Hotellerie

Die Gäste sind zurück: gerade grössere Hotelketten in Europa blicken wieder deutlich positiver in die Zukunft. Bild: Adobe Stock

Die Erholung der europäischen Hotellerie

Cornel Küng

Nach 2020 und 2021 blickt ein Grossteil des europäischen Beherbergungssektors positiv auf das laufende Jahr und die nahe Zukunft, allerdings mit grossen Unterschieden zwischen einzelnen Ländern. Die Schweiz ist bei den Optimisten vorne dabei.

Nach zwei Jahren geprägt von Covid-Einschränkungen und Lockdowns wurde im 2022 wieder bedeutend mehr gereist, zur Freude der Hotellerie. Wie beurteilen Entscheidungsträger der Beherbergungsbranche das aktuelle Umfeld und die Zukunftsaussichten? Was sind die grössten Herausforderungen?

Die Ergebnisse der zum ersten Mal durchgeführten Studie von Booking zusammen mit Statista wurden am Donnerstag präsentiert. Claudia Cramer, Director Market Research Insights von Statista und Ben Schroeter, Director Public Affairs von Booking präsentieren die Resultate. Die Hauptparameter für die Erhebung des Zufriedenheitsgrades waren Vergangenheit, Zukunft, Zimmerpreise, Belegungsgrad, Kapitalbeschaffung und Investitionspläne.

Die wichtigsten drei Erkenntnisse der Studie

Endlich Erholung – starker Sommer

Mit einer klaren Erholung gegenüber den beiden Vorjahren, allerdings mit grossen Unterschieden zwischen Ländern und Unterkunftstypen, verzeichnete die Branche einen erfreulichen Sommer. Hotelketten haben bei sämtlichen Parametern besser abgeschnitten als individuelle Betriebe, grosse Häuser mit mehr als 250 Betten besser als kleinere. Dasselbe Bild zeigt sich auch bei der Einschätzung der Zukunft, der Belegung und der Preisentwicklung.

Herausforderungen

Bei den kurzfristigen Herausforderungen stehen wenig überraschend die Energiepreise ganz oben. Da drückt der Schuh insbesondere, als die Kostensteigerung nur mit Verzögerung überwälzt werden kann und dann auf die Nachfrage drücken wird. Längerfristig haben sich die digitale und grüne Transformation als grösste Herausforderungen herauskristallisiert. Gerade kleinere Akteure ohne ausreichende Kompetenzen und Ressourcen für diese grossen Aufgaben sind da besonders gefordert.

Staatliche Unterstützung

Grosse Erwartungen werden an die politischen Entscheidungsträger gestellt hinsichtlich Unterstützung zur Bewältigung der Energiekrise und Sicherung der wirtschaftlichen Langzeitperspektive. Wenig verwunderlich, dass die Schweiz hier bedeutend entspannter ist als andere Länder Europas.

Grosse Variabilität bei den einzelnen Märkten

Die länderspezifischen Abweichungen bei der Einschätzung von Gegenwart und Zukunft sind frappant. Zusammen mit Portugal und Spanien steht die Schweiz zuoberst auf der Liste der Optimisten. Griechenland, Deutschland und Frankreich bilden das Trio auf der andern Seite der Skala. Die Auswirkung von Gesetzen und Richtlinien politischer Entscheidungsträger bereitet Italien die grössten Sorgen, gefolgt von Frankreich, Österreich und Spanien. Zusammen mit den nordischen Ländern und den Niederlanden ist die Schweiz hier am wenigsten besorgt.

Fazit:

Der schweizerische Beherbergungssektor schneidet im europäischen Vergleich top ab. Dies gilt für die Zufriedenheit mit dem Sommergeschäft, der aktuellen Entwicklung wie auch der Zukunftsperspektive.

Studie:

Die Datenerhebung für die mit «European Accomodation Barometer» betitelte Studie von Booking und Statista erfolgte im Zeitraum von August bis Oktober 2022. Rund 1000 Interviews wurden in 10 europäischen Märkten durchgeführt und ausgewertet.