Hotellerie

Über 5400 Betten verfügen die Schweizer Jugendherbergen, die sich bereit erklären, Flüchtlingen kurzfristig zu helfen. Bild: SJH

Schweizer Jugendherbergen sind bereit Flüchtlinge aufzunehmen

Gregor Waser

Die Schweiz erwartet bis zu 20'000 Flüchtlinge aus der Ukraine. Als Anlaufstelle für Überbrückungsunterkünfte in der Schweiz bieten die 43 Schweizer Jugendherbergen Nothilfe.

Bund und Kantone rechnen mit vier- bis fünfstelligen Zahlen, die Schweizerische Flüchtlingshilfe geht von bis zu 20'000 Flüchtlingen aus der Ukraine aus, die in den nächsten Wochen in der Schweiz eintreffen. Die sollen auf eine unkomplizierte Unterbringung und Versorgung zählen dürfen.

Seit 2015 gibt es in der Schweiz den Sonderstatus S, der bei den ukrainischen Flüchtlingen erstmals zur Anwendung kommen könnte. Der Status berechtigt zum Aufenhalt ohne dass die Flüchtlinge ein aufwändiges Asylverfahren durchlaufen müssen. Noch heute Freitag soll der Bundesrat nähere Spezifikationen zum Sonderstatus S bekanntgeben.

Die weltweite Solidarität und Hilfsbereitschaft, den unrechtmässig überfallenen Ukrainerinnen und Ukrainern zur Seite zu stehen, ist sehr gross. Nun zeichnet sich eine unkomplizierte Hilfeleistung aus der Schweizer Parahotellerie ab und zwar bei den Jugendherbergen, wie Travelnews im Rahmen der STC-GV in der Jugendherberge Zürich erfahren hat. Wir haben bei Janine Bunte, CEO der Schweizer Jugendherbergen (SJH) nachgefragt.

«Uns geht es darum, noch grösseres Leid zu verhindern.»

Janine Bunte

Die Situation sei komplex und noch undurchsichtig, sagt Janine Bunte, «mit dem Ausmass der zu erwartenden Flüchtlingswelle, wie sie zu befürchten ist, sind wir das erste Mal konfrontiert.»

Die Überlegung sei nun, dass die Schweizer Jugendherbergen als kurzfristige Unterkünfte helfen könnten. «Die meisten Flüchtlinge, die hier eintreffen werden, haben Freunde, Verwandte oder Bezugspersonen oder sind auf der Durchreise. Und die werden das Bedürfnis haben, sich erstmal kurz zu organisieren. Da bieten wir Hand. Ich rechne mit ein bis drei Nächten».

Derzeit laufen bei Bund und Kantonen viele Vorbereitungsgespräche. Offensichtlich verfügen die Bundesasylzentren noch über viele verfügbare Betten. Auch einzelne Kantone dürften kurzfristig mehrere hunderte Betten zur Verfügung stellen können.

«Bei uns ist angedacht, dass wir im Fall einer Notsituation selbstverständlich – wie es auch unserer DNA und Geschichte entspricht – diese Menschen bei uns aufnehmen und ihnen dann helfen, das zuständige Bundesasylzentrum oder gegebenenfalls ihre Verwandte zu finden», sagt Janine Bunte, die den Schweizer Jugendherbergen seit anfangs 2019 vorsteht.

«In diesen Wochen sind unsere Häuser nicht ausgebucht.»

Angesprochen auf die Anzahl verfügbaren Betten bei den SJH, sagt Bunte: «Das ist noch nicht beziffert, total verfügen wir in unseren 43 eigenen Häusern über rund 5’400 Betten. In den Bergen endet die Saison Ende März und anschliessend sind die Betriebe bis Ende Mai oder Mitte Juni geschlossen, da hätten wir genügend Verfügbarkeiten. Auch in den Städten Bern, Basel, Zürich oder auch in Interlaken sind in diesen Wochen unsere Häuser nicht ausgebucht, da haben wir kurzfristig Kapazitäten».

Verantwortungvolles Handeln ist im Leitbild der Schweizer Jugendherbergen, einer Non-Profit-Organisation, festgeschrieben. Die SJH setzen sich für Völkerverständnis, Diversität und Inklusion ein, ebenso in der Friedensförderung. «Zur Friedensförderung gehört auch das Kennenlernen anderer Kulturen und das Verständnis für einander», sagt Janine Bunte. Die Jugendherbergen hätten schon immer Menschen in Not, Hilfe geboten.