Hotellerie

«Unser Fokus liegt auf dem Ausbau der lokalen Service-Büros», sagt Interhome-Chef Koni Iten. Bild: HO

«Die Spanier buchen Spanien, die Schweizer die Schweiz»

Gregor Waser

Koni Iten, der Leiter der Holiday Home Division von Hotelplan Group und CEO von Interhome, über das turbulente Jahr aus Sicht des Ferienhausanbieters.

Herr Iten, der Mittelmeerraum weist eine unterschiedliche Buchungslage auf. Wie verläuft das Jahr bei Interhome?

Koni Iten: Die Unsicherheit im Markt spielt uns teilweise in die Hände. Die erdgebundenen Reisen an Destinationen, an die man selber hinfahren kann, sind in diesem Jahr gut gebucht. Wir sind zufrieden und können das dritte Jahr in Folge zulegen.

Die Côte d'Azur ist eine Ihrer Hochburgen. Welche Auswirkungen hat der Anschlag von Nizza?

Zunächst hat uns der Anschlag sehr betroffen gemacht und wir sind froh, dass weder unsere Mitarbeiter vor Ort, noch unsere Gäste direkt davon betroffen waren. Die Buchungen nach Südfrankreich sind seither zurückhaltend. In der Woche des Anschlags hatten wir 180 Gäste in Nizza-Stadt, 800 in der näheren Umgebung von Nizza und mehrere tausende an der Côte d'Azur. Annullationen gab es bei Interhome sechs, bei Inter Chalet eine.

Welche Destinationen laufen gut?

Die Renner sind Italien, Spanien und Frankreich; auf einem geringeren Niveau, aber mit einem deutlichen Plus auch Kroatien. Generell stellen wir fest, dass das Binnengeschäft sehr gut läuft. Die Spanier buchen Spanien, die Franzosen Frankreich, die Schweizer die Schweiz.

Die Destination Schweiz hat sich erholt?

Im Winter haben wir kursbedingt gelitten und deutliche Einbussen aus den Quellmärkten Deutschland und Frankreich verzeichnet. Im Sommer sieht‘s jetzt anders aus: bei Schweizern, die Objekte in der Schweiz buchen, haben wir ein deutliches Plus. Im November hatte noch nichts darauf hingedeutet, da lagen die Buchungen für den Sommer noch 10 Prozent im Minus.

«Airbnb macht Werbung für diese Art von Ferien, Ferienhaus-Ferien werden wieder sexy»

In den Krisenländern Tunesien, Ägypten und Türkei haben Sie keine Ferienhäuser?

Nur vereinzelte in der Türkei. Auf einem kleinen Niveau verzeichnen wir dort einen Einbruch um rund 60 Prozent.

Hotelplan Group hat Inter Chalet-Chefin Jytte Toft zu Ihrer Stellvertreterin in der Holiday Home Division ernannt. Welche Überlegungen stehen hinter diesem Entscheid?

Wir möchten das Synergie-Potenzial von Interhome und Inter Chalet noch besser nutzen. Wir haben ein ähnliches Businessmodell.

Wo liegen die Unterschiede?

Die sind nicht zu unterschätzen. Inter Chalet zählt auf 80 Prozent Deutsche Gäste. Bei den Objekten handelt es sich meist um Anlagen und Residenzen mit vielen Wohnungen. Das typische Interhome-Objekt ist ein freistehendes Ferienhaus. Auch der Auftritt von Interhome ist ein anderer, in 15 Sprachen, in verschiedenen Währungen. Synergien orten wir bei der Präsenz vor Ort, etwa bei der Schlüsselhaltung.

Kommen künftig neue Destinationen hinzu?

Unser Fokus liegt auf dem Ausbau der lokalen Service-Büros und der Betreuung vor Ort. Diese Anzahl möchten wir weiter erhöhen. Hier können wir punkten. Über mehr Objekte werden wir in Portugal verfügen.

Airbnb bricht aus den Städten aus und drängt an die Feriendestinationen. Bereitet Ihnen das Sorgen?

Wir verfolgen neue Player aufmerksam. Aber Airbnb ist nicht nur schlecht für uns. Airbnb macht Werbung für diese Art von Ferien, Ferienhaus-Ferien werden wieder sexy. Mit dem Ausbau unserer Service-Büros können wir unsere Position aber stärken. Wir bieten den Ferienhaus-Besitzern ein Sorglos-Paket, wir kümmern uns um die Tourismusabgaben, um Reperaturen, um den Schlüssel für die Putzfrau, etc.

Und wie wichtig ist Booking.com für Sie geworden?

Der Kanal hat eine zunehmende Bedeutung. Es brauchte eine gewisse Anlaufzeit. Booking.com hat nach Shortbreaks, nach flexiblen An- und Abreisedaten verlangt. Unsere Tradition und jene der Ferienhausbesitzer liegt bei 7-, 14- oder 21-tägigen Aufenthalten. Wir mussten die Ferienhausbesitzer erst überzeugen. Aber die flexiblen Anreisen sind ein absolutes Kundenbedürfnis. Die Leute haben es satt, an Samstagen in Frankreich auf den Autobahnen im Stau zu stecken.