Hotellerie

Daniel Twerenbold und Markus Conzelmann vor dem Weinturm in der Lobby des Radisson Blu Hotel, Zurich Airport. Bild: GW

«Die Vielfalt der Rezidor-Gruppe ist ein Karriere-Booster»

Gregor Waser

Daniel Twerenbold und Markus Conzelmann, die General Managers der Radisson Blu Hotels am Flughafen Zürich und in Luzern, über die Talentförderung, die Konkurrenten im Meeting-Geschäft und die neuen Rezidor-Besitzer.

Herr Twerenbold, bald erhalten Sie mit dem Circle und den beiden Hyatts Konkurrenz am Flughafen Zürich. Wie sehen Sie die Ausgangslage für Radisson Blu?

Daniel Twerenbold: Sie erwarten schlotternde Knie? (lacht) Das ist nicht der Fall. Wir stehen dem Projekt positiv gegenüber, der Flughafen Zürich ist sehr dynamisch. Ich bin jeden Tag überrascht, wieviel hier läuft, auch mit Shoppingkunden. Mit dem Circle werden das noch mehr. Gleichzeitig erhält der Flughafen weitere Meeting-Räumlichkeiten für 1500 Gäste. Das Unispital zieht ein, was wichtig für den Gesundheitstourismus ist. Von diesem Zulauf profitieren auch wir.

Werden Sie sich neu oder anders aufstellen?

Twerenbold: Wir befinden uns jetzt nach der Eröffnung im achten Jahr und werden die Hotelzimmer, das Restaurant und den Eingangsbereich auf 2017/18 hin renovieren. Mit dem gleichzeitigen Bau des Circles ist das der richtige Moment. Verstärkt möchten wir im Gastronomiebereich bei der lokalen Bevölkerung punkten.

Welches ist derzeit Ihr grösster Challenge?

Twerenbold: Das Hotel ist erfolgreich und mit der Auslastung sind wir sehr zufrieden. Eine stete Herausforderung ist, ausreichend qualifizierte Mitarbeiter und Talente zu finden. Und beim Meetinggeschäft spüren wir als Kongresshotel die Konkurrenz von Städten wie Amsterdam, Frankfurt oder Paris. Da kämpfen wir mit einem Währungsnachteil. Wir können aber auf viele Schweiz-lastige Meetings zählen, die unsere 27 anspruchsvollen Boardrooms im 8. Stock bevorzugen. Ausländische Partner von Schweizer Firmen fliegen ein, halten Meetings oder Konferenzen ab, geniessen den gastronomischen Hotelservice, übernachten und fliegen weiter. Dank direktem Zugang zum Flughafen ist das Radisson Blu Hotel mit seinen insgesamt 52 Meeting-Räumlichkeiten optimal aufgestellt für sogenannte «Fly in/out»-Meetings.

Herr Conzelmann, ist Ihr Haus, das Radisson Blu in Luzern, mit dem Radisson am Flughafen Zürich vergleichbar?

Markus Conzelmann: Nein, wir sind da schon in einem ganz anderen Markt. Wir liegen zwar nur eine Stunde weg, sind aber in einem sehr touristischen Umfeld tätig. Gleichzeitig zählen wir schon auch auf Business-Gäste, etwa solche die in Zug zu tun haben, bei uns in Luzern aber übernachten. Dank vielen Gästen aus Asien und Nordamerika ist bei uns die Herausforderung mit dem Schweizer Franken nicht ausgeprägt.

Wie gross sind die Synergien bei den vier Radisson Blu und zwei Park Inn by Radisson Hotels Hyatts in der Schweiz?

Conzelmann: Die sind enorm. Unsere Gäste in Luzern etwa, wenn sie frühmorgens ab Zürich abreisen, verbringen dann die letzte Nacht am Flughafen – und der Umsatz bleibt in der Gruppe. Natürlich zählen wir beim Einkauf, aber auch im Trainingsbereich auf grosses Sparpotenzial.

Twerenbold: Bei der Karriereplanung, der Talentsuche und deren Förderung ist es sehr hilfreich, dass wir als Gruppe und mit verschiedenen Marken agieren. Wir können so unseren Talenten zahlreiche Optionen bieten. Nicht nur in der Schweiz: bei uns steht einem Mitarbeiter die ganze Welt offen.

