Hotellerie

Einwurf Das Badezimmer war immer die letzte Bastion

Tamara Cantieni

Unsere Autorin fragt sich, wer zum Teufel auf die glorreiche Idee kam, in Hotelzimmern Glaswände zu Duschen und Klos einzubauen.

Wer auch immer das war, ein Hotelzimmer mit Glaswänden zum Klo auszustatten – lasst es euch sagen: dümmste Idee ever! Wahrscheinlich dachten die Architekten, Glas sei modern! Es vergrössere optisch die Räume, sei cool und lässig, offen wie unsere Gesellschaft.

Schön. Nur will ich meinem Partner nicht fröhlich zuwinken, wenn ich auf dem stillen Örtchen sitze. Und noch viel weniger will ich ihm zuschauen, wenn er auf dem Thron sitzt!

Oder diese verbreitete Unart mit der gläsernen Dusche mitten im Zimmer... Es ist nicht schön, morgens beim Duschen splitterfasernackt exponiert zu sein! Nicht alle wollen ihrem Partner zuschauen, wie er den Duschschaum aus seinem Brusthaar spült. Oder seiner Partnerin, wie sie mit der Rasierklinge rasch die täglichen Handgriffe erledigt. Das. Will. Niemand. Sehen!

Frisch Verliebten soll die Illusion vom perfekten Partner nicht genommen werden, und die Alteingesessenen haben über die Jahre ohnehin schon genug gesehen.

Und wieso gehen alle davon aus, dass ein Doppelzimmer nur von Paaren belegt wird?

Es ist ja nicht nur die Dusche, es ist das Bad an sich, das einfach freigelegt wird. Die Körperpflege bedarf nun mal manchmal drastischer Massnahmen, die nicht mit der Welt geteilt werden wollen, auch nicht mit dem Partner.

Und wieso gehen alle davon aus, dass ein Doppelzimmer nur von Paaren belegt wird? Wenn Freunde gemeinsam reisen, wird so ein gläsernes Bad zum Spiessrutenlauf! Oder eine Reise mit den Eltern – Jesses, ein Alptraum!

Falls die Türe in diesen Designhotels ausnahmsweise nicht durchsichtig ist, dann wird sie auch gerne mal als Schwingtüre eingebaut, so dass man unten und oben viel Luft hat.

Luft, die schlecht wird, wenn ihr wisst, was ich meine. Und auf die Geräusche, die damit ungefiltert herausbrechen, möchten wir wohl auch alle gerne verzichten. Eine Toilette soll bitte weit möglichst vom Bett entfernt, und so abgekapselt wie nur möglich sein!

Zudem braucht es, egal mit wem man reist, immer wieder mal einen kleinen Zufluchtsort. Das Badezimmer war immer die letzte Bastion, in der man sich verschanzen konnte. Rasch das vom anderen geächtete Handy checken, kurz die Ruhe geniessen, sich der Körperpflege widmen oder vermeintlich verwandelt aus dem Bad kommen, um den anderen mit dem aufgehübschten Look zu überraschen.

Ich sehne mich nach richtigen Badezimmern! So mit Türe und Wänden und all dem altmodischen Kram, das man abschliessen und relativ schalldicht für sich alleine haben kann. Das wär schön.