Hotellerie

De Luxe «Wir brauchen in Europa definitiv mehr Hotels»

Ihr Luxuslevel liegt gleichauf mit grossen Namen wie Peninsula und Co., sie sind aber hierzulande weit weniger bekannt: die Hotels und Resorts von The Langham. Wie er die Herzen des DACH-Markts erobern möchte und was Venedig damit zu tun hat, verrät Chief Operational Officer Bob van den Oord im Gespräch.

Herr van den Oord, auf den Punkt gebracht: Wofür steht die Marke Langham?

Die Marke The Langham Hotels & Resorts hat ihren Ursprung im Jahr 1865 mit einem Haus in London. Mittlerweile gehören 25 Hotels in den wichtigsten Städten rund um die Welt dazu. Wir stehen für persönlichen, unprätentiösen Service mit einem Hauch von Britishness – da liegen schliesslich unsere Wurzeln. So servieren wir etwa in all unseren Hotels einen bereits mehrfach ausgezeichneten Afternoon Tea. Auch Kunst spielt für uns eine wichtige Rolle: Das jüngst wiedereröffnete Haus in Boston ist wie eine Galerie mit seinen 268 Kunstwerken, von denen viele eigens für das Hotel angefertigt wurden. Ausserdem gibt es auch eine spielerische Note: Jedes Haus hat eine Signature Bar wie unsere Artesian Bar in London – ein Ort, an dem die Menschen Spass haben.

Die vergangenen 18 Monate waren eine sehr herausfordernde Zeit für alle Touristik-Unternehmen. Wie hat die globale Marke Langham die Krise erlebt?

Es war natürlich nicht leicht – insbesondere, weil jede Region auf der Welt anders damit umgegangen ist. Was uns jetzt Mut macht ist zu sehen, wie gut China durch die Krise gekommen ist. Auch wenn es dort jetzt gerade einen kleinen Rückschritt gibt, sehen wir sehr gute Belegungsraten in unseren Hotels. Auch die USA sind vergleichsweise schnell durch die Pandemie gekommen, der Markt läuft fast schon wieder ganz normal. Am meisten Sorgen macht uns die Pazifik-Region, weil dort nach wie vor eine Zero-Covid-Strategie verfolgt wird, die sehr schwierig umzusetzen ist. Unsere Hotels dort sind momentan geschlossen, die in anderen Ecken der Welt haben sich in erster Linie auf Staycations fokussiert. Im Grossen und Ganzen hoffen wir, dass sich im Laufe des kommenden Jahres die Situation wieder normalisiert. So etwas braucht einfach seine Zeit. Aber fest steht: Die Menschen wollen wieder reisen.

Die Marke Langham ist im DACH-Markt noch nicht so bekannt wie in anderen Destinationen. Was unternehmen Sie, um den Bekanntheitsgrad zu steigern?

Wir brauchen in Europa definitiv mehr Hotels, und natürlich halten wir auch schon die Augen offen. Zuletzt haben wir die Langham Nymphenburg Residence in München eröffnet, die direkt neben der berühmten Porzellanmanufaktur liegt. In wenigen Jahren wollen wir ein Hotel in Venedig eröffnen, genauer gesagt auf der Insel Murano. Es wird 140 Zimmer haben und direkt an der Lagune liegen, der Architekt ist Matteo Thun. Dies wird helfen, unsere Marke auch in den deutschsprachigen Markt hineinzutragen – Deutsche wie auch Schweizer und Österreicher lieben schliesslich Italien! Zudem werden wir das Haus in London, das im DACH-Markt ebenfalls sehr beliebt ist, noch mehr aufwerten. Geplant ist unter anderem eine Rooftop Bar.

«Aus meiner Sicht passen Nachhaltigkeit und Luxus wunderbar zusammen.»

Welche Rolle spielen Reisebüros und Veranstalter hierzulande für The Langham?

Wir verzeichnen aus dem deutschen Markt einen richtig guten Mix aus allen Buchungskanälen: Reiseveranstalter, Direktbuchungen und Geschäft aus dem Corporate-Bereich sind sehr ausgewogen. Das alles läuft aber momentan noch auf einem niedrigen Niveau. Um die Verbindung mit dem stationären Vertrieb zu intensivieren, müssen und wollen wir die Reiseberater in unsere Hotels einladen. Dazu haben wir seit Jahren ein spezielles Programm, das wir auch weiterhin fortführen werden.

Hotelgäste erwarten immer mehr Experiences, die ihnen durch die Unterkunft geboten werden. Wie reagiert Langham darauf?

Mit vielen Ideen: In Sydney haben wir die Salon Series aufgelegt, eine Konzertreihe mit einem renommierten Pianisten. Diese Events haben wir als Package mit Hotelübernachtungen verkauft, das war schnell ausgebucht. In Hongkong haben wir eine Bentley-Experience aufgelegt. Dort bieten wir auch geführte Besuche der lokalen Märkte für unsere Gäste an. Selbst Pet Packages sind im Portfolio, bei denen die Vierbeiner nach Strich und Faden verwöhnt werden!

Nachhaltigkeit hat durch die Pandemie noch an Bedeutung gewonnen. Wie sieht Langhams Strategie bei diesem Thema aus?

Was die Pandemie hervorgebracht hat, bezeichne ich als 'positive luxury'. Die Menschen möchten wieder Zeit mit der Familie verbringen, das Thema Health & Wellness ist stärker in den Fokus gerückt. Und wir stellen fest, dass sie von Unternehmen nachhaltiges Agieren erwarten. Insgesamt geht es also darum, sich selbst gut zu fühlen, aber auch unserem Planeten etwas Gutes zu tun. The Langham hat verschiedene Initiativen aufgelegt, so wird etwa Einwegplastik bis Ende des Jahres aus allen Häusern verschwunden sein und auf den Menü-Karten werden künftig nur noch nachhaltige Speisen angeboten. Zudem arbeiten wir an unserer eigenen Abfüllanlage, um das Wasser in den Zimmern künftig in Glasflaschen zur Verfügung stellen zu können. Wir stellen jede einzelne Stufe der operativen Schritte auf den Prüfstand ­– denn aus meiner Sicht passen Nachhaltigkeit und Luxus wunderbar zusammen. Auch wenn Nachhaltigkeit nicht unbedingt gezielt nachgefragt wird, so ist sie dennoch in den Köpfen der Gäste sehr präsent. Und ich bin überzeugt davon, dass die Hotels, die das bieten können, auch in Zukunft Erfolg haben werden.

(Das Gespräch führte Iris M. Köpke)

(LUX)