Hotellerie

V.l.: Stefan Berger (Stadtpräsident Burgdorf), Marvin Portmann (Gastgeber, Romantik Hotel Stadthaus Burgdorf) und Christian Billau (Leiter Emmental Tourismus).

Kooperation und Förderung statt individuelle Vermarktung

Das Emmental setzt bei der touristischen Positionierung auf regionale Produkte, gemeinsame Vermarktung und eine starke Hotellerie.

Die gemeinsame Vermarktung wird in Zukunft für den Tourismus im Emmental noch wichtiger sein. Dies ist das Fazit eines gemeinsamen Mediengesprächs von Emmental Tourismus, der Stadt Burgdorf und dem Romantik Hotel Stadthaus Burgdorf, welches gestern in Letzterem stattfand.

Travelnews hat mit den einzelnen Exponenten der Tourismusvermarktungs-Kooperation gesprochen.

«Man muss das Gesamtpaket Emmental vermarkten»

Stefan Berger, der Stadtpräsident von Burgdorf, hat klare Ansichten.

Herr Berger, wie wichtig ist der Tourismus im Emmental?

Der Tourismus ist ein zunehmender Wirtschaftszweig im Emmental. Mit diesem können wir unsere Standortvorteile wie Lebensqualität, gutem ÖV-Anschluss und mehr präsentieren und damit auch Wirtschaftsförderung betreiben.

Braucht das Emmental eine eigene Tourismusorganisation?

Meiner Meinung nach ja. Diese muss die verschiedenen Angebote zusammenfassen und daraus ein für Touristen interessantes Paket schnüren. Burgdorf hat viele Highlights wie das Schloss, das Museum Franz Gertsch oder die wunderbare Altstadt – diese gilt es mit dem Emmental zu vernetzen. Warum nicht in Burgdorf mit einer «Tour de l’Emmental» starten? Nach dem Stadtrundgang mit dem Flyer an der Emme entlang oder durch die «Emmentaler Höger» via Schaukäserei Affoltern nach Langnau und dort ein Spiel der SCL Tigers ansehen, übernachten und am nächsten Tag im Kemmeribodenbad die Stille und Ruhe geniessen…

Welche Hausaufgaben gilt es hierfür zu machen?

Man muss sich bewusst werden, dass wir nicht Einzeldestinationen, sondern das Gesamtpaket Emmental vermarkten müssen. Dazu braucht es klare Strukturen. Manchmal ist weniger mehr.

Vom Tourismusvermarkter zum Tourismusförderer

Christian Billau, der Leiter von Emmental Tourismus, zog an der Medienkonferenz Bilanz über das letzte touristische Jahr im Emmental: «Das Jahr war erfolgreich, wir hatten ein Wachstum der Logiernächte gegenüber den Vorjahren, dank vielen touristischen Highlights.» Was er sonst noch sagte:

Herr Billau, wie läuft die Zusammenarbeit mit den Hotels in der Region Emmental?

Die Zusammenarbeit mit den grösseren Betrieben, die professionell geführt werden, läuft gut. Die Erwartungshaltung an eine regionale Tourismusorganisation ist hoch, unabhängig von deren Grösse und Budget. Dies ist überall so. Wir versuchen im Rahmen unserer Möglichkeiten den Hotels eine Plattform zu bieten. Zukünftig sehen wir die Zusammenarbeit darin, dass Emmental Tourismus als Vernetzungs- und Produktmanagement-Organisation, die Region insgesamt attraktiver präsentiert, wovon die Hotellerie profitieren wird.

Was wünschen Sie sich von den Hotels im Emmental?

Bei Hotels im Emmental muss man zwischen den echten Hotels und den Gasthöfen mit ein paar Zimmern unterscheiden. Die echten Hotels sind mehrheitlich offen und innovativ und viele Besitzer haben in den letzten Jahren viel in Ihre Betriebe investiert. Das zahlt sich aus. Die Offenheit für Kooperationen ist da und ich hoffe, dass das Gemeinsamkeitsgefühl noch stärker wird.

Wie sehen Sie die Zukunft des Tourismus im Emmental?

Der Tourismus im Emmental baut aus meiner Sicht auf drei Säulen auf, die sich mit einander verbinden lassen: «Genuss und Kultur», «Aktiv in der Natur» und «Agrotourismus».

Wie zufrieden sind Sie mit der Zusammenarbeit mit Bern Tourismus?

Die Zusammenarbeit funktioniert seit Jahren ausgezeichnet und wird noch weiter intensiviert. Die Organisation Bern Tourismus ist für die Vermarktung der Region Bern, wozu auch das Emmental gehört, laut kantonalen Tourismusgesetz verantwortlich und dementsprechend fliessen kantonale Beherbergungsabgaben, die im Emmental generiert werden, nach Bern. Dies verpflichtet. Die Zusammenarbeit mit dem Regionalmanager von Bern Tourismus läuft gut. Wie sich die Sache bei der Neuaufstellung von Bern Tourismus im Rahmen der Bern Welcome AG entwickeln wird, wird sich zeigen. Emmental Tourismus wird die Vermarktung primär Bern Tourismus, der BE! und Schweiz Tourismus überlassen und sich der Produkt- und Angebotsentwicklung widmen und erwartet gutes Marketing von diesen Organisationen. Denn ohne eine gutes Produkt bringt auch das Marketing nichts. Emmental Tourismus entwickelt sich vom Tourismusvermarkter zum Tourismusförderer!

«Wir setzen voll auf regionale Produkte»

Das Romantik Hotel Stadthaus Burgdorf gehört seit letztem Jahr zur Romantik-Hotel-Kooperation. Das 4-Sterne-Hotel befindet sich mitten in der historischen Altstadt von Burgdorf. Die regionale Verwurzelung sei für den Erfolg zentral, sagt Gastgeber Marvin Portmann.

Herr Portmann, wie wichtig ist der Einsatz von regionalen Produkten in der gehobenen Gastronomie?

Sehr wichtig, es bildet Identifikation in der Region. Man kennt nicht gerade jedes Tier, aber den Hof und die Metzgerei muss man kennen. Für uns sind lokale Produkte wie das Burgdorfer Bier und der Burgdorfer Kaffee wichtig – wir stehen, wenn möglich, für regionale Produkte. Wenn die Geschichte des Produktes bekannt und die Qualität gut ist, ist dies dem Endkunden den – gerechtfertigten - Mehrpreis wert.

Wieso sind Sie in einer Hotelkooperation dabei? Das kostet doch vor allem viel…

In der Gruppe haben wir mehr Schlagkraft. Rund 200 Hotels treten international zusammen auf und können dementsprechend attraktiver vermarktet werden. Es ermöglicht zusätzliche Vertriebskanäle und somit neue Gäste. Klar: Am Schluss muss sich das rechnen, heute lässt sich das noch nicht beurteilen. Wir sind seit rund einem halben Jahr bei Romantik mit dabei.

Warum gerade die Romantik Hotels?

Das Haus passt mit seiner Substanz und Geschichte sowie der hochstehenden Kulinarik genau in diese Kooperation. 

Wie wichtig sind für Sie Organisationen wie Emmental Tourismus?

Sehr wichtig. Wir arbeiten eng mit ihnen zusammen. Ein touristischer Treiber ist zum Beispiel die «Herzroute». Teilweise haben wir auch «Famtours», also Studienreisen generiert durch die Tourismusorganisationen.

Das Stadthaus Burgdorf.

(JCR)