Sie betreuen das Projekt „Women in Leadership“ innerhalb der Gruppe, Herr Conzelmann. Tragen die Anstrengungen Früchte?

Conzelmann: Wir versuchen den Teppich auszulegen, um auch Frauen als General, Regional oder District Manager zu gewinnen. In diesem Bereich trauen sich Frauen oft noch nicht, die Position zu übernehmen. Es geht eigentlich gar nicht darum, ob Frau oder Mann. Es ist vielmehr so, dass wir auf Stufe Abteilungsleiter 60 bis 70 Prozent Frauen haben. Wenn wir nun aber nur bei den 30 bis 40 Prozent Männern nach künftigen Aufsteigern Ausschau halten können, dann schöpfen wir eben nicht aus dem gesamten Fundus an Talenten.

«Für die Front-Jobs ist es in der Schweiz generell nicht einfach, Kandidaten zu finden»

Ein Hoteljob erfordert Flexibilität bei den Arbeitszeiten. Eignet es sich, Kinder zu haben?

Twerenbold: Gewiss, schauen Sie, Markus (Conzelmann) hat zwei Kinder, ich eines. In den letzten 16 Jahren sind wir sieben Mal umgezogen. Unsere Firma ist in diesem Bereich sehr grosszügig und wir bieten die Infrastruktur und nötige Flexibilität.

Bei welchen Jobs haben Sie Mühe, geeignete Kandidaten zu finden?

Twerenbold: Für die Front-Jobs ist es in der Schweiz generell nicht einfach, Kandidaten zu finden. Das hat schon mit den Schichtdiensten zu tun, die auch abends und am Wochenende benötigt sind. Im mittleren Management hingegen ist es einfacher, da können wir mit zahlreichen, spannenden Jobs aufwarten, etwa im Bereich Finanzen, Marketing, Sales oder Human Resources. Auch für die Küche lässt sich relativ schnell gutes Personal finden.

Ist das in Luzern auch so?

Conzelmann: Wir können aus dem Vollen schöpfen. In Luzern steht der Tourismus an erster Stelle, das macht sich auch in den vielen Ausbildungen und Abgängern von Fachhochschulen bemerkbar. Wie könnten bei der Rekrutierung mit dem Argument der Gruppe punkten, denn die Vielfalt und die Möglichkeiten, die wir innerhalb der Rezidor-Gruppe bieten, sind ein Karriere-Booster.

Um das Radisson in Andermatt ist es ruhig geworden. Peilen Sie andere neue Standorte in der Schweiz?

Twerenbold: Zu Andermatt kann ich nichts sagen, das Projekt liegt auf der langen Bank. An weiteren bedeutenden Standorten sind wir interessiert, wie beispielsweise in Genf. Seit März 2016 unterstützt Robert van der Graaf in der Rolle als Senior Director Business Development unseren Expansionskurs in den entscheidenden Kernmärkten wie Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Wie weit ist die Übernahme von Rezidor durch die chinesische HNA-Gruppe fortgeschritten?

Twerenbold: Im Moment wissen wir noch nicht viel mehr. Was ich aber sagen kann: wir stehen der Übernahme sehr positiv gegenüber. HNA will investieren, wachsen und expandieren – das ist auch aus der Sicht des Schweizer Distrikts spannend. Jetzt gilt es aber zuerst abzuwarten, bis der Übernahmeprozess vollzogen und die weiteren Schritte diskutiert worden sind.

Und, Herr Twerenbold, stimmt das, Sie sind verwandt mit den Twerenbolds der Reisen Gruppe?

Twerenbold: So ist ist, mein Vater ist der Bruder des verstorbenen Werner Twerenbold, Karim ist mein Cousin. Es ist enorm, was Werner Twerenbold aufgebaut hat. Wir sind in Grindelwald aufgewachsen und haben vor allem einen familiären Bezug.

Conzelmann: Bus gefahren ist er nicht...

Twerenbold: Was uns aber jeweils gelungen ist, etwa in St. Petersburg, die Twerenbold-Gäste in unserem Hotel zu haben.