Hotellerie

Paolo Cazzin (Direktor Sales & Marketing) im Garten des Hotel Heureka in Venedig: Das kleine Juwel im Viertel Cannaregio weiss zu gefallen. Bild: JCR

De Luxe Heureka, wir haben das tollste Hotel von Venedig gefunden

Die Auswahl an Luxushotels ist in der berühmten Lagunenstadt nicht klein. Doch ein kleines Boutique-Juwel hebt sich ab. Wir stellen vor: Das Hotel Heureka im trendigen Stadtteil Cannaregio.

Venedig... muss man einfach mal erlebt haben. Die wunderschöne Stadt, deren «Centro Storico» seit 1987 ein Unesco-Weltkulturerbe ist, verzückt mit ihren 150 Kanälen und über 400 Brücken und einer enormen kulturellen Fülle. Das hat Venedig zu einem äusserst populären Ziel gemacht, zu einer der beliebtesten Destinationen Europas und zuletzt auch etwas zum «Poster Child» für Overtourism. Doch keine Sorge: Es gibt auch noch das urtümliche Venedig, wo Einheimische in der Osteria philosophieren und man abends die dunklen Gassen entlang den Kanälen noch für sich geniessen kann. Gibt es in einem ruhigen Viertel auch ein kleineres Hotel, das eine authentische, entspannte Oase in der geschäftigen Stadt ist? Ja. Heureka, ich habe es gefunden!

«Heureka» ist Altgriechisch und bedeutet wörtlich «ich habe es gefunden», den Ausdruck hat der griechische Mathematiker Archimedes bekannt gemacht. Und «Heureka» ist auch der Name unserer venezianischen Trouvaille: Ein kleines Luxushotel im Viertel Cannaregio, dem wohl ruhigsten und authentischsten Stadtteil (venezianisch «Sestiere») von Venedig. Hier, im Norden der Altstadt etwas abseits und doch in Gehdistanz zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt, gibt es noch kleine Fischerboote in den Kanälen, feine Restaurants für Einheimische, über die Gassen gespannte Wäscheleinen, viele Studenten und deutlich weniger Touristen als in den anderen Sestieri. Hier im Viertel wohnten historische Figuren wie der Abenteurer Marco Polo oder der Maler Tintoretto - und hier kann man als Tourist seit wenigen Jahren im Hotel Heureka wohnen. Travelnews hat sich mit Paolo Cazzin, Director of Sales & Assistant Hotel Manager, über das kleine, feine Hoteljuwel unterhalten.


Herr Cazzin, seit wann gibt es das Heureka und wer steht dahinter?

Das Heureka wurde im Oktober 2017 nach zweieinhalb Jahren Renovierung eröffnet. Nach dem Lockdown haben wir seit Mai 2021 unser Haus wieder für unsere Gäste geöffnet und freuen uns seither über die gute Nachfrage - auch wenn Venedig noch bei Weitem nicht gleich viele Touristen anzieht wie noch vor der Pandemie.

Eigentümerin des Heureka sind Angela Valach und Erwin Krause aus Wien. Eingerichtet wurde das Heureka durch MasterPlanA, ein mittlerweile über Österreich hinaus bekanntes Unternehmen für Interior Design, welches der Gründerin Angela Valach gehört. Sie und Herr Krause haben das private Haus 2015 gekauft und Angela Valach hat es zwei Jahre lang aufwändig renoviert, neu eingerichtet und dem alten Palazzo dieses ganz besondere Ambiente gegeben. Das Heureka ist nach wie vor in ihrem Privatbesitz, was dem Hotel auch die Möglichkeit zu ganz besonderem Service und der sehr individuellen Betreuung unserer Gäste ermöglicht.

Das Hotel selber ist nicht besonders gross...

Wir bieten unseren Gästen insgesamt zehn Zimmer verschiedener Kategorien an. Als das Haus übernommen wurde, gab es im Prinzip auch die Möglichkeit, mehr Zimmer einzurichten. Frau Valach hat sich bewusst dagegen entschieden: So sind die Zimmer sehr geräumig, modern und komfortabel. Unsere Zimmer sollen individuelle Rückzugsorte mit einzigartigem Charakter sein. Für unsere Eigentümerin ist die Kundenzufriedenheit das Wichtigste und die gesamte Stimmung im Heureka soll immer warm, freundlich und in gewisser Weise «familiär» sein.

