Hotellerie
Aus Hotelzimmern entstehen immer mehr Mini-Wohnungen
Die Stadt-Zürich als beliebtes Städtereiseziel? Das war einmal vor der Corona-Pandemie. Seit mehr als einem Jahr besuchen Touristen und Geschäftsreisende aus aller Welt die Stadt nur noch spärlich. Als direkte Folge davon kriegt die Stadthotellerie ihre Zimmer nicht mehr voll. Ausserdem kündigte der Stadtrat im letzten Dezember an, dass Zweitwohnungen nur noch in Gewerbezonen erlaubt seien. Eine Möglichkeit, dieser Entwicklung entgegenzuwirken, ist, wieder gewöhnliche Wohnungen anzubieten. Und genau auf diesem Weg befindet sich die Branche derzeit, wie der «Tagesanzeiger» (Abo) in einem Artikel schreibt.
In Zürich habe sich in der vergangenen zehn Jahre ein Überangebot von zentralen Hotels entwickelt. Unzählige Wohnhäuser wurden von Eigentümern gekauft und als Guesthouses oder Businessapartments umgebaut. Gerade in Zeiten von Corona ist es schwierig, diese zu füllen - erst recht wenn man grosse und neue Hotels wie das Hours an der Europaallee als Mitbewerber hat. Martin von Moos, Präsident des Zürcher Hotelier-Vereins, bestätigt diese Entwicklung gegenüber der Zeitung: «Individualhotels, die nicht zu einer internationalen Kette gehören, haben es gerade sehr schwer.» Ihm seien mindestens zwölf Häuser bekannt, die seit Pandemiebeginn schliessen mussten. So etwa das Ascot und der Glärnischhof in der Enge oder das Coronado beim Irchelpark.
Auch die Agnesa AG schloss mehrere ihrer Gasthäuser und Businessapartments und wandle diese nun in normale Wohnungen um. Und auch viele kleinere Anbieter würden ihre Apartments wieder im normalen Wohnungsmarkt vermieten, wie ein Blick auf die Suchplattformen zeige. Doch auch grosse Anbieter wie etwa das Swissôtel in Oerlikon sehen ihr Potenzial im Wohnungsmarkt. Bereits im Januar wurde bekannt, in den Stockwerken 13 bis 28 rund 132 1,5 bis 2,5 Zimmer Wohnungen entstehen sollen.
Leben auf kleinem Raum
Grosse geräumige Wohnungen wird es aber wohl nicht geben. Viel mehr wird auf Kleinstwohnungen gesetzt, erklärt Hans Ulrich Kobelt, Eigentümer der Agensa AG im Bericht: «Wir setzen auf Kleinstwohnungen». 15 bis 30 Quadratmeter gross seien die Studios, schreibt die Zeitung mit Bezug auf die Bauausschreibungen und Inseraten. Zu einem stolzen Preis von 1200 Franken pro Monat. So können die Einnahmen zu 90 Prozent (im Vergleich zu vorher) gehalten werden. Andere Hotels wiederum versuchen sich an der Zwischennutzung, um das ausbleibende Geld wett zu machen.
Auch Airbnb spürt das ausbleiben von Touristen. «In der Stadt Zürich ist die Nachfrage um 80 bis 90 Prozent eingebrochen», schätzt Frank Salvisberg, dessen Firma Zwischenraum Immobilien AG, leer gekündigte Häuser unter anderem über Airbnb vermittelt, gegenüber der Zeitung. Generell würden weniger Unterkünfte auf der Plattform ausgeschrieben, was darauf deute, dass sich diese wieder im Erstwohnungsmarkt befinden. Er zweifle, ob die Zürcher Airbnb-Auswahl je wieder das Vor-Corona-Level erreiche.
Immerhin jemand profitiert teilweise von der Situation: «Durch Hotelschliessungen kommen für uns attraktive Liegenschaften auf den Markt», sagt die Gründerin und Chefin von Visionapartments, Anja Graf. Zwar sei die Auslastung um 10 bis 15 Prozent zurückgegangen, jedoch kämen durch Hotelschliessungen attraktive Liegenschaften auf den Markt. Diese können relativ problemlos umgerüstet werden.