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Mit gemütlichen Bungalows will der Camping Eymatt in Bern in diesem Sommer punkten.

Schleppender Winter, Hoffnung auf den Sommer

Der Schweizer Parahotellerie fehlen die Gäste aus der Eurozone. Dank Innovationen soll eine Trendwende erfolgen.

Die fünf Mitglieder der Organisation Parahotellerie Schweiz sind Bed and Breakfast Switzerland, Interhome, Reka, die Schweizer Jugendherbergen und TCS Camping — und allesamt blicken sie auf ein harziges Wintergeschäft zurück. Reka konnte die Logiernächte immerhin noch um ein Prozent steigern, den Jugendherbergen fehlten aber zehn Prozent der Gäste und auch Interhome verzeichnete bei den Reservierungen ein Minus von 3,6 Prozent. Die fehlenden Europäer wegen dem starken Franken waren ein Grund für die schleppenden Buchungseingänge, die zu Beginn des Winters schlechte Schneelage kam hinzu.

«Das Buchungsverhalten der Gäste ist weiterhin zurückhaltend. Die ist einerseits begründet durch die sehr günstigen Angebote im Ausland, aber auch die unstete Wetterlage», blickt Fredi Gmür, CEO der Schweizer Jugendherbergen (SJH) und Präsident der Parahotellerie Schweiz, Richtung Sommer. Bei den SJH liegt man beim Buchungsstand 2,7 Prozent hinter dem Vorjahr. Dagegen verzeichnet Reka ein Buchungsplus von 7 Prozent und auch bei Interhome zeigt die Zahl der Reservierungen mit plus 7 Prozent deutlich nach oben. «Die preislich etwas höherwertigen Reka-Feriendörfer in Zinal, Blatten und Disentis erfreuen sich diesen Sommer einer grossen Nachfrage. Ein deutlicher Zuwachs zeichnet sich auch in Bergün und Sörenberg ab», sagt Reka-Direktor Roger Seifritz.

Gründe für Optimismus sind aber nicht nur bei Reka zu finden. Die Reservationen und Buchungseingänge weisen bei allen Mitgliedern daraufhin, dass dieses Jahr noch mehr Schweizer als üblich ihre Ferien im Inland verbringen dürften. Für die Sommermonate hab bei Interhome die Buchungen der Einheimischen um 16 Prozent zugelegt. «Die erfreulichen Zahlen zeigen uns, dass die Schweiz bei unseren Kunden nach wie vor oder sogar noch mehr "in" ist», freut sich Roger Müller, Länderchef Schweiz bei Interhome.

Erhöhte Binnennachfrage

Oliver Grützner, Leiter Tourismus & Freizeit beim TCS mutmasst, dass die angespannte geopolitische Situation dafür verantwortlich sein könnte. Auch Reka-Direktor Roger Seifritz vermutet wegen der zweifelhaften Sicherheitslage in beliebten Reiseländern wie der Türkei oder Ägypten einen «Cocooning-Effekt». Fredi Gmür betont seinerseits, dass der sehr schöne Sommer 2015 als Treiber dieser positiven Entwicklung wirke. Ein weiterer Faktor sei sicher, dass die Parahotellerie ideale Voraussetzungen für Ferien mit der ganzen Familien und Gruppen bietet.

Neben der erhöhten Binnennachfrage lassen sich zwei weitere Trends herauskristallisieren. So bestätigen mehrere Parahotellerie-Mitglieder, dass die Aufenthaltsdauer im Schnitt kürzer wird. Interhome verzeichnet einen momentanen Rückgang der Aufenthaltsdauer in der Schweiz in den Sommermonaten von 9,3 auf 8,3 Tage. Oliver Grützner von TCS Camping hat zudem festgestellt, dass immer kurzfristiger gebucht wird. Die guten Wetterprognosen über Auffahrt haben auf den 27 Plätzen von TCS Camping kurzfristig für einen grossen Ansturm gesorgt. «Diese Tendenz hat sich mit dem Onlinebuchungstool, das wir 2015 eingeführt haben, noch verstärkt», sagt Grützner.

"Mit unserer neuen Webseite und dem neuen Buchungstool hat sich auch die Gästestruktur und das Buchungsverhalten verändert", sagt auch Dorette Provoost, Geschäftsführerin von Bed and Breakfast Switzerland. Provoost ist überzeugt, dass vor allem bei Gästen aus Asien und Ozeanien das Potenzial längst noch nicht ausgeschöpft ist, freut sich zudem aber auch, dass sowohl bei Österreichern als auch bei Franzosen trotz des starken Frankens eine Aufwärtstendenz zu erkennen ist. Während auch Interhome auf treue Gäste aus Frankreich zählen kann, sind die Buchungen der Gäste aus Deutschland noch immer das grosse Sorgenkind der Schweizer Parahotellerie.

Innovationen und Partnerschaften

Um weitere Gästesegmente für sich zu begeistern und dazu beizutragen, das Image der teuren Schweiz zu relativieren, setzt die Schweizer Parahotellerie verstärkt auf Innovationen. Die Mitglieder haben erneut viel Geld in die Hand genommen um ihre Angebote attraktiver und moderner zu gestalten. Zudem wurden strategische Partnerschaften eingegangen, um den Mehrwert für die Kunden weiter zu steigern.

TCS Camping hat verschiedene Campingplätze baulich weiterentwickelt. Die Anlage in Bern-Eymatt wurde zu einem Sommercamping umfunktioniert, der auch als Naherholungsgebiet für den Grossraum Bern dienen soll. Darüber hinaus wird auf dem Platz neu auch ein eigenes Gartenrestaurant betrieben. Auf verschiedenen Campingplätzen in der ganzen Schweiz entstanden neue oder zusätzliche Mietunterkünfte, in Flaach auch ein Abenteuerdorf mit zwei barrierefreien Bungalows.

Reka verfolgt weiter die Strategie, schlecht ausgelastete Objekte ohne Entwicklungspotenzial aus dem Angebot zu nehmen und diese durch solche mit hohem Potenzial ersetzen. Per 2017 übernimmt die Schweizer Reisekasse beispielsweise das Parkhotel Benscino in Brissago. Neu sind zudem die Partnerschaften mit dem Outdoor-Anbieter Mammut und dem Bike-Spezialisten Thömus.

Die Schweizer Jugendherbergen treiben derweil die Erneuerung ihres Netzwerks voran: Der Umbau der Jugendherberge Bern und drei neue Betriebe in Burgdorf, Luzern und Schaan-Vaduz befinden sich in Planung. Zudem gelang es den SJH im Winter, dank einer Kooperation mit Migrationsämtern, die Minderumsätze bei der touristischen Nachfrage zumindest teilweise zu kompensieren.

Interhome ist mit der schweizerischen Investmentgesellschaft Mountain Resort Real Estate Fund SICAV eine Kooperation eingegangen. Durch die Partnerschaft werden in den nächsten Jahren im Schweizer Alpenraum zehn Ferienresidenz-Projekte mit insgesamt 4500 Betten realisiert. Die Vermarktung und Gästebetreuung sämtlicher Ferienresidenzen mit dem Brand Swiss Peak Resort liegen exklusiv bei Interhome. Des Weiteren trägt Interhome dem Umstand Rechnung, dass der Vertrieb von Ferienhausangeboten innerhalb von Pauschalreisen noch wenig verbreitet ist. Das Unternehmen passt sich nun den Marktveränderungen an und setzt seit kurzem auf die Technologie des deutschen Software-Spezialisten Peakwork.

(TN)