Welche Zimmerkategorien gibt es?

Im Angebot sind fünf Zimmerkategorien: Die Heureka Suite, 110 Quadratmeter gross, bietet Platz für bis zu sechs Gäste und verfügt über zwei Doppelbetten und zwei Badezimmer. Die Junior Suiten sind 40 Quadratmeter gross, mit einem Doppelbett - Stellbetten dazuzustellen ist möglich - sowie einem modernen Badezimmer. Hier gibt es die Varianten mit Kanalblick und mit Gartenblick. Dann gibt es den Zimmertyp Grand Deluxe, 23-30 Quadratmeter gross, wobei zwei dieser Zimmer barrierefrei sind, also auch für Rollstuhlfahrer geeignet. Zuletzt gibt es noch ein Einzelzimmer mit französischem Bett.

Allen Zimmern gemeinsam ist die geschmackvolle Einrichtung, welche Elemente eines historischen Palazzo mit einer zeitgemässen Luxushotel-Einrichtung harmonisch verbinden. In den grösseren Zimmern hat es im Zimmer eine freistehende Badewanne, dazu gibt es ein integriertes Soundsystem, über welches man per Bluetooth auch eigene Musik hören kann, eine moderne Klimaanlage sowie selbstverständlich kostenfreies WLAN und auch kostenfreies Mineralwasser.

Dazu gibt es spezielle Goodies...

Sie meinen nebst den bei uns im Hause üblichen Willkommens-Getränken und -Früchten? Ja, wir geben unseren Gästen auch eine Einladung ins Luxus-Kaufhaus Fondaco dei Tedeschi nahe der Rialto-Brücke mit. Das Schönste daran sind nicht nur die Rabattprozente auf eingekaufte Güter, sondern der reservationsfreie und kostenlose Zugang auf die Dachterrasse des Kaufhauses, das wunderbare Blicke über die Altstadt von Venedig bietet. Ebenso geben wir Gästen, die mit dem Auto angereist sind, eine Karte für - je nach Saison - 10-20 Prozent Rabatt aufs Parking in einem der venezianischen Parkhäuser mit.

Das sind kleine Aufmerksamkeiten, das Wichtigste ist für uns ist jedoch der achtsam dezente und freundliche Service. Wir kümmern uns um alle Anliegen unserer Gäste, geben gerne Tipps dazu, was es in der Stadt zu tun gibt und wie man am besten herumkommt. Venedig ist ja als autofreie Stadt schon ziemlich ungewöhnlich. Die wichtigsten Tipps schicken wir den Gästen bereits vor der Anreise unaufgefordert per Mail zu. Der Aufenthalt soll möglichst «hassle free» sein. Zuletzt gab es viele Fragen wegen dem «Green Pass» und zu allfälligen Testmöglichkeiten vor Ort - auch da helfen wir natürlich gerne aus.

Was sind die weiteren Vorzüge des Hotels?

Schon nur die Gänge auf den Etagen laden zum Verweilen ein, mit Büchern und Spielen oder auch einem Konzertflügel, die man allesamt frei nutzen kann. Im Erdgeschoss gibt es eine gemütliche Bar, den geschmackvoll eingerichteten Frühstücksraum sowie natürlich den Garten, in dem man einfach relaxen oder auf Wunsch auch speisen kann. Kunst und Design sind allgegenwärtig.

Wir haben zwar kein eigenes Restaurant im Haus , aber auf Wunsch und mit Vorreservation bieten wir ganz besondere Dinners im Haus an, gerne auch in unserem Garten - wir nennen das die «Dinner Experience» mit schmackhaften lokalen Gerichten mit Fleisch, Fisch aber auch vegetarisch. Die Gerichte werden jeweils vor Ort in unserer Küche frisch zubereitet. Auch das Frühstück wird immer frisch zubereitet; wir kaufen  selber auf lokalen Märkten ein und bieten für unsere Grösse eine grosse Vielfalt an Optionen an, über die unsere Gäste immer wieder  glücklich staunen! Weil wir sehr bewusst auf ein paar Features von grossen Luxushotels verzichtet haben, sind wir als Viersternhotel klassifiziert. Die Einrichtung, der Service und das Ambiente allgemein sind aber definitiv auf Fünfstern-Niveau.

