Hotellerie

Die Poolzone im Story Seychelles: Die H Hotel & Resort Management aus Abu Dhabi will mit dem neuen Brand ein neuartiges Boutique-Chic-Erlebnis bieten. Bild: Story Seychelles

De Luxe Wenn sich das ganze Hotel als Inspirationsquelle versteht

Jean-Claude Raemy

Die Gruppe H Hotels & Resort Management aus Abu Dhabi hat bislang nur fünf Hotels unter drei Marken im Portfolio, hegt aber ambitiöse Pläne. Travelnews konnte schon mal das Story Seychelles begutachten - und stellte fest: «Boutique Chic» kann den Geschmack wohlhabender Gäste teils besser treffen als klassische Luxushotellerie-Angebote.

Im Februar 2021 eröffnete das «Story Seychelles», ein mit Spannung erwartetes Hotel an der berühmten Beau Vallon Bay, dem ältesten touristisch genutzten Bereich der Seychellen-Hauptinsel Mahé. Genau genommen handelte es sich nicht um eine Neueröffnung, sondern um ein Rebranding: Das Hotel war sechs Jahre zuvor auf einem noch brachliegenden Feld erbaut worden und hiess zunächst The H Resort Beau Vallon Beach. Es etablierte sich bald als «Place To Be» auf Mahé, und will dies auch nach dem Rebranding bleiben.

Travelnews konnte das Story Seychelles im vergangenen November im Rahmen einer Seychellen-Studienreise (siehe hierzu unsere separate Berichterstattung mit Video aus dem Story Seychelles) persönlich begutachten. Zu jenem Zeitpunkt hatte das Resort soeben wieder eröffnet, nachdem es pandemiebedingt mehrere Monate geschlossen war, und dies kurz nach der Eröffnung. Beim Treffen mit Melissa Naude, der PR & Marketing Managerin des Resorts, wurde zunächst einmal das Rebranding diskutiert. Dieses lässt sich einfach erklären: Das Hotel gehört zu einer Hotelbetreibergesellschaft mit Sitz in Abu Dhabi. Diese hiess zuvor H Hospitality, wurde aber 2020 auf den Namen Story Hospitality umgetauft. Diese ist wiederum Teil der Private-Equity-Company Capital Group LLC aus Abu Dhabi.

Diese betreibt aktuell noch fünf Hotels unter vier Brands: Zwei Story Hotels, das Story Seychelles und das Story Rabat in Marokko, das gleich neben dem Story Seychelles liegende Fisherman's Cove, das CUE Hotel Podgorica in Montenegro, sowie das Flaggschiff H Dubai. Während das H Dubai im Luxusbereich liegt, ist das CUE Hotel im Lifestyle-Segment (3- bis 4-Stern-Bereich) anzugliedern; die Story Resorts sind derweil auf 4- bis 5-Stern-Niveau. Wobei Naude, eine energische Südafrikanerin, unmissverständlich festhält: «Wir sind im Bereich Boutique oder Resort Chic aktiv, nicht Luxus.» Ohne sich gross über den Luxusbegriff aufzuhalten, wird schnell klar, wie die Devise lautet: «Underpromise and overdeliver», also weniger versprechen und mehr einhalten. Oder wie es Naude auf den Punkt bringt: «Story Seychelles hat es sich zur Aufgabe gemacht, die etablierten Normen des Gastgewerbes herauszufordern und aussergewöhnliche Leistungen und Service in einer phantasievollen und anregenden Umgebung zu bieten, um einen wirklich inspirierenden Hotelaufenthalt zu ermöglichen, der die Wunder dieses wundervollen Reiseziels ergänzt.»

