Hotellerie

Für 2023 rechnet Hotelier Jörg Arnold trotz zahlreichen Herausforderungen mit einem guten Geschäftsjahr. Bild: zVg

De Luxe Widder-Chef Jörg Arnold: «2022 übertrifft alles»

Dominik Buholzer

2022 wird The Living Circle-Gruppe mit den Fünf-Sterne-Häusern Widder und Storchen mitten in Zürich ein Rekordergebnis einfahren. Weshalb Jörg Arnold nicht an eine schnelle Rückkehr der Gäste aus China glaubt und gleichwohl zuversichtlich für 2023 ist.

Trotz Inflation und explodierenden Energiepreisen: Im Hotel Widder ist nichts von Krise zu spüren. «Das Geschäft läuft – und wie», sagt Jörg Arnold, der Direktor des Fünf-Sterne-Superior-Hotels Widder in der Zürcher Altstadt. Nach Abschluss des dritten Quartals zeichnet sich ab: 2022 wird für The Living Circle-Gruppe ein Rekordjahr. «2022 übertrifft alles – in jeder Hinsicht», sagt Jörg Arnold. Bereits im vergangenen Jahr konnte die Hotelgruppe an das Niveau vor der Pandemie anknüpfen; detaillierte Zahlen gibt die AG nicht bekannt.

Die Living Circle-Gruppe setzt sich aus vier Hotels, drei landwirtschaftlichen Betrieben, einem Restaurant sowie einem Rustico zusammen. Es sind dies das Castello del Sole in Ascona, das Widder Hotel und der Storchen in Zürich sowie das Alex Lake Zürich in Thalwil. Dazu kommen das Restaurant Buech in Herrliberg, das Rustico del Sole in Ascona und die Landwirtschaftsbetriebe Schlattgut (Herrliberg), die Terreni alla Maggia (Ascona) und das Château de Raymontpierre (Vermes, JU). Seit März dieses Jahres ist das Unternehmen Partner der Caminada Group. The Living Circle Group befindet sich in Schweizer Familienbesitz.

Mehr Gäste aus USA und Brasilien

Das Geschäft hat sich seit der Pandemie stark verändert. Verzeichneten die verschiedenen Häuser der Living Circle-Gruppe vor Corona noch einen Anteil an Geschäftsreisenden zwischen 40 bis 70 Prozent, so ist es heute Leisure, also das Geschäft mit den Freizeit-Gästen, das einschenkt. «Wir haben nur noch ganz wenige Geschäftskunden. Der Leisure-Bereich macht mittlerweile fast 90 Prozent aus», sagt Jörg Arnold.

Der Freizeitmarkt ist nicht weniger lukrativ. Bei den Herkunftsländern schwingen in diesem Jahr die USA, Brasilien und Israel obenaus. Auch die Schweiz und Grossbritannien sowie die arabischen Staaten waren stark vertreten. Gäste aus China blieben derweil ganz aus. Jörg Arnold geht davon aus, dass dies auch im kommenden Jahr der Fall sein wird: «China schottet sich ab. Es macht den Anschein, als ob es länger gehen wird, bis Chinesen wieder in den Westen reisen können.»

Südostasien wird immer wichtiger

Für 2023 rechnet er trotzdem mit einem guten Geschäftsjahr. Dies hängt auch mit Südostasien zusammen. Aus Thailand, Indonesien, Malaysia und Indien kämen immer mehr Gäste. Die Schweiz geniesse als sicherer Ort einen sehr guten Ruf und fungiere als Reisedestination ganz oben. Beim US-Markt rechnet er dagegen mit einer Abkühlung. Jörg Arnold: «Generell kann man sagen, dass das Geschäft anspruchsvoller geworden ist. Das bedeutet aber nicht, dass es weniger interessant ist – im Gegenteil.»

Eine Herausforderung ist es auch, genügend Personal zu finden. Die Situation sei derzeit enorm herausfordernd, sagt Jörg Arnold. Die Living Circle-Gruppe will aus diesem Grund eine Academy gründen. Das Unternehmen will damit die Voraussetzungen schaffen, dass sich die Mitarbeitenden noch besser entwickeln können. Neben Seminaren ist auch ein Auslandaufenthalt vorgesehen. Im Weiteren wird eine unabhängige Anlaufstelle fürs Personal eingerichtet; für Lernende gibt es diese bereits. Die Pandemie sei bei einigen Mitarbeitenden nicht spurlos vorbeigegangen, sagt Jörg Arnold. «Wir haben eine Verpflichtung ihnen gegenüber. Mit der Anlaufstelle geben wir ihnen eine Möglichkeit, ihre Probleme zu lösen.»

Jörg Arnold wechselt in die Geschäftsleitung 

Um sich künftig besser auf all diese Aufgaben konzentrieren zu können, wechselt Jörg Arnold auf den Jahreswechsel hin in die Geschäftsleitung von The Living Circle. Er wird Leiter Betriebe Nord und Stellvertretender CEO. Daniel Weist tritt als Managing Director Operations seine Nachfolge im Widder Hotel an.

«Unsere Gruppe ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Diesem Umstand tragen wir in der Geschäftsleitung Rechnung, ohne dabei unsere Stärke, die flachen Strukturen, zu verlieren», sagt er. Das kann laut dem Gastro- und Hotelexperten nicht dahin gedeutet werden, dass Zukäufe vorderhand kein Thema sind. Jörg Arnold: «Wir haben hinlänglich bewiesen, dass wir stets offen sind für neue, attraktive Projekte, die zu unserer Gruppe passen.»