Wer kommt denn derzeit eigentlich zu Ihnen ins Hotel?

Die meisten Gäste sind aus Europa, mit dem klar grössten Anteil aus dem DACH-Raum. Wir haben aber auch bereits wieder einige Gäste aus den USA. Aktuell haben wir kaum Besucher aus Russland oder Asien. Dank dem Engagement unserer Partnerin Astrid Oberhummer von Lobster Experience in Osteuropa kommen nun vermehrt auch Osteuropäer zu uns. Wir möchten gerne noch etwas stärker in Frankreich und im Vereinigten Königreich bekannt sein. Daran arbeiten wir.

Wie kommen die Gäste zu Ihnen?

Die meisten Gäste kommen mit dem Auto, viele auch mit dem Flugzeug oder dem Zug. Wir befinden uns hier etwas abseits der klassischen Sehenswürdigkeiten, aber eigentlich nicht weit vom Bahnhof Santa Lucia und auch ganz nahe zu Fährstationen, mit denen man leicht nach Murano und Burano hinüberkommt, oder zur Piazzale Roma, wo die grossen Parkings sind, oder auch zum Lido. Für den Transfer ab den Parkings zu uns kann man also den Wasserbus nehmen, vielleicht auch zu Fuss laufen, oder aber einen Privattransfer mit dem Schiff buchen. Das kostet 70 Euro, ist aber ein wunderbarer Einstieg ins Erlebnis Venedig.

Sprechen wir mal über das Quartier, in dem sich das Heureka befindet. San Marco und Rialto sind nicht gleich um die Ecke. Ist das nicht ein Problem?

Im Gegenteil. Gerade solche, die Venedig schon kennen, schätzen die Abgeschiedenheit. Man muss etwas weiter laufen ins Zentrum, aber so gross ist Venedig nun auch nicht, und die Spaziergänge über die vielen Brücken haben ihren ganz eigenen Reiz. Hier im Quartier Cannaregio gibt es authentische Restaurants und viele Studenten. In der Nähe befand sich früher das Judenghetto, der Wohnraum ist hier oftmals etwas kleiner, dafür auch günstiger. Gleich neben dem Hotel befindet sich übrigens auch die Kirche Madonna dell'Orto, in welcher das Grab von Tintoretto und einige seiner Original-Malereien zu finden sind. Ein venezianisches Juwel, das weniger Touristen anzieht als die Klassiker. Wie bereits erwähnt kommt man von hier aus auch schnell nach Murano zu den berühmten Gläsereien hinüber. Wir finden die Lage vorzüglich - auch für Erstbesucher.

«Hier im Quartier Cannaregio gibt es authentische Restaurants und viele Studenten.»

Kommen wir noch auf den Vertrieb zu sprechen: Wie bringen Sie ihr Hotel an die Kundschaft?

Wir arbeiten am liebsten mit Agenturen, also mit Reisebüros bzw. Reisebüro-Kooperationen. Wir nehmen persönlich an diversen Schulungs-Events teil, etwa jetzt dann wieder an der Loop Luxury Fair in Wien. Wir arbeiten auch mit PR-Firmen, etwa in den USA. Nicht finden werden Sie uns auf Booking.com oder ähnlichen Portalen. Dort möchten wir nicht sein. Luxusverkauf ist eben irgendwie noch «old school» und hat viel mit Vertrauen und persönlichem Engagement und etwas weniger mit Technologie zu tun.

Haben Sie wegen der Pandemie eigentlich ein verändertes Kundenverhalten festgestellt?

Mir scheint, die Gäste reisen weniger oft, dafür länger. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer beträgt immer noch 3-4 Tage, doch scheint mir, dass es nun doch öfter vorkommt, dass jemand auch mal gleich eine Woche bleibt und Venedig ganz entspannt geniesst. Aktuell lässt sich Venedig besonders  gut geniessen - ob die Stadt allerdings ihre Overtourism-Lektion gelernt hat, wird sich in den kommenden Monaten oder Jahren zeigen.

Wir werden auf jeden Fall weiterhin ein ruhiger, angenehmer Rückzugsort im historischen Herzen Venedigs sein.

(JCR)