Hotellerie

Leitet seit 2013 die Geschicke von Hapimag als CEO: Marisabel Spitz. Bild: HO

«Hapimag und Airbnb sind nicht vergleichbar»

Gregor Waser

CEO Marisabel Spitz über die jüngste Entwicklung von Hapimag, den emotionalen Wert der Aktie und wie sie künftig Mitglieder gewinnen will.

Frau Spitz, Hapimag wird dafür kritisiert, dass Aktionäre ihre Anteile kaum handeln oder nur zu einem tiefen Preis zurückgeben können. Was sagen Sie dazu?

Marisabel Spitz: Das stimmt schon lange nicht mehr. Hapimag bietet seit einigen Jahren verschiedene individuelle Ausstiegsmöglichkeiten an. Die Hapimag-Aktie ist kein Finanzpapier, somit nicht handelbar und wird es auch nie werden. Sie wird am Substanzwert gemessen und hat mit dem Preis der Mitgliedschaft nichts zu tun. Massgebend ist ihr emotionaler Wert.

Hapimag hat Kennenlern-Angebote aufgelegt. Wen sprechen Sie damit an?

Angesprochen werden soll jeder, der mehr von seinen Ferien haben und sie zum Erlebnis machen möchte. Dass man Hapimag vor der Mitgliedschaft ausprobieren kann, ist nicht neu. Wir haben schon früher Probewohnen angeboten. Die Art des Schnupperns von Hapimag-Ferienluft hat sich bewährt und stösst auf Anklang. Neu ist, dass wir die Kennenlern-Angebote auch crossmedial bewerben. Aber die Grundidee ist und bleibt dieselbe: Man soll Hapimag zuerst erleben und dann aus Begeisterung Mitglied werden.

Wie beurteilen Sie den aktuellen Mitgliederstand? Welche Zielsetzungen bezüglich Anzahl, Art und Herkunft der Mitglieder haben Sie sich gesetzt?

Hapimag zählt rund 130'000 Mitglieder. Mit jährlich über 5000 Mitgliedschaften, die an die nächste Generation weitergegeben werden, erneuert sich der Mitgliederstamm selbst. Dazu kommen neue Mitglieder. Hapimag strebt ein organisches Wachstum an — das gilt für das Unternehmen wie die Mitgliederzahl. Was die Herkunft unserer Mitglieder angeht, fokussieren wir uns weiterhin auf den europäischen Raum.

«Unsere Resorts sind seit einem Jahr tageweise buchbar»

Welches waren die wichtigsten Entscheidungen und Beschlüsse an Ihrer Generalversammlung? Wie beurteilen Sie den Geschäftsgang?

Trotz des Euroschocks zu Beginn des letzten Jahres können wir einen konsolidierten Gewinn von drei Millionen Euro ausweisen. Die Aufhebung des Mindestkurses des Euro zum Franken hat uns doppelt getroffen: Am Hauptsitz in Baar und in den Schweizer Resorts. Zum Zweiten wurde der Verwaltungsrat geschlossen wiedergewählt. Die eingeleiteten Massnahmen und festgelegten Strategien können nun von den bewährten Köpfen umgesetzt werden. Hapimag besteht aus zwei Säulen: dem operativen Geschäft in den Resorts sowie der Gewinnung von neuen Mitgliedern durch den Verkauf von Mitgliedschaften. Das operative Geschäft läuft sehr gut und wird von unseren Mitgliedern, die Hapimag schätzen und nutzen, getragen. Was das strategische Geschäft angeht, halten wir uns an den Hapimag-Grundsatz des organischen Wachstums.

Gibt es Änderungen bei den Nutzungsbedingungen Ihrer Objekte?

Die wichtigste Änderung betreffend der Nutzung unserer Resorts ist, dass sie seit einem Jahr tageweise buchbar sind, was die Feriengestaltung absolut flexibel macht.

Wie stufen Sie neue Konkurrenten wie Airbnb ein?

Hapimag und Airbnb sind nicht vergleichbar. Airbnb-Nutzer tätigen eine Blindbuchung. Hapimag-Mitglieder wissen, was sie im Resort erwartet — von der Nespresso-Kaffeemaschine in der Ferienwohnung bis zum Service eines Hotels. Hapimag bietet nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern ein Zuhause mit Dienstleistungen, Erlebnisangeboten und Infrastruktur wie Restaurants oder Kinderclubs. Wenn man Airbnb und Hapimag vergleichen kann, dann höchstens in den Städten. Doch auch hier macht der Service den Unterschied. Hapimag-Resorts bieten eine 24-Stunden-Erreichbarkeit, Rezeption, Sicherheit, Schweizer Qualitätsstandard und befinden sich an bester Lage — das alles zu einem sehr attraktiven Preis.

«Hapimag bietet die ganze Palette in einer Ferienwelt, nicht nur eine Unterkunft»

Sie verfügen über 60 Objekte. Stehen Änderungen oder Neuerungen an?

Das Portfoliomanagement ist mein daily business. Wir investieren laufend in Renovationen und Neubauten. Durchschnittlich setzen wir dafür 35 bis 50 Millionen Euro pro Jahr ein. Wir sind auch laufend auf der Suche nach Objekten oder Grundstücken in Städten und am Meer — beides sehr gefragte Reiseziele bei unseren Mitgliedern. Dies jedoch ohne Zeitdruck — der Standort muss dem Hapimag-Standard entsprechen.

Welche Bedeutung haben die Hapimag-Erlebniswelten?

Die acht Erlebniswelten sind unser Mittelpunkt und unsere Zukunft. Hapimag Mitglieder möchten die wertvollsten Zeit des Jahres zu einem tollen Erlebnis machen. Diese Erwartungen wollen wir erfüllen. Um auf Airbnb zurückzukommen: Hapimag bietet die ganze Palette in einer Ferienwelt, nicht nur eine Unterkunft.

Welche Rolle spielt die Gastronomie? Ist die Verpflegung Sache der Mieter?

Rund die Hälfte aller Hapimag-Resorts verfügt über ein oder mehrere Restaurants mit einem Angebot von Frühstück bis Abendessen. In immer mehr Resorts ist Halb- und Vollpension oder all inclusive buchbar. Hinzu kommen — je nach Resort — viele weitere Angebote: In Flims können Sie die Bündner Gerstensuppe beispielsweise fertig zubereitet im Topf mit in die Wohnung nehmen, in einigen Resorts laden „Honesty Bars“ rund um die Uhr zum Geniessen und Verweilen ein, wir führen Shops mit vielen lokalen Produkten und da gibt es noch viel mehr. Auch wer in der Ferienwohnung essen möchte, bekommt einiges  geboten.

Und welches ist Ihr Lieblingsobjekt?

Ein einzelnes Resort zu nennen, ist nicht möglich. Bei der Städtereise nach London schätze ich die Lage direkt am Hyde Park und liebe es, wie die Queen in einer Orangerie zu frühstücken. In Bodrum habe ich den Wassersport entdeckt — von Jet Ski bis Katamaran fahren. In Punkaharju in Südfinnland war das Eisfischen ein unvergessliches Erlebnis. Und da gäbe es noch viele weitere Beispiele. Kurzum: Jedes Hapimag-Resort hat seinen Charme und seine Besonderheit. Das macht Hapimag spannend, abwechslungsreich und macht nicht zuletzt Lust auf mehr.