Topmoderne Villen

Das gelingt mit dem Story Seychelles sehr gut. Der Name «Story» deutet darauf hin, dass man hier «Geschichten» für die Gäste kreieren will - nicht nur in Form von Genuss, sondern auch von Mitmachen während des Aufenthalts. Allerdings in einer rücksichtsvollen Art. Die Anfahrt ist relativ wenig spektakulär, doch der Eintritt von der höher gelegenen Strasse «von oben her» in die grosszügige Lobby mit direktem Blick auf die Beau Vallon Bay und den Indischen Ozean im Hintergrund sorgt für einen ersten Wow-Effekt. Der Service ist schnell, zuvorkommend, freundlich und nicht aufdringlich, wie es sein sollte. Zur Auswahl hat man 84 Junior Suiten, die keinen direkten Meerblick haben und in die Kategorien «Garden» (unten, mit Gartenterrasse) oder «Balcony» (oben, mit Balkon) aufgeteilt sind. Die Zimmer sind geräumig und modern, ausgestattet mit einem Doppelbett und einem Wohnbereich sowie einem Badezimmer mit freistehender Badewanne und einer separaten Regendusche. Jede Junior Suite ist 55 Quadratmeter gross und mit allen notwendigen Annehmlichkeiten ausgestattet. Kein Wow-Effekt, aber ein tiptoppes Angebot.

Wer den Wow-Effekt sucht, findet diesen aber auch: Die 16 Beach-Pool-Villas sind direkt am Strand und verfügen, wie es der Name sagt, auch über einnen eigenen Pool. Eine Trennwand lässt sich hochziehen, falls man neugierige Blicke vom Strand vermeiden will; man sieht dann aber selber den Strand auch nicht mehr. Diese Villen verbinden Seychellois-Stil und viel dunkles Tropenholz mit feinstem modernem Dekor. Der Pool ist in eine kleine Poolterrasse mit Daybed integriert und direkt vom Schlafzimmer aus zugänglich. Das Badezimmer befindet sich hinter einer kleinen Trennwand und öffnet sich zu einer weiteren privaten Terrasse, auch hier mit freistehender Badewanne sowie je einer Innen- und Aussendusche. Die Villa ist 150 Quadratmeter gross und bietet ein Kingsize-Bett, das unter einem drapierten Baumwollbaldachin liegt. Herz, was willst Du mehr?

Zur Veranschaulichung, statt vieler Bilder, ein Video (Text geht darunter weiter):

Das weitere Angebot

Auch das Gastronomie-Angebot kann sich sehen lassen. Zur Auswahl stehen das noble Eden, zwischen Strand und Garten, in welchem unter anderem kreolische Küche und leckere Cocktails kredenzt werden, oder auch das Seyshima, ein Teppaniyaki-Restaurant direkt an einer Lagune, welche das Herzstück des Story Seychelles bildet und an welcher immer wieder einheimische (Wasser-)Vögel zu bestaunen sind. Wir können in der dritten Option dinieren, dem Trader Vic's, ein aufwändig dekoriertes Fusion-Restaurant, wo asiatische und polynesische Küche wunderbar verschmolzen werden. Hier tritt auch mehrmals pro Woche eine... kubanische Sängerin auf, und es werden auch Salsa-Kurse angeboten. Warum auch nicht?

Das Hauptrestaurant ist jedoch das Vasco's (laut Naude machte der berühmte Entdecker Vasco da Gama im Jahr 1502 Station auf den Seychellen), wo man frühstücken oder auch zu Abend essen kann. Es ist offen und hell, so dass man vom herrlichen Klima der Seychellen profitieren kann, und auch hier werden hin und wieder Live-Musik- oder -Tanzaufführungen gezeigt. Ergänzt werden die Restaurants durch zwei weitere Orte mit Verpflegungsmöglichkeit: Die Ripple's Pool Bar, wo man tagsüber Drinks und auch einfache Mahlzeiten direkt neben dem grosszügigen Pool geniessen kann, oder die Haupt-Bar «1502», eine weitere Referenz auf Vasco da Gama, in der Lobby. Auf Wunsch sind natürlich auch private romantische Tête-à-tête-Dinners möglich.

