Hotellerie

Dieses Haus sorgt für Glanz im Glattpark

Das Hotel Kameha Grand in Zürich Nord öffnet seine Tore. Ein Blick auf den letzten Schliff.

Hotelier Carsten K. Rath steht vor der Verwirklichung eines Traums. Sein Hotel Kameha Grand soll mit Themensuiten und Herzlichkeit verblüffen. Ein voll beladener Hubstapler verstellt die Zufahrt, mit einer Bockleiter unter dem Arm zwängt sich ein Installateur vorbei, ein Wachmann fuchtelt herum. Stets zu hören: das Surren einer Bohrmaschine. Doch schon am 1. März ist Hoteleröffnung. Herr Rath, kriegen Sie das hin? «Ja, wir werden es schaffen, aber wohl die allerletzte Sekunde benötigen: Wenn der letzte Bauarbeiter hinten das Gebäude verlässt und alles sauber gereinigt ist, kommt vorn unser erster Gast zur Tür rein,» sagt Carsten K. Rath, Gründer, CEO und Gesicht des neuen Hotels am Zürcher Stadtrand, dem Kameha Grand.

Durch die elegante Lobby führt er vorbei an der schimmernd weissen Treppe, den freistehenden Rezeptionsinseln unter den immensen Kuhglocken. Er stellt seine sympathische Gattin Susanne vor, sie ist für die Qualität im Haus besorgt. Weiter vorbei an der Chocolate Bar und den hohen Meetingrooms, und ein Stock höher dann das Herzstück des Hotels: der 700 Quadratmeter grosse Ballsaal, der Kameha Dome. Der Raum ist riesig, die davor liegende Terrasse ebenso. Welche Events finden hier statt? «Ich will sie alle haben», lacht Carsten Rath, «lokale Hochzeiten genauso wie glamouröse Award-Verleihungen, etwa der Fifa oder von Laureus. Wir warten mit dem grössten Ballsaal in der Schweiz in diesem Segment auf.» Es sei sehr spannend, dass immer mehr Firmen im Glattpark ihren Sitz haben, etwa die UBS Investment Bank. Das Schweizer Fernsehen, Mondelez, Baxter, Takeda, das Hallenstadion und die Messe liegen nur einen Steinwurf entfernt.

«Das erste Mal bei meinen vielen Eröffnungen konnte ich vom ersten Strich an mitplanen. Anderswo kam man später rein und man musste die Dinge zurechtbiegen», blickt der 48-Jährige auf seine Karriere in Berlin, London, Naples oder Peking zurück, über die er eben ein Buch herausgebracht hat («Sex bitte nur in der Suite», Verlag Herder). Zur multifunktionalen Puregold-Bar sagt Rath: «Sie ist zugleich Eventbar, Cocktailbar, Service-Bar und Kaffee-Kuchen-Bar. Der Gast sieht das jedoch nicht. Sie wird aus einer Logistik heraus betrieben.»

Die Gäste begeistern Vielversprechend im Kameha Grand ist die Gastronomie – mit dem italienischen Restaurant L’Unico und dem japanische Yu Nijyo –, und aussergewöhnlich ist das Design von Marcel Wanders (siehe Artikel links). Für eine herzliche Atmosphäre sollen die Menschen sorgen, die im Kameha Grand arbeiten: «8000 Bewerbungen haben wir erhalten, 1000 Vorstellungsgespräche geführt und bisher 160 Mitarbeitende eingestellt», sagt Carsten Rath.

Im L’Unico brutzelt es testhalber bereits aus den Pfannen, an der Pasta station wird Hand angelegt, und ein etwa 20-köpfiges Team hört einem Coach zu, der sich über die Details der Tee-Zubereitung äussert und die Servier-Tricks demonstriert. «Unser Wunsch ist, die Gäste zu begeistern», lautet Raths Credo. «Wir möchten einen Ort für unvergessliche Erlebnisse schaffen – fürs Feiern, Netzwerken oder Arbeiten. Die Bodenständigkeit und Schweiz-Verbundenheit war uns bei der Umsetzung wichtig. Entsprechend eröffnen wir in kleinen Schritten, sprechen erst die Nachbarn an, dann Zürich, die ganze Schweiz und die internationalen Gäste», sagt Rath, der seit sieben Jahren in der Schweiz lebt.

Die 224 Zimmer sind bereit. Eine Trennwand zum Badezimmer eröffnet die Option auf Privatsphäre. Im Tresor ist die Mini-Bar zu finden – und natürlich der Zimmer-Safe. Die Zimmer werden in Premium und Deluxe unterteilt und unterscheiden sich auch von der Grösse. Doch für Aufsehen dürften vor allem die elf Themensuiten sorgen. «Hier versuchen wir eine Welt zwischen Fiktion und Wirklichkeit zu schaffen – etwa mit der Diva-Suite, der Fair-Play-Suite, der Yoga-Suite oder der Burleske-Suite», erklärt Rath. Auf die Frage, welche Länder ihn und seinen Sinn für die Hotellerie am meisten geprägt haben, sagt er: «Asien, die asiatische Herzlichkeit. Freundlichkeit kann man kaufen, Herzlichkeit nicht.»

Rath verhehlt nicht, dass ihm die derzeitige Währungssituation Kopfzerbrechen bereitet, und Buchungen annulliert wurden: «Die Situation ist schwierig. Wir stehen schliesslich im Wettbewerb mit Hotels auch in Barcelona, München oder Mailand, etwa bei der Austragung von Konferenzen. Wir haben aber bewusst von Anfang an stark auf die Schweiz gesetzt. Bei diesen Gästen oder Firmenkunden spielt die Währungsthematik eine geringere Rolle.»

Und beim Plaudern über die Herausforderung der Schweizer Hotellerie erkennt man bald, der langjährige Hotelier kennt sich in den Marktgegebenheiten aus. Auf die Konkurrenz angesprochen, sagt er: «Wir bringen jedem Mitbewerber Respekt entgegen, ob es das Novotel gegenüber ist oder das Baur au Lac. Die Spanne ist sehr breit. Bei Geschäftsreisenden sind es wohl das Radisson am Flughafen, das Marriott oder das Swissôtel. Im Meeting- und Kongressbereich das Park Hyatt, das Dolder, eigentlich jedes Hotel mit grösserem Ballsaal.» Und internationale Gäste, die eine Suite in einem Grandhotel suchen, wohnten wahrscheinlich bislang im Hyatt, Baur au Lac, Widder oder Dolder.

(GWA)