige Verfügung darauf abziele, dass Booking.com genau wie türkische Reisebüros Steuern zahlen soll und über eine Lizenz verfügen muss. Der unfaire Wettbewerb habe in der Türkei zu einem «Reisebürosterben» geführt. Dass türkische Hoteliers mit der Massnahme von Türsab nicht zufrieden sind, nimmt Baraner in Kauf.

(JCR/AWP)