Ein weiteres Highlight ist der Spa. Es ist ein recht klassischer Spa, ohne Hammam, Pool oder Ayurveda, aber ein wundervoller Rückzugsort mit Blick auf die Berge von Mahé und aufmerksamem Personal. Beliebte klassische Behandlungen sind etwa die «after flight massage», die balinesische Massage oder BNS (Back/Neck/Shoulders). Obwohl das Hauptbusiness die Massagen sind, ist man auch im Bereich Pflege aktiv. Beliebt ist hier, wen wundert's, ein Wrap aus Joghurt, Gurke und Aloe Vera, welcher gegen Sonnenbrand Wunder wirkt.

Nicht zu vergessen: Es gibt ein grosses Angebot an Wassersportmöglichkeiten. Wir haben mit dem im Resort angestellten schottischen Tauchlehrer Scott eine kleine Schnorcheltour zum Hausriff unternommen - dieses wurde zwar in den letzten fünf Jahren gleich zweimal gebleicht, doch in Zusammenarbeit mit der «Marine Conservation Society of the Seychelles» gibt es an mehreren Stellen Korallen-Aufzuchtstationen. Die Konserationsprogramme seien recht erfolgreich und inzwischen gibt es bereits wieder zahlreiche lebende Korallen und dazu Meeresfauna in der Lagune vor dem Hotel. Während dem kurzen Ausflug direkt vor dem Hotel konnten wir denn auch Hawksbill-Schildkröten, diverse Muränen, Flundern und zahllose Tropenfische sehen.

Das Schwesterhotel

In Gehdistanz des Hotels liegt das Fisherman's Cove Resort, eines der ältesten Resorts der Seychellen, welches bereits existierte, bevor der internationale Flughafen erbaut wurde. Dieses war lange im Besitz der Hotelgruppe Le Méridien und wurde erst kürzlich durch die H Hotels & Resort Management Ltd. übernommen und nach einer Modernisierung ebenfalls im April 2021 wiedereröffnet. Es wird nun quasi als Schwesterhotel des Story Seychelles betrieben und liegt in Gehdistanz von diesem. Es situiert sich niveaumässig leicht unter dem Story Seychelles, aber verfügt über ein zahlreiche Annehmlichkeiten: Zwei Restaurants (Le Cardinal und Paris Seychelles) und zwei Bars (Le Cocoloba und The Sunset), alle mit Blick auf das Meer, und mit einer sensationellen Auswahl an internationalen und lokalen Gerichten in einer eleganten, aber entspannten Atmosphäre. Der asymmetrisch geformte Infinity-Pool des Resorts gleich vor der Sunset Bar lädt dazu ein, den Tag in der Sonne auf einer der umliegenden Liegen zu verbringen.

Dass die Hotels quasi miteinander «verschmolzen» werden, ist eher unwahrscheinlich - dafür ist deren Distanz doch zu gross, die Lage und Ausstattung zu unterschiedlich. Doch laut Naude wird der gut etablierte Brand «Fisherman's Cove» dereinst doch in ein «Story» umgewandelt. Auch sonst gibt die Gruppe aus Abu Dhabi mit der Marke Story weiter Gas. Laut Naude sind die nächsten Story-Hotelprojekte bereits in der Pipeline, mit je einem Projekt in Dubai und einem in Bahrain, und «more to come».

Für wen ist das Story Seychelles geeignet?

Wer hier «glitzy luxury» sucht, ist fehl am Platz. Hier liegt der Fokus auf Entspannung, ungezwungene Abwechslung und gute Gastronomie. Das Resort ist zwar nicht «adults only», doch sind 75 Prozent der Gäste Erwachsene - es gibt einen Kid's Club für kleinere Kinder, für Teenager dagegen eher wenig. Und während die Zimmer sehr schön sind, eignen sie sich nicht wirklich als «Family Rooms», dafür müsste man schon vollständig separate Zimmer buchen. Im Fisherman's Cove hat es übrigens Familienzimmer.

Wer also nicht mit gigantischen Ansprüchen kommt, aber ein schönes, sauberes, vielseitiges Hotel an einem wunderschönen Strand in einer der schönsten Inselrepubliken der Welt sucht, ist hier gut aufgehoben.